Acht Köpfe für den Kandidaten

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Guten Morgen,

herzlich willkommen zum Campaign Briefing aus der Hauptstadt – direkt von der Pioneer One.

Unsere Themen heute:

  • Strategiewechsel in der Union. Armin Laschet stellt heute gleich mehrere Mitglieder seines Wahlkampf-Teams vor. Wir sagen, wer dabei ist und warum.

  • In unserem Pioneer Panel haben wir knapp 5.000 Abonnenten zu ihrer Sicht auf die Pandemie-Politik befragt, mit überraschenden Ergebnissen.

  • Die Bundeswehr hat bei ihren Evakuierungsflügen aus Kabul lediglich 30 Ortskräfte ausfliegen können. Wir kennen die Details.

Armin Laschet geht mit Team in die Offensive

Die Umfragen für die Union sinken weiter, der Kanzlerkandidat ändert drei Wochen vor der Wahl seine Strategie.

Entgegen früherer Überlegungen stellt Armin Laschet heute Morgen in Berlin nun doch ein größeres Team vor, das die Breite der Partei repräsentieren und die wichtigsten Wahlkampfthemen der Partei in den Vordergrund stellen soll.

Prominente Persönlichkeiten sind abgesehen von dem Wirtschaftspolitiker Friedrich Merz nicht dabei, doch Laschet überrascht mit einer paritätischen Besetzung, einer breiten Mischung und zwei Polit-Neulingen.

Für viele unerwartet hat Laschet den Musikmanager und Berliner Bundestagskandidaten Joe Chialo für den Bereich Kultur & Kreativwirtschaft nominiert. Chialo hat bisher keinerlei politische Erfahrung.

Joe Chialo, CDU-Kandidat aus Berlin.  © Anne Hufnagl

Der Londoner Terrorismusforscher Peter R. Neumann soll den Bereich Innere und Äußere Sicherheit abdecken. Der Professor am King's College in London stand Laschet schon 2017 als Berater im Landtagswahlkampf zur Verfügung. Er gilt als versierter Sicherheitsexperte. Schon kommende Woche will er ein erweitertes Kompetenzteam vorstellen und inhaltliche Vorschläge machen.

Parität und Proporz, Jung und Alt, konservativ und progressiv, Ost und West sollte das Team abbilden, heißt es. Das zumindest ist gelungen.

Dabei sind noch die als besonders liberal geltende schleswig-holsteinische Kultusministerin Karin Prien (Bildung), die CDU-Vizechefin Silvia Breher (Familie) und die sächsische Kultur-Staatsministerin Barbara Klepsch für den Bereich Soziales und gleichwertige Lebensverhältnisse).

© dpa

Die Mitglieder des Teams wurden offenbar erst kurz vorher informiert, selbst Friedrich Merz musste spontan einen geplanten Wahlkampfauftritt in Mecklenburg-Vorpommern absagen, um heute rechtzeitig in Berlin zu sein. Einige erfuhren erst gestern von ihrer Nominierung.

Der für die Klima- und Umweltpolitik nominierte Fraktionsvize Andreas Jung, der erst am Montag mit dem Bundestagsabgeordneten Thomas Heilmann und der Bremer Junge Union-Chefin Wiebke Winter ein energiepolitisches Positionspapier vorgestellt hatte, wusste Anfang der Woche noch von nichts.

Andreas Jung, Wiebke Winter, Thomas Heilmann, Armin Laschet (v.l.) © dpa

Hintergrund ist nicht nur die Sorge um die Vertraulichkeit, sondern auch Diskussionen im Wahlkampfteam von Laschet.

Die Bedenken, dass ein Kompetenzteam die amtierenden Unions-Minister im Bundeskabinett diskreditiert und zu Enttäuschungen führen könnte, hatte auch Laschet ernst genommen. Sie wurden angesichts der miesen Umfragewerte nun aber beiseite geschoben.

In der CDU wurden zugleich die Rufe nach einer Teamlösung mit neuen Gesichtern lauter.

Ein Laschet-Mann betonte:

Wir können keine Rücksicht auf die Bundesregierung nehmen, es geht jetzt um die Zukunft der Union."

Aus der aktuellen Bundesregierung ist nur CSU-Politikerin Dorothee Bär dabei, die als Digital-Staatsministerin im Kanzleramt und nun auch für Laschet den Themenbereich Digitales koordinieren soll.

Gesundheitsminister Jens Spahn, der sich früh zum Team Laschet bekannt hat, und die NRW-Integrationsstaatssekretärin Serap Güler sind heute nicht dabei. Laschet wollte angeblich die ohnehin vorhandene NRW-Dominanz in der CDU-Spitze nicht weiter befeuern.

Das trifft auch Carsten Linnemann, den Chef der Mittelstandsunion, der nicht berücksichtigt wurde.

Dennoch: Warum die CDU im Wahlkampf populäre und erfolgreiche Ministerpräsidenten wie Daniel Günther und Michael Kretschmer außen vorlässt und warum Markus Söder nicht doch noch zu einer prominenteren Rolle gedrängt werden kann, fragen sich manche in der CDU.

Fraktionschef Ralph Brinkhaus sollte eigentlich für das Thema Modernisierung des Staates präsentiert werden, berichtet einer. Doch es kam anders.

Nicht besonders glücklich soll auch die einflussreiche Chefin der Frauen Union, Annette Widmann-Mauz, sein, die noch am vergangenen Sonntag als Unterstützerin Laschets am Rande des ersten TV-Triells zu sehen war, und nun nicht dabei ist.

Die Mitglieder des Teams stellen wir hier nochmal gesondert vor.

Sie sollen Laschets Wahlkampf retten

4 Frauen, 4 Männer. Armin Laschet präsentiert doch ein Wahlkampfteam. Wir stellen die Personen vor.

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Veröffentlicht in Hauptstadt – Das Briefing von Michael Bröcker Rasmus Buchsteiner.

Artikel

1. Neuer Hacker-Angriff im Bundestag

Im Bundestag hat sich offenbar ein neuer Angriff von Hackern auf private E-Mail-Konten ereignet. Dies geht aus einem Schreiben der SPD-Fraktionsgeschäftsführerin Josephine Ortleb vom Donnerstag an die Fraktion hervor.

Das Schreiben liegt uns vor.

Demnach habe das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) "darüber informiert, dass Abgeordnete und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den MdB-Büros und den Fraktionen möglicherweise von einem Cyberangriff betroffen sein könnten."

Die bevorstehende Bundestagswahl lässt Deutschland ins Visier von Cyber-Kriminellen rücken. © Imago

Gezielte Phishing-Angriffe sollen demnach vor allem auf private E-Mail-Konten vom Anbieter T-Online ausgeführt werden. Ortleb warnte, es sei "zu befürchten, dass der Angriff auch gegen Konten bei anderen E-Mail-Anbietern geführt wird".

Ziel dieser Angriffe sei das Erbeuten der Zugangsdaten und die Übernahme des Kontos. Der Angriff sei mit der Ghostwriter-Attacke vom Anfang des Jahres vergleichbar. Die Bundestagsverwaltung hat bereits die möglicherweise betroffenen Büros informiert.

2. Mehrheit der Pioneers wünscht sich 2G-Regel

In der aktuellen Befragung unseres Pioneer Panels wollten wir in dieser Woche von unseren Leserinnen und Lesern wissen, wie sie zu wichtigen Fragen der Corona-Politik stehen.

4.475 Leser von Steingarts Morning Briefung und Pioneers wurden vom Meinungsforschungsinstitut Forsa in unserem Auftrag befragt.

Zunächst interessierte uns der Impfstatus:

Obwohl 90 Prozent der Pioneers bereits mindestens einmal geimpft sind, ist die Mehrheit gegen eine Impfpflicht - rund zwei Drittel sind dagegen.

Trotzdem ist eine große Mehrheit der Pioneers für weniger Rechtseinschränkungen für Geimpfte. Rund drei Viertel befürworten die 2G-Regel, nach der Geimpfte und Genesene weniger Einschnitte in die Freiheitsrechte akzeptieren müssten.

3. Neuer CSU-Vorstoß gegen Gender-Sprache

Die CSU will kurz vor der Bundestagswahl ein Zeichen gegen die Verwendung von Gender-Sprache in Staat, Verwaltung und öffentlich-rechtlichem Rundfunk setzen.

Das geht aus dem Antragsbuch für den CSU-Parteitag am 10. und 11. September in Nürnberg hervor, das ThePioneer-Chefkorrespondent Rasmus Buchsteiner vorliegt.

Staatliche Behörden, der öffentlich-rechtliche Rundfunk sowie Schulen und Universitäten sollten „die deutsche Rechtschreibung nach den seit jeher bekannten und bewährten Vorgaben des deutschen Rechtschreibrates befolgen“, heißt es in einem Antrag der Jungen Union Bayern.

Weiter heißt es darin:

Der Kampf um die Sprache ist die wesentliche Form der geistigen Selbstbehauptung… Gerade Sprachverrenkungen durch den seltsamen Genderstern, das Binnen-I oder dergleichen sind nicht durchzuhalten: Man stelle sich vor, die Bürgermeisterin würde zukünftig zur „BürgerInnnenmeisterIn“.

Söder mit CSU-Wahlprogramm © dpa

Die Antragskommission empfiehlt, den Antrag an die CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag und die CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag zu überweisen. Inhaltlich stellt sich die Kommission hinter die Forderungen der bayerischen JU:

Reine Kunstformen wie der Genderstern stören den Lesefluss und sorgen für Irritationen. Die meisten Leser fühlen sich von der Gendersprache gerade nicht angesprochen.

Am heutigen Freitag wird der CSU-Vorstand den Parteitag vorbereiten. Auch die Bezirksvorsitzenden beraten über die Lage. Am zweiten Tag des Delegiertentreffens wird Kanzlerkandidat und CDU-Chef Armin Laschet in Nürnberg erwartet.

4. Hauptstadt Podcast: SPD-Chefin will stärker gegen Steuervermeidung vorgehen

SPD-Chefin Saskia Esken unterstützt im Grundsatz den Vorstoß des baden-württembergischen Landesfinanzministers Danyal Bayaz (Grüne) für anonyme Hinweise zur Steuerhinterziehung.

"Es ist eine wichtige Aufgabe des Staates und vor allem der Finanzministerien, dafür zu sorgen, dass sowohl Steuervermeidung als auch kriminelle Steuerhinterziehung entsprechend verfolgt wird", sagte uns Esken in der aktuellen Folge des Hauptstadt Podcasts.

Dazu brauche es vor allem Personal, um das auch umsetzen zu können. "Die Möglichkeit, anonym auch Hinweise zu geben, ist schon lange auf allen Ebenen gegeben", sagte Esken.

Von der Linkspartei distanzierte sich die Parteichefin:

Wir haben vergangene Woche erlebt, dass die Linkspartei aus ihrer oppositionellen Rolle heraus ein Abstimmungsverhalten an den Tag gelegt hat, was man schon fast als verantwortungslos bezeichnen muss.

"Das ist schon ein Zeichen dafür, dass da auch eine Regierungsbereitschaft eher in Frage zu stellen ist", sagte die SPD-Chefin.

Außerdem im Hauptstadt Podcast:

  • Der Wahlkampfendspurt: Wer gewinnt, wer verliert, wer wird was?

  • Eine neue Initiative von Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) zur Bekämpfung von häuslicher Gewalt.

  • Berlin blickt auf das nächste TV-Triell bei ARD und ZDF. Was wird anders?

  • Unser Kurz-Interview "Ein Satz zu..." dieses Mal mit Marie von den Benken, Autorin, Model und SPD-Influencerin.

Marie von den Benken, SPD-Influencerin. © dpa

Außerdem analysieren wir in dem Podcast die steigenden Chancen, dass Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier doch noch eine zweite Amtszeit bekommen könnte.

Hier können Sie die aktuelle Folge ab 12 Uhr hören:

5. Kabul: Bundeswehr bestätigt Evakuierung von nur 30 eigenen Ortskräften

Die von der Bundesregierung organisierte Luftbrücke aus Kabul hat nach aktualisierten Angaben nur 30 eigene Ortskräfte der Bundeswehr vor den militant-islamistischen Taliban in Afghanistan in Sicherheit gebracht.

Dies bestätigte uns ein Sprecher des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr.

Nach einer ersten Auswertung sind demnach zudem etwa 80 Angehörige ausgeflogen worden.

„Noch nicht bekannt ist, wie viele eventuell auf anderen Wegen Afghanistan verlassen konnten“, sagte der Sprecher unserem Reporter Christian Schweppe. Ungefähr 3.000 schutzbedürftige und berechtigte Ortskräfte der Bundeswehr befänden sich vermutlich noch dort.

Flughafen Kabul während der Evakuierung. © imago

Seit Mai waren weitere 360 Ortskräfte der Bundeswehr nach Deutschland gekommen.

Gemeinsam mit ihren Familienangehörigen handelt es sich hierbei um eine erste Gruppe von rund 2.000 Personen, hieß es seitens der Bundeswehr.

Ein genauer Überblick über den Verbleib vieler Ortskräfte liegt der Bundesregierung nicht vor.

Diese waren insbesondere für das Bundesinnenministerium (BMI) sowie das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) tätig.

Insgesamt bewegte die deutsche Luftbrücke nach Angaben des BMI mindestens 4.587 Menschen, davon 3.849 Afghanen und 403 deutsche Staatsangehörige.

Bei vielen handelt es sich dabei um Doppelstaatler.

Angela Merkel am Donnerstag in Stralsund, links: CDU-Wahlkreiskandidat Georg Günther  © dpa

Bundeskanzlerin Angela Merkel plant wenige Tage vor der Bundestagswahl in ihrem bisherigen Wahlkreis einen gemeinsamen Auftritt mit Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet. Für den 21. September ist eine Veranstaltung in Stralsund geplant, wie uns in Parteikreisen bestätigt wurde.

Am Donnerstag hatte Merkel noch einmal die Hansestadt in ihrem Wahlkreis besucht. Sie schlenderte durch die Innenstadt von Stralsund und sprach vor 150 Gästen in der Kulturkirche St. Jacobi. Für die CDU tritt in dem Wahlkreis nun der 33-jährige Georg Günther an.

CSU-Chef Markus Söder leistet in diesen Tagen Wahlkampf-Schützenhilfe für CDU-Bundestagsabgeordnete und Direktkandidaten. Unter ihnen sind viele, die sich im April im Kampf um die Kanzlerkandidatur für Söder ausgesprochen hatten.

Der CSU-Chef spricht individuelle Videobotschaften für Social-Media-Kanäle ein oder ist über Video an Wahlkampf-Veranstaltungen zugeschaltet. Mehr als 50 CDU-Politiker unterstütze Söder auf diese Weise, heißt es in Parteikreisen.

Christian Freiherr von Stetten © imago

Am Donnerstag nahm der CSU-Chef virtuell an einer Veranstaltung der hessischen Bundestagsabgeordneten Astrid Mannes teil.

Für den 8. September lädt Christian von Stetten in Schwäbisch-Hall zu einer Diskussion mit Söder ein. Von Stetten, Chef des einflussreichen Parlamentskreises Mittelstand (PKM), zählte zu den lautstärksten Befürwortern einer Söder-Kanzlerkandidatur.

Auch JU-Chef Tilman Kuban und Sachsens CDU-Spitzenkandidat Marco Wanderwitz haben bereits Wahlkampf-Unterstützung des Bayern erhalten.

Die Linke reibt sich die Hände über die Rote-Socken-Kampagne der Union. Bislang hatte die in den Umfragen bei sechs, sieben Prozent verharrende Partei Mühe, in der öffentlichen Debatte überhaupt vorzukommen. Nun ist sie zentrales Thema.

"Gut für uns: Diese Panikmache schafft für uns Raum, um über unsere Ideen zu reden“, sagte Bundesgeschäftsführer Jörg Schindler unserer Kollegin Marina Kormbaki.

"Gesellschaftlich gibt es doch keine Angst vor Roten Socken“, so Schindler. Groß sei hingegen die Sorge davor, dass es keinen Politikwechsel geben werde. "Davor haben die Konservativen natürlich Angst“, sagt er.

Linken-Bundesgeschäftsführer Jörg Schindler © Imago

Im Netz greifen die Linken Warnungen von Unionspolitikern vor einer möglichen Koalition aus SPD, Grünen und Linkspartei begeistert auf.

So hatte CSU-Chef Markus Söder auf Twitter appelliert: „Wir müssen alles tun, um einen historischen Linksrutsch in Deutschland zu verhindern.“

Woraufhin Parteichefin und SpitzenkandidatinJanine Wissler schrieb: „Ja zum historischen Linksrutsch!“ Im Karl-Liebknecht-Haus, der Linken-Parteizentrale, hofft man nun, dass sich die unverhoffte Aufmerksamkeit positiv in den Umfragen niederschlägt.

Wahlkreis 5 - Kiel: Mathias Stein vs. Luise Amtsberg

In 299 Wahlkreisen bewerben sich Kandidatinnen und Kandidaten für ein Direktmandat im Deutschen Bundestag. Von Flensburg-Schleswig, dem Wahlkreis 1, bis Homburg, der Nummer 299, geht es mal knapper und mal deutlicher, mal prominenter und mal unbekannter zu.

Bis zur Bundestagswahl stellen wir rund 40 Wahlkreise vor, auf die es zu achten lohnt. Weil es knapp ist, weil Prominente antreten oder ein Swing bevorsteht.

Heute werfen wir einen Blick in die nördlichste Landeshauptstadt Deutschlands - in den Wahlkreis Kiel.

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Der Wahlkreis 5 umfasst die Stadt Kiel sowie die Gemeinden Kronshagen und Altenholz. Rund 200.000 Wahlberechtigte leben hier. 2017 lag die Wahlbeteiligung bei 74 Prozent.

Bei der letzten Bundestagswahl gewann SPD-Kandidat Mathias Stein das Direktmandat mit 31,1 Prozent der Erststimmen hauchdünn vor Thomas Stritzl von der CDU (30,5 Prozent). Die Grünen-Kandidatin Luise Amtsberg landete mit 14,4 Prozent abgeschlagen auf Platz drei.

Vier Jahre später hat sich einiges geändert. Stein möchte sein Mandat verteidigen, seine Hauptkonkurrenz dürfte in diesem Jahr aber wohl nicht CDU-Mann Stritzl, sondern Amtsberg von den Grünen sein, die ebenfalls erneut kandidiert.

Bewerben sich um das Direktmandat im Wahlkreis Kiel: SPD-Kandidat Mathias Stein (links) und Luise Amtsberg von den Grünen. © ThePioneer

Nach aktuellen Prognosen von election.de liegen Stein und Amtsberg im Rennen und die meisten Erststimmen nahezu gleich auf. Die Webseite sieht beim SPD-Kandidaten leicht höhere Chancen, direkt in den Bundestag einzuziehen.

Mathias Stein und Luise Amtsberg haben von uns jeweils identische Fragebögen erhalten. Hier sind die Antworten in unserem ThePioneer-Battleground.

Der Mandatsinhaber

Möchte sein Direktmandat im Wahlkreis Kiel verteidigen: SPD-Kandidat Mathias Stein.  © Olaf Bathke

Wer bin ich? Mathias Stein, 51, Wasserbauer und Bautechniker, Läufer und Schwimmer.

Wo wohne ich? In der Kieler Altstadt mit Blick auf die HDW-Kräne, das Kieler Rathaus und die Nikolaikirche.

Was zeichnet mich aus? Ich gehe gelassen an die Dinge heran und begreife Politik als Teamspiel: Gemeinsam erreichen wir mehr. Dies gilt für die innerparteiliche Zusammenarbeit sowie für die Zusammenarbeit mit anderen Abgeordneten im Deutschen Bundestag.

Lieblingsort im Wahlkreis: In Kiel bin ich gern am Wasser: Ich gehe an der Kiellinie joggen oder in der Förde schwimmen.

Meine analoge Wahlkampf-Strategie: Als Fahrradabgeordneter bin ich im Wahlkreis mit meinem roten Lastenrad unterwegs. Viele Leute erkennen mich und sprechen mich an. Ich kann jederzeit anhalten und mit den Menschen reden. Regelmäßig lade ich zu politischen Radtouren ein.

Meine digitale Wahlkampf-Strategie: Ich biete meinen Follower*innen auf verschiedenen Kanälen eine bunte Mischung aus Informationen und Unterhaltsamen an. Dabei ist mir wichtig, meine Ziele positiv herauszustellen: Ich möchte nicht andere Ideen schlecht machen, sondern mit meinen überzeugen. Gern gehe ich in den Austausch mit meinen Follower*innen und starte kleine Challenges: Wer postet als erstes ein Selfie mit einem meiner Wahlplakate?

Bestes Give-Away: Ich habe ein kleines quadratisches Büchlein ("Pixi-Buch") herausgegeben, in dem ich meine wichtigsten politischen Vorhaben erläutere. Dieses Buch gibt es auch in leichter Sprache, damit sich Menschen mit Behinderungen und Nicht-Muttersprachler*innen gut informieren können.

Mein politisches Thema: Ich kämpfe für die solidarische Verkehrswende, damit sich alle Menschen umweltfreundliche Mobilität leisten können und der Verkehr seinen Beitrag zum Klimaschutz leistet. Als Gewerkschafter ist zudem der Kampf um gute Arbeitsbedingungen seit jeher eins meiner Herzensanliegen.

Als erstes ändere ich: Tempo 130 auf deutschen Autobahnen – das nützt der Umwelt und der Verkehrssicherheit.

Wunsch-Koalition: Rot-grün.

Mein Slogan: Kein offizieller Slogan, aber mein Motto: Selbst bei Gegenwind und Regen macht der Wahlkampf auf dem Fahrrad Spaß!

Größte Stärke meiner Konkurrentin: Bei ihrem Fachthema, der Flüchtlings- und Migrationspolitik, ist Luise Amtsberg bundesweit gut vernetzt.

Größte Schwäche meiner Konkurrentin: Luise Amtsberg hat keine Erfahrung, wie man einen Wahlkreis direkt gewinnt.

Auf diesen Termin freue ich mich: Ein besonderes Highlight war der Besuch von Olaf Scholz. Jetzt freue ich mich auf viele spannende Gespräche an den Haustüren in Kiel, Altenholz und Kronshagen.

Die Herausforderin

Bewirbt sich um das Direktmandat im Wahlkreis Kiel: Grünen-Kandidatin Luise Amtsberg. © Timo Wilke

Wer bin ich? Mein Name ist Luise Amtsberg. Ich bin 36 Jahre alt und seit 2013 Abgeordnete des Deutschen Bundestages. Wenn es die Zeit zulässt, male ich gern auf großen Leinwänden. Ansonsten bin ich gern im, am und auf dem Wasser. Das Windsurfen hat es mir besonders angetan.

Wo wohne ich? Ich wohne in Kiel Schreventeich.

Was zeichnet mich aus? Wenn mich ein Thema gepackt hat, lass' ich nicht locker.

Lieblingsort im Wahlkreis: Die Strände in und um Kiel.

Meine analoge Wahlkampf-Strategie: Ich habe in diesem Wahlkampf auf Bundesthemen, die vor Ort in Kiel hoch relevant sind, gesetzt. Zum Beispiel den Schutz der Ostsee. Wir begleiten diese Themen digital und physisch mit Veranstaltungen. Am wichtigsten ist mir aber der direkte Kontakt zu den Menschen in Kiel. Ich bin jede freie Minute unterwegs und im Gespräch.

Meine digitale Wahlkampf-Strategie: Ich bewege mich vor Allem auf Instagram. Dort nehme ich die Leute täglich mit und versuche Einblicke in meinen politischen Alltag zu geben. Ich mag besonders das Format "Insta Live", wo ich mit einem oder mehreren Gesprächspartner*innen über aktuelle Themen spreche und Fragen von Zuschauenden beantworte.

Bestes Give-Away: Unsere "Mehr Knete für Kinder" - Kinderknete.

Mein politisches Thema: Demokratie und Menschenrechte.

Als erstes ändere ich: Die Regelungen zum Familiennachzug. Geflüchtete Kinder und ihre Eltern gehören zusammen. Politik sollte dafür alles tun die Familieneinheit zu sichern und es nicht, wie bisher, zu blockieren.

Wunsch-Koalition: Jede Koalition, die das 1,5 Grad Ziel Ernst nimmt und sich konsequent für Menschenrechte und Demokratie einsetzt.

Mein Slogan: Luise Amtsberg - Kiels Stimme in Berlin.

Größte Stärke meines Konkurrenten: Fairness.

Größte Schwäche meines Konkurrenten: Er ist bei der SPD :)

Auf diesen Termin freue ich mich: Ich freue mich auf den Coastal Cleanup Day. An dem Tag machen wir gemeinsam mit vielen Kielerinnen und Kielern die Strände sauber und setzen gleichzeitig ein Zeichen gegen die Vermüllung unserer Meere.

Kandidiert in Berlin für den Deutschen Bundestag: CDU-Kandidatin Ottilie Klein. © ThePioneer

Im Wahlkreis, in dem Ottilie Klein antritt, stehen das Bundeskanzleramt, der Bundestag und das Brandenburger Tor. Das Zentrum der Berliner Republik. "#iloveMitte", heißt dann auch der Slogan der 1984 geborenen CDU-Kandidatin.

Viel spricht dafür, dass Klein am 26. September lange wird zittern müssen - dass sie den Wahlkreis direkt holt, gilt nach derzeitiger Lage als unwahrscheinlich.

Doch sie steht auf Platz drei der Landesliste der Hauptstadt-CDU, in deren Präsidium sie als Mitgliederbeauftragte fungiert, sie hat durchaus Chancen auf ein Mandat im Bundestag.

Klein ist im Schwarzwald als Tochter von Russlanddeutschen aufgewachsen, hat unter anderem in Bonn und Oxford Geschichte, Politik und Literaturwissenschaft studiert.

Zuletzt arbeitete sie als Abteilungsdirektorin beim Bundesverband Öffentlicher Banken (VÖB). Nicht auszuschließen, dass sie im Bundestag in den Finanzausschuss streben würde. Aber auch für internationale Sicherheitspolitik interessiert sich Klein.

Als sie der Spiegel im Frühjahr in einem Artikel über eine mögliche „Tea-Party-Bewegung“ innerhalb der CDU in Zusammenhang mit der rechtskonservativen Werte-Union brachte, konterte sie selbstbewusst. „Unbelegte Behauptungen“ seien das. Sie stehe nicht nur für Berlin-Mitte, sie bekenne sich auch zur politischen Mitte.

Robert Habeck, Spitzenkandidat der Grünen, tritt heute auf dem Domplatz in Magdeburg auf. Für Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock stehen an diesem Wochenende gleich vier Termine auf dem Programm. Heute macht sie Wahlkampf in Nordrhein-Westfalen und besucht Aachen und Bonn. Am morgigen Samstag macht Baerbock nachmittags Halt in den hessischen Städten Darmstadt und Gießen.

Heute Nachmittag besucht Union-Kanzlerkandidat Armin Laschet die thüringische Stadt Apolda und tritt zusammen mit dem dortigen CDU-Bundestagskandidat Mike Mohring auf. Am Samstag spricht Laschet dann unter anderem mit Bernd Althusmann, CDU-Vorsitzender in Niedersachsen, auf dem Marktplatz in Braunschweig.

SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz tritt heute mit der Spitzenkandidatin für das Berliner Abgeordnetenhaus Franziska Giffey im Zenner Biergarten in Alt-Treptow auf.

Morgen ist Scholz in Niedersachen unterwegs. Bereits um 9.30 Uhr gibt es zusammen mit Bundesarbeitsminister Hubertus Heil eine Kundgebung in Peine.

Anschließend geht es für Scholz weiter nach Göttingen und Braunschweig. Am Sonntag Abend besucht er das Sommerfest der SPD in Leipzig.

Auch auf Christian Lindner warten intensive Wahlkampftage. Der FDP-Chef und Spitzenkandidat spricht heute zunächst in seiner Heimatregion, im bergischen Wermelskirchen und in Bergisch Gladbach, bevor er abends mit dem stellvertretenden NRW-Ministerpräsidenten Joachim Stamp und Bundestagsfraktionsvize Alexander Graf Lambsdorff in Bonn auftritt.

Morgen ist Lindner weiter in seinem Heimatbundesland NRW unterwegs. Nach Kundgebungen in Bad Honnef und Wuppertal tritt er unter anderem mit dem stellvertretenden Bundesvorsitzenden Johannes Vogel in Lüdenscheid auf.

Das Spitzenduo der Linken Janine Wissler und Dietmar Bartsch ist heute auf Wahlkampftour in Niedersachsen. Abends reden beide bei einer Veranstaltung mit der Fraktionsvorsitzenden Amira Mohamed Ali in Hannover. Bereits am Nachmittag machen Bartsch und Mohamed Ali Halt in Göttingen.

Am Samstag reist Wissler dann weiter nach Duisburg, bevor sie am Sonntagabend in der ARD-Talkshow Anne Will zu Gast ist.

Baden-Württembergs grüner Finanzminister Danyal Bayaz hat eine digitale Meldeplattform für Steuerhinterzieher ins Leben gerufen und wird dafür vom politischen Gegner attackiert, er würde Bürger zum Denunziantentum verführen. "Bitte mal tief Luft holen", schreibt SZ-Journalistin Cerstin Gammelin in ihrem Kommentar und wundert sich über "die gespielte Empörung". Sie schreibt: "Einerseits sind die Bürger stolz, in einem regelbasierten Rechtsstaat zu leben. Andererseits: helfen, die Regeln durchzusetzen? Also bitte!" Warum die Grünen in Gammelins Augen nun dennoch ein Problem mehr haben, lesen Sie hier.

Der Bundestagswahlkampf bewegt nicht nur die Menschen. Auch das Ausland blickt mit großem Interesse darauf, wie sich Deutschland nach dem Ende der Ära Merkel politisch entwickelt. "No Charisma, Please!" titelt New York Times-Journalistin Katrin Bennhold und zieht eine enttäuschte Bilanz: "Die beiden führenden Kanzlerkandidaten sind das Gegenteil von aufregend - so mögen es die Deutschen." Und weiter: "Statt ‘Yes we Can’ werden Wähler mit dem Versprechen von Stabilität angeheizt.” Die gesamte Analyse des deutschen Wahlkampfs aus US-amerikanischer Sicht lesen Sie hier.

Die Pioneer Polls ergeben sich durch den Mittelwert der aktuellen Umfragen der Institute Allensbach, Kantar, Forsa, Forschungsgruppe Wahlen, GMS, Infratest Dimap, Insa und YouGov.

Heute gratulieren wir herzlich:

Marc Biadacz, CDU-Bundestagsabgeordneter, 42

Volker Kauder, CDU-Bundestagsabgeordneter, 72

Stefan Müller, CSU-Bundestagsabgeordneter, 46

Mario Draghi, Ministerpräsident von Italien, 74

Matthias Kerkhoff, CDU-Landtagsabgeordneter NRW, 42

Morgen gratulieren wir:

Sandra von Möller, Unternehmerin, CDU-Bundestagskandidatin in Köln, 52

Sören Bartol, SPD-Bundestagsabgeordneter, 47

Sevim Dağdelen, Bundestagsabgeordnete der Linken, 46

Erwin Teufel, ehem. CDU-Ministerpräsident von Baden-Württemberg, 82

Norbert König, ZDF-Sportjournalist, 63

Stephan Lamby, Journalist, ausgezeichneter Dokumentarfilmer, 62

Am Sonntag gratulieren wir:

Carsten Brodesser, CDU-Bundestagsabgeordneter, 54

Sandra Bubendorfer-Licht, FDP-Bundestagsabgeordnete, 52

Jörg Schönenborn, Journalist und Programmdirektor des WDR, 57

Dominik Wiechmann, Journalist, Unternehmer, Buchautor, 50

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Pioneer Editor, Ex-Stellvertretender Chefredakteur The Pioneer
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