herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe unseres Hauptstadt-Newsletters.
Heute sagen wir Ihnen, wer einen der heikelsten Botschafter-Posten Deutschlands übernehmen wird und wer in der Kategorie der Fachpolitiker Außen und Wirtschaft bei der Rangliste der deutschen Politik gewonnen hat.
Los geht's.
FDP-Außenpolitiker Lambsdorff geht nach Moskau
Er war Diplomat, bevor er Politiker wurde.
Nun geht der stellvertretende Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion und Außenpolitiker Alexander Graf Lambsdorff wieder in den diplomatischen Dienst.
Wie wir aus Regierungskreisen erfahren haben, hat sich die Koalition auf ein Personalpaket für einige hochrangige Botschafterposten geeinigt.
Ein Kabinettsbeschluss soll Anfang des Jahres erfolgen.
Der frühere Botschafter in London und aktuelle Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Andreas Michaelis, soll den Informationen zufolge neuer Botschafter in Washington D.C. werden.
Die beiden würden im Sommer auf ihre neuen Posten wechseln, heißt es.
Für Graf Lambsdorff ist der Gang nach Moskau die Krönung einer von Außenpolitik gekennzeichneten Karriere.
Der Neffe des legendären Bundeswirtschaftsministers Otto Graf Lambsdorff wechselte nach seinem Geschichts-Studium in Bonn und Washington und einem Praktikum bei der EU-Kommission 1995 in den diplomatischen Dienst und arbeitete unter anderem im Planungsstab des Auswärtigen Amts und von 2003 bis 2004 auch als Länderreferent für Russland.
FDP-Chef Lindner, Außenpolitiker Lambsdorff © dpaDie europäisch-russischen Beziehungen sind nach dem russischen Überfall auf die Ukraine am 24. Februar eingefroren, vor allem Außenministerin Annalena Baerbock fährt einen harten Abgrenzungskurs, Kanzler Olaf Scholz will den Gesprächsfaden offen halten.
Die Hintergründe des Wechsels und die Stationen Lambsdorffs lesen Sie hier:
Bei unseren Pioneers konnte sich der 56-jährige Kölner Außenpolitiker bei der Wahl zum besten Fachpolitiker des Jahres mit 40 Prozent der Stimmen durchsetzen.
Das gesamte Ergebnis der Wahl zum Außenpolitiker/zur Außenpolitikerin des Jahres:
Eine Infografik mit dem Titel: Fachpolitiker/in des Jahres Außen
Die Rangliste der deutschen Politik, Ergebnisse in Prozent
Wenn Sie an 2022 denken, welcher Moment fällt Ihnen ein?
Alexander Graf Lambsdorff: So klar wie schrecklich: Der Ausbruch des größten Landkrieges in Europa seit Ende des Zweiten Weltkrieges.
Was war Ihr persönlich größter Erfolg?
Graf Lambsdorff: Waffenlieferungen für die Ukraine, in Mali eine UNO-politisch gelungene Abzugsperspektive für die Bundeswehr und die CETA-Ratifizierung.
Was hätten Sie gern anders gemacht?
Graf Lambsdorff: Die ideologische Debatte um die Laufzeit der AKW vermieden - wir brauchen sie noch für unsere Energie und unser Klima.
Wo steht Alexander Graf Lambsdorff am Ende des nächsten Jahres?
Graf Lambsdorff: Mit beiden Füßen auch weiterhin fest auf dem Boden der Tatsachen - in einer hoffentlich friedlicheren Welt.
Carsten Linnemann mit über 50 Prozent zum Wirtschaftspolitiker des Jahres gewählt
© The PioneerAls Chef der Mittelstandsunion war Carsten Linnemann zehn Jahre unangefochten Kopf des Wirtschaftsflügels, zuletzt wurde er 2017 mit 99,7 Prozent wiedergewählt.
Doch im vergangenen Jahr verzichtete Linnemann auf eine erneute Kandidatur und gab das Amt auf. Er liebäugelte kurzzeitig mit einer eigenen Kandidatur für den Parteivorsitz, reihte sich aber dann im Team Friedrich Merz ein.
Inzwischen ist der Paderborner Volkswirt Vize-Vorsitzender der CDU und Leiter der Grundsatzkommission im Konrad-Adenauer-Haus.
Die Pioneers schätzen den 45-jährigen Abgeordneten als Klartext-Politiker mit wirtschaftlichem Sachverstand.
Linnemann gewinnt die Abstimmung bei den Fachpolitikern Wirtschaft / Finanzen deutlich mit 50,3 Prozent vor dem FDP-Haushaltspolitiker Otto Fricke und der neuen MIT-Chefin Gitta Connemann.
Es ist der deutlichste Sieg in allen 15 Ranglisten unserer Politik-Abstimmung. Hier sehen Sie das gesamte Ergebnis der Abstimmung:
Eine Infografik mit dem Titel: Fachpolitiker/in Wirtschaft/Finanzen des Jahres
Die Rangliste der deutschen Politik, Ergebnis der Abstimmung in Prozent
Wenn Sie an 2022 denken, welcher Moment fällt Ihnen ein?
Carsten Linnemann: Da kann man eigentlich nur einen Tag nennen: den 24. Februar.
Was war Ihr persönlich größter Erfolg?
Linnemann: Für mich als Buchhändlerkind war es persönlich etwas ganz Besonderes, als ich mit meinem Buch ,Die ticken doch nicht richtig!' auf Platz 12 der Spiegel-Bestsellerliste gelandet bin.
Was hätten Sie gern anders gemacht?
Linnemann: Ich hätte mir gewünscht, dass wir als Opposition mehr konkrete Verbesserungen durchgesetzt hätten, wie zum Beispiel beim Bürgergeld.
Wo steht Carsten Linnemann am Ende des nächsten Jahres?
Linnemann: Mit der Union: bei 35 Prozent. Mit der CDU: Vor dem Abschluss eines glasklaren Grundsatzprogramms. Mit dem SC Paderborn: in der ersten Liga.
Wie ist die Rangliste der deutschen Politik entstanden?
Zum dritten Mal haben wir in diesem Jahr unsere Leserinnen und Leser zur Abstimmung über die deutsche Politik aufgerufen.
In insgesamt 15 Kategorien hat das Politik-Team zunächst jeweils 10-12 Politiker/innen nominiert, die uns im zurückliegenden Jahr besonders aufgefallen sind. Diese Persönlichkeiten standen dann vom 3. bis 15. Dezember bei der Online-Abstimmung zur Wahl, an der sich insgesamt 2.022 registrierte Pioneers beteiligt haben.
Die Ergebnisse, die wir Ihnen in diesen Tagen präsentieren, stellen daher die subjektive Einschätzung unserer Pioneers dar und sind nicht repräsentativ.
Lars Feld: "Systemwettbewerb zwischen Westen und China"
Prof. Lars Feld © dpaDer Chefökonom von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP), Lars Feld, hat sich im Podcast-Gespräch für eine selbstbewusste und interessengeleitete Außenwirtschaftspolitik Deutschlands ausgesprochen.
Von einer moralisch dominierten Außenhandelspolitik, hält er wenig.
"Das ist nicht tragfähig."
Der Begriff ,Wandel durch Handel' sei immer schon überhöht gewesen, so Feld.
"Es ist schwierig, in gewissen politischen Strukturen etwas zu bewegen."
Es gebe inzwischen einen klaren Systemwettbewerb nicht bloß zwischen China und den USA, sondern zwischen China und dem Westen.
Europa muss sich in der Problematik mit China ganz eindeutig als Teil des Westens begreifen. Es wird nicht funktionieren, ein expansionistisches, nationalistisches China in seine Grenzen zurückzuweisen. Die USA können nur dann erfolgreich sein, wenn die Europäer ihnen den Rücken freihalten.
Die richtige Antwort auf den Inflation Reduction Act der US-Regierung, eine milliardenschwere Subvention der heimischen Industrie, könne nur in einem neuen Freihandelsabkommen bestehen.
Das ganze Gespräch hören Sie hier:
In unserer Essay-Reihe "Was 2023 zu tun ist" schreiben sich 15 Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ihren Frust über Missstände und Defizite von der Seele - stets mit einem konstruktiven Vorschlag für ein besseres Miteinander versehen.
Die Unternehmerin und Startup-Gründerin Verena Pausder zeigt in ihrem Essay auf, wie Deutschland den dramatischen Fachkräftemangel abmildern und dabei als Gesellschaft profitieren kann.
Bis 2030, so errechnete es der Arbeitgeberverband BDA, fehlen dem Arbeitsmarkt fünf Millionen Menschen.
Pausder betont, dass die Ideen dazu längst auf dem Tisch liegen.
Sie sagt:
Alle Maßnahmen eint, dass sie zu mehr Wettbewerbsfähigkeit, Innovationskraft und Wohlstand führen.
Ein inspirierender Text, den Sie hier lesen können.
Der typisch deutsche Hang zum pessimistischen Gedanken ist fatal, schreibt der Neurowissenschaftler Henning Beck in seinem Beitrag für unsere Serie.
Alles, was uns fehlt, sei eine gemeinsame Idee davon, wo wir hinwollen. Eine gemeinsame Vision.
Anstatt uns immer selbst in die Pfanne zu hauen, sollten wir mutig und pro-aktiv in die Zukunft gehen.
Ein Essay, der Mut macht für 2023.
Hier können Sie den Text lesen:
Auch dieses Jahr hat unser Herausgeber Gabor Steingart Redakteurinnen und Redakteure aus seinem Team gebeten, ihr ganz persönliches “Buch des Jahres” vorzustellen.
So spricht Podcast-Redakteur Stefan Lischka mit Kultautor T.C. Boyle über dessen Kurzgeschichtensammlung “Sind wir nicht Menschen”. Ein Gespräch über jene Themen, die den Schriftsteller inspirieren: der Mensch, seine Rolle in der Natur und die Kunst des schwarzen Humors.
Der Leiter unserer Podcast-Redaktion, Stefan Rupp, hat Sängerin Judith Holofernes eingeladen, um mit ihr über das autobiografische Buch “Die Träume anderer Leute” zu reden.
Es geht um die Auflösung ihrer Band “Wir sind Helden” vor 10 Jahren und um den Druck, den sie auf ihren Solopfaden als Musikerin verspürte.
Das Lieblingsbuch von Redakteurin Laura Block ist der Debütroman von Claudia Schumacher: “Liebe ist gewaltig” – die Geschichte einer dysfunktionalen Familie aus einem Stuttgarter Vorort.
Ihr Gespräch mit der Autorin hören Sie hier.
Pioneer-Chefreporterin Alev Doğan hat den Schriftsteller und Theologen Senthuran Varatharajah eingeladen, und stellt im Gespräch mit dem Autor dessen Buch “Rot (Hunger)” vor. In dem Roman geht es um die Liebe und wie wir sie in Worte fassen.
Heute gratulieren wir herzlich:
Manfred Huterer, deutscher Botschafter in Belarus, 61
Kay-Sölve Richter, ZDF-Nachrichtenmoderatorin, 48
Marion Horn, ehem. Chefredakteurin der Bild am Sonntag, 57
Katina Schubert, stellv. Linken-Bundesvorsitzende und Mitglied im Berliner Abgeordnetenhaus, 61
Morgen gratulieren wir herzlich:
Daniela Brückner (Grüne), Staatssekretärin im Justizministerium von NRW, 59
Katja Günther (Grüne), Staatssekretärin im Ministerium für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur von Schleswig-Holstein, 56
Friederike Haase, Bevollmächtigte des Landes Brandenburg beim Bund, 59
Judith Pirscher, Staatssekretärin im Bundesministerium für Bildung und Forschung, 55
Matthias Platzeck (SPD), ehem. Ministerpräsident von Brandenburg und SPD-Bundesvorsitzender, 69
Alda Vanaga, Botschafterin Lettlands in Deutschland, 51
Am Freitag geht es weiter mit der Rangliste der deutschen Politik. Dann präsentieren wir Ihnen die Fachpolitiker des Jahres aus den Bereichen Innen/Verkehr und Soziales.
Starten Sie gut in den Tag!
Herzlichst, Ihre