Der Kampf ums SPD-Kabinett

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© ThePioneer

Guten Morgen,

herzlich willkommen zum Campaign Briefing aus der Hauptstadt – direkt von der Pioneer One.

Unsere Themen heute:

  • Die SPD sieht das Kanzleramt greifbar - und in der Partei beginnt die Konkurrenz um Kabinettsplätze. Besonders in Niedersachsen wird es eng.

  • Fast 40 Prozent der Wahlberechtigten sind noch unentschlossen. Wer profitiert davon, wer nicht? Wir haben Karl-Rudolf Korte gefragt.

  • Es gibt Unmut in der CDU über die Pro Sieben-Show Late Night Berlin, in dem Kinderreporter Kanzlerkandidat Armin Laschet ungewöhnlich scharf befragt haben.

  • Wolfgang Schmidt, Staatssekretär und engster Vertrauter von SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz, soll sich mit dem Twittern zurückhalten. Die Justiz hat ihn im Visier.

Der Kampf ums SPD-Kabinett

Seit Gerhard Schröder ist eine der Traditionen in der Sozialdemokratie, dass es zu viele Männer aus Niedersachsen für zu wenige wichtige Positionen gibt.

Früher hießen sie Schröder, Frank-Walter Steinmeier, Sigmar Gabriel und Thomas Oppermann.

Heute heißen sie Hubertus Heil, Lars Klingbeil und Matthias Miersch.

Drei Spitzen-Genossen, für die der unerwartete Erfolg in den Umfragen zu einer ebenso unerwarteten Konkurrenz führen könnte. Es ist eine Art Reise nach Jerusalem auf hohem Niveau: Zwei Plätze gibt es sicher, doch den dritten Stuhl will dauernd jemand wegziehen.

Denn eigentlich schien die Sache lange klar: Den Neuanfang in der lange für sicher gehaltenen Oppositionsrolle nach der Bundestagswahl würde als neuer Fraktionschef der Hannoveraner Matthias Miersch organisieren.

Matthias Miersch an Bord der PioneerOne © Anne Hufnagl

Miersch ist Sprecher der Parteilinken mit großer Akzeptanz auch auf der Seite der konservativen Seeheimer - die perfekte Integrationsfigur für einen Neuanfang.

Auch Arbeitsminister Hubertus Heil sondierte seine Chancen für die Fraktionsspitze - doch er erkannte schnell, dass die Mehrheiten bei Miersch sein würden.

Mit dem Erfolg steigt nun auch der Konkurrenzdruck innerhalb der SPD - speziell innerhalb der niedersächsischen. Denn Miersch ist noch immer erster Aspirant auf den Fraktionsvorsitz.

Doch plötzlich ist dies nicht mehr einer der wenigen Posten, die zu vergeben sind, sondern es ist ein Teil eines Gesamtpakets.

Dazu gehören auch die Kabinettsplätze in einer neuen, womöglich von der SPD geführten Regierung. Arbeitsminister Hubertus Heil gilt dort eigentlich als gesetzt, er hat starke Jahre als Arbeitsminister hinter sich.

Hubertus Heil © dpa

Auch an Generalsekretär Lars Klingbeil führt nach dieser Wahl kein Weg vorbei. Er ist einer der Väter des Erfolgs, die erfolgreiche Kampagne ist sein Werk. Selbst dessen Kritiker zollen Klingbeil Respekt. Zudem wäre er ein geeigneter Verteidigungsminister, sollte die SPD auf dieses Ministerium zurückgreifen.

An keinem führt also eigentlich ein Weg vorbei. Und doch wäre die Situation dann kurios: Neben einem Kanzler Olaf Scholz und einem möglichen Kanzleramtschef Wolfgang Schmidt würden - bei Paritätsanspruch und etwa fünf weiteren zu vergebenen Ministerien - die männlichen Minister ausschließlich aus Niedersachsen kommen. Dazu der Fraktionschef.

“Das geht eigentlich nicht”, sagt einer, der ein gewichtiges Wort mitreden wird.

Gibt es eine Lösung? Keine naheliegende. Die Fraktionsführung wird zuerst gewählt - direkt nach der Bundestagswahl. Dort dürfte sich Rolf Mützenich zunächst erneut zur Wahl stellen. Doch Mützenich ist erster Anwärter für das Amt des neuen Parlamentspräsidenten.

Im Oktober konstituiert sich der Bundestag - danach müsste die SPD einen neuen Fraktionschef wählen. Noch bevor die Kabinettsposten verhandelt sind, könnte sich Miersch wählen lassen.

Lars Klingbeil. © Tobias Koch

Ein möglicher Ausweg: Sollte Parteichef Norbert Walter-Borjans im Winter sein Amt abgeben wollen, könnte dort Klingbeil nachrücken. Er hat bewiesen, dass er die Partei organisieren kann und hat mit Kanzlerkandidat Scholz ein echtes Vertrauensverhältnis aufgebaut.

Scholz, so vermuten es Beobachter, wird keinen Schritt bei den Besetzungen dem Zufall überlassen - und auch zu einer unkonventionellen Entscheidung bereit sein. So fürchten alle drei die Restwahrscheinlichkeit, dass Scholz oder die Verhältnisse es nicht gut mit ihnen meinen könnten.

Oder wie es einer aus dem Führungskreis zusammenfasst:

So ein überraschender Erfolg kann auch überraschende Probleme bringen.

1. Laschet irritiert über ProSieben-Sendung

Unmut im Team von Armin Laschet über das Pro Sieben Format Late Night Berlin, in dem Kinderreporter die Kanzlerkandidaten befragen konnten.

Dabei musste sich der Unions-Kanzlerkandidat harten, kritischen und kenntnisreichen Fragen etwa zu einem Gerichtsurteil, das die Polizeieinsätze gegen Demonstranten in Baumhäusern im Hambacher Forst rügte ("Lügt das Gericht?") und der Kandidatur des CDU-Kandidaten in Südthüringen, Hans-Georg Maaßen ("Ist Maaßen ein Nazi?") gefallen lassen.

Die Kinder fragten präzise, hakten nach und kannten offenbar auch vier Jahre alte Spiegel-Interviews von dem CDU-Chef, in denen er die Ehe für alle kritisch sieht. Laschet wunderte sich über das Wissen, fragte genervt nach und konnte nur schwer seine Verwunderung über manche professionelle Frage der Kinder unterdrücken.

In der CDU ist davon die Rede, dass die Kinder im Ohr technische Unterstützung von der Regie oder der Redaktion hatten und die Fragen eingeflüstert bekamen.

Es sei eine "völlig unnatürliche Situation" gewesen, heißt es im Umfeld Laschets. Die Kinder hätten darauf gewartet, was sie antworten dürfen.

Die Mitarbeiter Laschets waren im Nebenraum bei dem Interview und hatten die Fragen als ungewöhnlich wahrgenommen.

Eine Anfrage an die Produktionsfirma Florida TV und an den ausstrahlenden Sender Pro Sieben gestern blieb zunächst unbeantwortet.

2. Scholz’ Staatssekretär soll weniger twittern

Wolfgang Schmidt, Staatssekretär und Vertrauter von SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz im Finanzministerium, soll sich nach Auffassung einiger Top-Beamter im Bundesfinanzministerium mit dem Twittern zurückhalten.

Darum habe man Schmidt in den letzten Tagen eindringlich gebeten, sagte uns einer der Beteiligten.

Schmidt hatte am Sonntag auf seinem Twitter-Account ein Foto veröffentlicht, auf dem ein Teil des Gerichtsbeschlusses zu sehen ist, mit dem die Durchsuchung des Finanzministeriums angeordnet wurde.

Das Strafgesetzbuch verbietet es laut §353b Strafgesetzbuch, Dokumente aus Ermittlungsverfahren öffentlich zu machen, bevor sie vor Gericht verhandelt wurden (Verletzung der Dienstgeheimnisse). Die Staatsanwaltschaft Osnabrück hat das Verfahren an die zuständige Staatsanwaltschaft Berlin abgegeben.

© dpa

Aus dem SPD-Wahlkampfumfeld vernehmen wir Unmut über den langjährigen Vertrauten von Scholz. Er habe sich in diesem Thema nicht immer “unter Kontrolle”, heißt es.

Schmidt, so betonen mehrere unserer Gesprächspartner, habe aber keine Geheimnisse verraten.

3. Karl-Rudolf Korte: Wähler sind "veränderungsmüde"

Fast 40 Prozent der Wahlberechtigten wissen laut aktuellen Umfragen noch nicht, wem sie am 26. September ihre Stimme geben sollen. So viele Unentschiedene wie nie.

Der Duisburger Politikwissenschaftler Karl-Rudolf Korte führt die hohe Zahl der Unentschlossenen darauf zurück, dass die Wähler keinen Titelverteidiger wählen könnten und in der Pandemie die Lust auf Veränderungen gesunken sei.

Er sagt:

"Es gibt eine neue Unübersichtlichkeit: ohne Titelverteidigerin und zeitgleich Corona-bedingt veränderungsmüde."

Eine große Überraschung bei der Wahl im Vergleich zu den bisherigen Umfragen sei aber wohl nicht zu erwarten, so Korte.

"Unentschiedene folgen keinem Treibsand. Sie bleiben in der Regel auswählend einem gedachten Lager treu."

4. 130 Millionen Euro Verwaltungskosten bei Grundrente

Die Auszahlung der neuen Grundrente für langjährige Geringverdiener ist bis Ende 2022 mit Verwaltungskosten in Höhe von voraussichtlich 130 Millionen Euro verbunden. Das geht aus der Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Anfrage des FDP-Sozialpolitikers Johannes Vogel hervor, die uns vorliegt.

Johannes Vogel.  © Anne Hufnagel

Damit auch diejenigen, die bereits in Rente sind, zusätzlich die Grundrente bekommen können, muss geklärt werden, wer Anspruch hat. Dafür müssen rund 26 Millionen Rentenkonten überprüft werden. Demnach belaufen sich die Verwaltungskosten auf fünf Euro pro Fall.

Vogel sagte uns, Union und SPD seien bei der Grundrente mit dem richtigen Ziel gestartet, Altersarmut zu verhindern. „Angekommen sind sie bei einem schwarz-roten Ausnahme-Rekord bei den Verwaltungskosten“, so der FDP-Abgeordnete. „Die Grundrente ist und bleibt leider ein sehr schlechtes Modell für eine sehr wichtige Aufgabe.“

5. Mali: FDP wirft Kramp-Karrenbauer Versäumnisse vor

Nach dem chaotischen Ende des Afghanistan-Einsatzes gerät Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) nun auch wegen der sich zuspitzenden Lage in Mali ins Visier der Opposition.

Malis Militärregierung steht offenbar kurz davor, mit der russischen Söldnertruppe Wagner einen Deal über die Entsendung russischer Privatmilizen abzuschließen. Sie sollen die malische Armee trainieren und für Sicherheit sorgen - Aufgaben, für die derzeit unter anderem 1221 deutsche Soldatinnen und Soldaten in dem westafrikanischen Land sind.

Die FDP wirft Kramp-Karrenbauer schwere Versäumnisse vor. "Erneut wacht die Ministerin zu spät auf und wird von den Fakten überrollt", sagte FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann unserer Kollegin Marina Kormbaki.

Nun werde Kramp-Karrenbauer "die russische Pistole auf die Brust" gesetzt. Strack-Zimmermann betonte:

Souverän geht anders.

Die verteidigungspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Bundestag: Marie-Agnes Strack-Zimmermann. © imago

Kramp-Karrenbauer hatte am Mittwoch auf Twitter den UN- sowie den EU-geführten Mali-Einsatz der Bundeswehr infrage gestellt. "Sollte sich die Zusammenarbeit von Mali mit russischen Söldnergruppen bestätigen, stellt das die Grundlagen des Mandats der Bundeswehr für Minusma und EUTM infrage, und gemeinsam mit dem Bundestag müssten wir Konsequenzen ziehen."

Strack-Zimmermann zeigt sich erstaunt über die Ankündigung der Ministerin: "Die Grundlagen des Mandats sind ein Beschluss des UN-Sicherheitsrats, der EU und des Deutschen Bundestags und nicht, ob ein paar bezahlte russische Söldner kommen. So leicht würde sich der Westen verdrängen lassen?"

6. Afghanistan: Kritik an der Evakuierung, Verantwortung bei Maas

Im aktuellen Pioneer Panel haben wir in Kooperation mit Forsa rund 4.500 unserer Pioneers befragt: Was denken sie vom Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr? Wie bewerten Sie die Evakuierung aus Kabul - und wie offen sind sie für die Aufnahme von Ortskräften und weiteren Flüchtlingen aus dem Land?

Hier sind die Ergebnisse:

Eine Infografik mit dem Titel: Wer trägt die Verantwortung für das Evakuierungsdesaster in Afghanistan?

Antworten der Panel-Teilnehmer, in Prozent

Eine Infografik mit dem Titel: Soll Deutschland afghanische Ortskräfte aufnehmen?

Antworten der Panel-Teilnehmer, in Prozent

Eine Infografik mit dem Titel: Soll Deutschland weitere afghanische Flüchtlinge aufnehmen?

Antworten der Panel-Teilnehmer nach Wahlabsicht, in Prozent

In Köln war am Mittwoch auf der ThePioneer-Expedition Zeit, Deutschland neu zu denken - unsere Chefreporterin Alev Doğan hatte eingeladen zu einem Abend im Zeichen ihres Gesellschaftspodcasts Der 8. Tag.

Mit an Bord waren Unternehmerin und Politikerin Diana Kinnert, Schriftstellerin Jagoda Marinić, Moderatorin Anja Reschke und Schriftstellerin Nora Bossong.

Der 8. Tag Live mit Diana Kinnert (v. links), Jagoda Marinić, Alev Doğan, Anja Reschke und Nora Bossong © Anne Hufnagl Diana Kinnert & Jagoda Marinić bei "Der 8. Tag Live" © Anne Hufnagl

Am Vortag war Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet unser Gesprächspartner. Und es gab einen spontanen Überraschungsgast: Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker besuchte uns an Bord der Pioneer One.

© Anne Hufnagl

Der CDU-Chef und NRW-Ministerpräsident gab sich schlagfertig und eindeutig, als er in der aus unserem Hauptstadt-Podcast bekannten Rubrik "Ein Satz zu.." spontan auf bestimmte Begriffe antworten musste.

Es ging um Klimaschutz, das Bonn-Berlin-Gesetz, Angela Merkel, Leslie Mandoki und Rezo. Aber schauen Sie in diesem Video doch einfach selbst.

"Der Hamilton-Moment ist genau das Falsche!"

"Wir schaffen das", Transferunion und Rezo: CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet muss Antworten geben – in nur einem Satz.

Video ansehen

Veröffentlicht in Hauptstadt – Das Briefing von Noemi Mihalovici.

Video mit der Laufzeit von

Kontroverse um das ZDF-Politbarometer der Forschungsgruppe Wahlen: In den letzten Wochen vor der Bundestagswahl hat die Forschungsgruppe aufgehört, die politische Stimmung in Deutschland in Prozentwerten abzubilden. Stattdessen werden lediglich die Zahlen der Sonntagsfrage veröffentlicht - vor vier Jahren war dies noch nicht so.

Die Unterscheidung ist relevant, weil die politische Stimmung in der Regel Trends schneller aufnimmt als die Frage nach der Wahlentscheidung.

"Wir bedauern sehr, dass wir bis zur Bundestagswahl auf die Veröffentlichung dieser Daten verzichten müssen", sagte uns Institutschef Matthias Jung. "Da bereits Briefwahl möglich ist, könnten Befragte schon jetzt Angaben zu ihrer Briefwahlentscheidung machen." Nach Auffassung des Bundeswahlleiters sei dies bereits als untersagte Veröffentlichung von Wählerbefragungen zu werten.

Im Grünen-Wahlkampf scheint die Luft raus zu sein. "Hey​​, lass uns reden", lautet die Betreffzeile einer Mail des Grünen-Kampagnenteams, die gestern an die Basis ging.

"Die letzten Wochen waren nicht nur Sonnenschein und Heiterkeit. Der Wind hat uns teilweise heftig ins Gesicht geweht", heißt es darin. Offenbar herrscht Motivationsbedarf. Das Kampagnenteam erinnert an die vielen unentschlossenen Wähler; das sei eine Chance. "Wenn Du jetzt denkst ,Was kann ich alleine schon ausrichten?', sage ich Dir noch was: Über 100.000 Menschen haben diese E-Mail gerade in ihrem Postfach", schreibt ein René. Wenn jeder Empfänger eine Person überzeugen würde, ihr Kreuz bei den Grünen zu machen, seien das 100.000 Stimmen. "Lass uns rausgehen. Lass uns kämpfen", so der Appell der Kampagnen-Macher. Die jüngsten Umfragen sehen die Grünen bei etwa 16 Prozent.

Wahlkreis 153 - Leipzig II: Sören Pellmann vs. Paula Piechotta

In 299 Wahlkreisen bewerben sich Kandidatinnen und Kandidaten für ein Direktmandat im Deutschen Bundestag. Von Flensburg-Schleswig, dem Wahlkreis 1, bis Homburg, der Nummer 299, geht es mal knapper und mal deutlicher, mal prominenter und mal unbekannter zu.

Bis zur Bundestagswahl stellen wir rund 40 Wahlkreise vor, auf die es zu achten lohnt. Weil es knapp ist, weil Prominente antreten oder ein Swing bevorsteht.

Heute werfen wir einen Blick in die größte ostdeutsche Stadt (Berlin ausgenommen) - in den Wahlkreis Leipzig II.

© ThePioneer

Der Wahlkreis 153 umfasst den südlichen Teil von Leipzig. Rund 230.000 Wahlberechtigte leben hier. 2017 lag die Wahlbeteiligung bei 76,9 Prozent.

Bei der letzten Bundestagswahl gewann der Kandidat der Linken, Sören Pellmann, das Direktmandat mit 25,3 Prozent der Erststimmen knapp vor Thomas Feist von der CDU (24,6 Prozent).

Pellmann tritt in diesem Jahr wieder an und möchte sein Direktmandat verteidigen. Die größte Konkurrenz kommt aber wohl nicht von der Union, sondern von den Grünen, die 2017 noch hinter AfD und SPD nur auf Platz fünf landeten. Für Bündnis90 geht Paula Piechotta ins Rennen. Sie kandidiert auch auf Platz 1 der sächsischen Landesliste ihrer Partei.

Bewerben sich um das Direktmandat im Wahlkreis Leipzig II: Grünen-Kandidatin Paula Piechotta (links) und Sören Pellmann von den Linken. © ThePioneer

Nach aktuellen Prognosen von election.de hat Pellmann gute Chancen den Wahlkreis Leipzig II erneut für sich zu entscheiden. Aber auch Piechotta darf sich noch Hoffnungen machen, mit den meisten Erststimmen in den Bundestag einzuziehen.

Sören Pellmann und Paula Piechotta haben von uns jeweils identische Fragebögen erhalten. Hier sind die Antworten in unserem ThePioneer-Battleground.

Der Mandatsinhaber

Möchte sein Direktmandat im Wahlkreis Leipzig II verteidigen: Linken-Kandidat Sören Pellmann. © Inga Haar

Wer bin ich? Sören Pellmann, 44 Jahre, Grund- und Förderschullehrer, Mitglied des Bundestages, Tanzen, Lesen und Kleingarten.

Wo wohne ich? In Leipzig.

Was zeichnet mich aus? Zuverlässigkeit, Transparenz, Ehrlichkeit und Engagement.

Lieblingsort im Wahlkreis: Clara Zetkin Park.

Meine analoge Wahlkampf-Strategie: Bürgergespräche in Parks und auf Straßen, viele Termine wahrnehmen und direkte Gespräche.

Meine digitale Wahlkampf-Strategie: Veröffentlichungen bei Facebook, Twitter, Instagram, Google, YouTube und TikTok.

Bestes Give-Away: Selbst gehäkelte rote Teddybären und selbst gekochte Johannisbeermarmelade

Mein politisches Thema: Inklusion und Teilhabe, gute Bildungspolitik.

Als erstes ändere ich: Das kein Kind mehr in Armut leben muss.

Wunsch-Koalition: Rot-Grün-Rot.

Mein Slogan: Nah dran! Bärenstark sozial!

Größte Stärke meiner Konkurrentin: Gut vernetzt in die eigenen Parteistrukturen.

Größte Schwäche meiner Konkurrentin: Vor Ort nicht verankert .

Auf diesen Termin freue ich mich: Den Wahltag.

Die Herausforderin

Bewirbt sich für die Grünen um das Direktmandat im Wahlkreis Leipzig II: Paula Piechotta. © dpa

Wer bin ich? Dr. Paula Piechotta, 34 Jahre, Fachärztin.

Wo wohne ich? Im Leipziger Süden.

Was zeichnet mich aus? Als Grüne, ostdeutsche Pfarrerstochter und Ärztin will im Bundestag dazu beitragen, dass wir das Klima retten, die Neuen Bundesländer stärken und im Gesundheitswesen eine noch bessere Behandlungsqualität sowie deutlich bessere Arbeitsbedingungen erreichen.

Lieblingsort im Wahlkreis: Der Auwald.

Meine analoge Wahlkampf-Strategie: Wir setzen als Grüne auf einen Mix u.a. aus großen Veranstaltungen mit Robert Habeck, Annalena Baerbock, Katrin Göring-Eckardt und Igor Levit, Haustürwahlkampf, Tag- und Nachtwahlstände.

Meine digitale Wahlkampf-Strategie: Wir haben einen großen Schwerpunkt auf Videos in den Sozialen Medien gelegt und zahlreiche Videos und Reels produziert und gezielt ausgespielt.

Bestes Give-Away: Samentütchen mit Bienenweide-Samen.

Mein politisches Thema: Klimaschutz ist Gesundheitsschutz.

Als erstes ändere ich: Eine Whistleblower-Anlaufstelle in meinem Büro für Beschäftigte im Gesundheitswesen.

Wunsch-Koalition: Bündnis 90/Die Grünen und SPD.

Mein Slogan: Wer Zukunft will, wählt Grün!

Größte Stärke meines Konkurrenten: Die enormen Geldsummen aus Bundespartei etc., mit denen der Leipziger Süden in diesem Wahlkampf mit einer Materialschlacht überzogen werden kann.

Größte Schwäche meines Konkurrenten: Die fehlende Distanzierung von Flyern, die meinen Gegenkandidaten unterstützen sollen und im Wahlkreis verteilt werden, die aber leider fake facts verbreiten: In ihnen wird u.a. behauptet, dass in allen Umfragen für den Wahlkreis Herr Pellmann vorn liegen würde. Es gibt aber keinerlei aktuelle Umfragen für den Wahlkreis.

Auf diesen Termin freue ich mich: Unseren Leipziger Wahlkampfhöhepunkt am kommenden Freitag mit Robert Habeck, Igor Levit und Annalena Baerbock auf dem Leuschnerplatz.

Möchte für die SPD in Schleswig-Holstein in den Deutschen Bundestag: Franziska Brzezicha. © ThePioneer

Der Weg ins Parlament - für viele junge Politiker ist er zäh und führt nur über jahrelanges parteiinternes Hocharbeiten. Bei Franziska Brzezicha lief das anders. Sie trat erst 2019 in die SPD ein, schon zwei Jahre später steht sie vor dem Einzug in den Bundestag.

Brzezicha kandidiert im Wahlkreis 1 - Flensburg - Schleswig. Außerdem tritt sie auf Platz 6 der schleswig-holsteinischen Landesliste an.

"Meine Kreisvorsitzende hat mal gesagt: Man muss nicht erst 20 Jahre Parteimitglied sein um eine klar sozialdemokratische Haltung zu haben", sagt Brzezicha am Telefon.

Sie sei schon immer sehr forsch und direkt gewesen. Für sie war es wichtig, dass auch junge Frauen in Schleswig-Holstein für die SPD kandidieren und es eine Mischung aus Jung und Alt gibt. Der 28-Jährigen gefiel vor allem die Wahrnehmung ihrer Partei nicht und deshalb wollte sie selbst mit anpacken:

Man hat in der Krise gesehen, wie wichtig die SPD ist und dann in Umfragen mit 15 Prozent abgestraft zu werden, konnte ich nicht ertragen.

Inzwischen haben sich die Beliebtheitswerte gedreht, laut aktuellen Prognosen sollte Brzezicha sicher in den Bundestag einziehen.

Dennoch sagt sie: "Hochmut kommt vor dem Fall. Es sind Umfragen und keine Wahlergebnisse - das darf man bei aller Euphorie nicht vergessen." Brzezicha hat European Studies studiert und arbeitet im Büro von Kerstin Griese, SPD-Staatssekretärin im Bundesarbeitsministerium.

Ihren eigenen politischen Schwerpunkt sieht sie in der Wohnungsbaupolitik. "Wir laufen auf eine Wohnungsbaunot zu und hängen besonders in Schleswig-Holstein massiv hinterher, weil wir uns zu lange auf Tourismus fokussiert haben."

Außerdem will sie sich im Bereich Landwirtschaft engagieren. "Das ist vielleicht ungewöhnlich für eine junge Frau, insbesondere in der SPD", sagt Brzezicha, trotzdem liege ihr das Thema am Herzen. Nach dem Abitur war sie als Au Pair in Irland, während Studium und Ausbildung in Frankreich, Lettland und England.

SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz ist heute Mittag um 13 Uhr in Neustadt an der Weinstraße in Rheinland-Pfalz und trifft gegen Abend in Saarlouis im Saarland ein, dort spricht unter anderem auch Außenminister Heiko Maas.

Armin Laschet besucht heute den CDU Kreisverband Celle und den dortigen CDU-Bundestagskandidaten Henning Otte. Um 18.45 Uhr treten die beiden im Biergarten am Stadtpalais in Celle auf.

Die Kanzlerkandidatin der Grünen, Annalena Baerbock, ist heute Abend um 20.15 Uhr zu Gast in der ZDF-Sendung “Klartext, Frau Baerbock!” und stellt sich den Fragen von Wählerinnen und Wählern. Robert Habeck ist heute auf Wahlkampftour in Bayern und spricht in Dingolfing bei Landshut, Regensburg und Bayreuth.

FDP-Chef Christian Lindner besucht heute Nachmittag die FDP-Niedersachsen in Hannover. Dort trifft er sich auch mit dem FDP-Bundestagsabgeordneten Christian Dürr.

Janine Wissler und Dietmar Bartsch machen heute Wahlkampf für die Linken in Bayern. Los geht es für beide am Vormittag in Ingolstadt. Später setzt Wissler ihre Tour in Regensburg fort, während Bartsch abends an einer Kundgebung in Passau teilnimmt.

In der ZDF-Talkshow von maybrit illner kommen heute Abend um 22.15 Uhr junge Politikerinnen und Politiker zu Wort und diskutieren die Zukunft das Landes nach der Ära Merkel. Zu Gast sind unter anderem: Jessica Rosenthal (Juso-Vorsitzende), Christoph Ploß (Vorsitzender CDU-Hamburg), Sarah-Lee Heinrich (Bundesvorstandsmitglied der Grünen Jugend) und Ria Schröder (ehem. Vorsitzende der Jungen Liberalen).

Stefan Kornelius ärgert sich darüber, wie wenig Europa im Bundestagswahlkampf thematisiert wird. “Europa schaut seit Monaten gebannt auf Deutschland, aber Deutschland nicht auf Europa”, kommentiert er in der SZ. Deutschland habe in den vergangenen 16 Merkel-Jahren einen Bedeutungs- und Machtzuwachs erlebt. Trotzdem würde in Deutschland so gut wie nie über die Kompatibilität der Wahlprogramme mit der europäischen Wirklichkeit debattiert. Den ganzen Kommentar lesen Sie hier.

Die Staatsrechtlerin Sophie Schönberger spricht im Interview mit dem Deutschlandfunk über den immer größer werdenden Bundestag. Das Problem sei ein Wahlsystem, das auf zwei starke Volksparteien ausgelegt ist, die es heute so nicht mehr gebe, sagt Schönberger im Gespräch mit der Journalistin Sandra Schulz. Warum mehr Abgeordnete nicht auch bedeuten, dass das Arbeitspensum der Volksvertreter auf mehreren Schultern verteilt werde, können Sie hier lesen und hören.

Die Pioneer Polls ergeben sich durch den Mittelwert der aktuellen Umfragen der Institute Allensbach, Kantar, Forsa, Forschungsgruppe Wahlen, GMS, Infratest Dimap, Insa und YouGov.

Heute gratulieren wir herzlich:

Katharina Dröge, Grüne-Bundestagsabgeordnete, 37

Wilfried Oellers, CDU-Bundestagsabgeordneter, 46

Franz Thönnes, ehem. SPD-Staatssekretär im Arbeitsministerium, 67

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Herzlichst, Ihre

Pioneer Editor, Gründungs-Chefredakteur The Pioneer
Pioneer Editor, Ex-Stellvertretender Chefredakteur The Pioneer
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