herzlich willkommen zur neuen Ausgabe unseres Wochenend-Updates aus dem Hauptstadt-Team.
Wir berichten an dieser Stelle über das Wichtigste aus der Berliner Republik und empfehlen Ihnen wieder frische Texte und Töne aus unserer journalistischen Pioneer-Familie.
Los geht's!
In unserer aktuellen Folge des Hauptstadt Podcasts widmen wir uns dem sicherheitspolitischen Schwenk von Bundeskanzler Olaf Scholz, und der Frage, welche Folgen dies für die Statik der Ampel-Koalition und die rot-grünen Friedenspolitiker hat.
Einer, der immer für Abrüstung gekämpft hat, muss nun als Fraktionschef den neuen Kurs mittragen. Rolf Mützenich ist unser Gast im Interview der Woche.
© ThePioneerWir wollten von Mützenich wissen, wie es sich anfühlt, in Aufrüstungszeiten plötzlich an führender Stelle Politik mitzubestimmen, wenn man wie er immer für das Gegenteil gekämpft hat.
Mützenich vielsagend:
Das fühlt sich seit Jahren schlecht an.
Außerdem:
Die ZDF-Korrespondentin in der Ukraine, Katrin Eigendorf, berichtet eindrucksvoll und unerschrocken seit Tagen aus dem Kriegsgebiet. Im Gespräch mit Michael Bröcker beschreibt sie, wie die Ukrainer ihren Alltag im Krieg meistern und warum der Widerstandsgeist weiter hoch ist.
In der Rubrik "Ein Satz zu.." beantwortet die Bestseller-Autorin und Pioneer-Podcast-Host Juli Zeh, wie Kreativität in Krisenzeiten funktioniert und warum eine wehrhafte Demokratie existenziell für die Freiheit ist.
Juli Zeh, Autorin und Podcast-Host "Edle Federn". © The Pioneer
In den Rubriken What's Left und What's Right spricht unser Chefkorrespondent Rasmus Buchsteiner zwei Wochen vor der Saarland-Wahl mit der SPD-Spitzenkandidatin und Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger sowie dem Amtsinhaber und CDU-Ministerpräsidenten Tobias Hans über ihre Strategien für die Wahl.
Hier geht es zu dem Podcast:
CDU lobt SPD-Kanzler und bangt um das Saarland
Die CDU-Führung bemüht sich bei ihrer Klausurtagung im saarländischen St. Ingbert um einen konstruktiven Kurs zur Ampel-Regierung, will aber das 100 Milliarden Euro umfassende Sondervermögen Bundeswehr in den Details mitbestimmen.
"Wir stehen an der Seite des Bundeskanzlers", sagte nach Teilnehmerinformationen der saarländische CDU-Regierungschef Tobias Hans bei der Klausurtagung. Die CDU müsse aber auf die Zweckbindung des Sondervermögens für die Bundeswehr achten und bei der Ausgestaltung mitreden. Ähnlich argumentierte auch CDU-Chef Friedrich Merz.
CDU-Vorstand in Solidarität zur Ukraine. © dpaMichael Kretschmer, Sachsens Ministerpräsident, betonte in der Sitzung, dass ein Mittel des Westens gegen Putin nicht leicht zu finden sei.
Er sagte laut Teilnehmern:
Russland ist nicht Serbien. Wir werden diesen Präsidenten nicht ohne Weiteres wegkriegen.
Dass Merz in einem Interview von einem möglichen Nato-Bündnisfall bei Angriffen auf Atomkraftwerke sprach, bezeichneten Vorstandsmitglieder als richtig, aber "unglücklich".
In der Saarländischen Erklärung der CDU, die heute veröffentlicht wird, ist denn auch nur von Solidaritätsadressen an die Ukraine zu lesen.
Die ursprüngliche Idee, einen Beschluss zu Energiesicherheit und Inflation vorzulegen, wurde angesichts der Kriegslage verschoben.
Im Saarland herrscht für die CDU derzeit keine Jubelstimmung. Amtsinhaber Hans liegt in den Umfragen hinter seiner SPD-Herausforderin Anke Rehlinger. Der CDU-Regierungschef wirke angeschlagen, heißt es. Von einem Amts-Malus wird in der CDU geredet.
Das Superwahljahr könnte für die CDU mit einer heftigen Wahlniederlage beginnen. Michael Bröcker ist vor Ort in Saarbrücken. Seinen Bericht lesen Sie hier.
McKinsey stellt Russland-Geschäft ein
Spät, aber immerhin. Die weltweit größte Unternehmensberatung McKinsey stellt ihre geschäftlichen Aktivitäten in Russland ein und organisiert Hilfszahlungen für die angegriffene Ukraine.
Das geht aus einer E-Mail von Bob Sternfels, Managing Partner von McKinsey an Mitarbeiter hervor, die uns vorliegt.
"Am Samstag haben wir unsere Dienstleistungen für die russischen Regional- und Lokalregierungen eingestellt", heißt es in der Mail. Dies sei nicht ohne Risiko für die Firma gewesen, schreibt der geschäftsführende Gesellschafter der Unternehmensberatung.
Ausriss aus der E-Mail von McKinsey-Chef Bob Sternfels. © ThePioneerDiese Woche habe McKinsey dann auch alle Dienstleistungen für staatliche Einrichtungen sowie alle Kundenaufträge in Russland eingestellt. "Auch dies steht im Einklang mit unseren Werten", schreibt Sternfels.
700 Mitarbeiter von McKinsey arbeiteten derzeit in Russland.
In Berlin hat McKinsey der Mail zufolge mehr als 1.200 lebensnotwendige Güter (einschließlich des letzten Stromgenerators in Berlin) per Lastwagen in die Ukraine gebracht, 30 Kollegen aus dem Büro in Kiew wurden in den Mitteleuropa-Büros untergebracht und innerhalb einer Woche 2 Millionen Dollar an Spenden gesammelt.
Putins Krieg und Deutschlands Sorgen
Der russische Angriff auf die Ukraine fegt lang gehegte Gewissheiten hinweg - in der Sicherheits-, in der Energie- und auch in der Flüchtlingspolitik.
Über die Folgen dieses epochalen Wandels spreche ich in einem Hauptstadt-Podcast Spezial mit meiner Kollegin Marina Kormbaki, politische Reporterin bei The Pioneer.
Wir skizzieren vier Szenarien des Kriegsverlaufs und fragen, was Deutschland, was die Bundeswehr in dieser neuen Bedrohungslage leisten kann.
Unser Investigativreporter Christian Schweppe spricht dazu mit einer Frau, die weiß, wozu die Bundeswehr imstande ist - und wozu nicht: Eva Högl (SPD), Wehrbeauftragte des Bundestags.
Högl freut sich über das von Kanzler Olaf Scholz (SPD) angekündigte Sondervermögen für die Bundeswehr. Aber sie mahnt:
Eva Högl, Wehrbeauftragte des Bundestags. © dpaEs geht nicht nur um mehr Geld und nicht nur um dieses Sondervermögen, sondern wir müssen auch die Strukturen und Prozesse reformieren ... Die Dinge müssen zügig besorgt werden können. Und deswegen braucht es auch eine Anstrengung, die Bürokratie zu überarbeiten.
Teil der neuen westlichen Abschreckungspolitik sind auch die beispiellos scharfen Russland-Sanktionen. Doch der Kauf von russischem Gas läuft weiter. Schmälert das die Wirkung der Sanktionen? Ja, meint die Wirtschaftsweise Veronika Grimm, Professorin für Volkswirtschaftslehre an der Universität Erlangen-Nürnberg.
Grimm zufolge ist Deutschland zu einem Lieferstopp von russischem Gas in der Lage:
Wirtschaftsweise Prof. Veronika Grimm © imagoDas wäre zwar eine Herausforderung, aber wir könnten sie stemmen.
Ein weiterer Aspekt, der zeigt, wie nah uns Putins Krieg ist, sind die jetzt täglich zu Tausenden in Deutschland ankommenden Geflüchteten aus der Ukraine. Ist Deutschland auf eine neue Fluchtbewegung vorbereitet? Antworten gibt es von Franziska Giffey (SPD), der Regierenden Bürgermeisterin Berlins.
Am Sonntag gratulieren wir herzlich:
Alexander Hoffmann, CSU-Bundestagsabgeordneter, 47
Hauptstadt Spezial mit Franziska Giffey
Franziska Giffey © Maurice WeissEigentlich wollte ich mit der neuen Regierenden Bürgermeisterin von Berlin über die Stadt der Zukunft sprechen, über die Herausforderungen und Chancen also, die einer Metropole heute und morgen begegnen.
Aber als Franziska Giffey am Freitagmorgen zu Besuch auf der Pioneer One war, da gab es vor allem ein Thema in Berlin: Tausende Flüchtlinge aus der Ukraine kamen am Hauptbahnhof an, die Stadt steht nach 2015 erneut vor einer großen Aufgabe durch Massenflucht.
Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey auf der Pioneer One © Maurice WeissEs prägte das Gespräch, doch Giffey war auch optimistisch. Denn wenn man den Menschen nur die Möglichkeit geben werde zu arbeiten, dann könnten auch Chancen für beide Seiten entstehen.
Das ganze Gespräch mit Franziska Giffey hören Sie hier:
Ich wünsche Ihnen ein erholsames Wochenende.
Herzlichst,
Ihr