herzlich willkommen zum Briefing aus der Hauptstadt – direkt von der Pioneer One.
Unsere Themen heute:
Mit dem vereitelten Terroranschlag auf eine Synagoge drängt das Thema Terrorismus in den Wahlkampf. Wir kennen Details.
Der Investor und FDP-Unterstützer Frank Thelen warnt bei einem Besuch der Pioneer One vor einem Linksbündnis in Deutschland, dies wäre eine "Katastrophe".
Die “Aktion Deutschland hilft” zur Unterstützung von Flutopfern, hat eine Spende von Kleinwaffenhersteller Heckler & Koch aus ethischen Gründen abgelehnt.
Die Rückkehr des Terrors
Die nordrhein-westfälischen Sicherheitsbehörden haben offenbar einen möglichen islamistisch motivierten Anschlag auf eine Synagoge in Hagen vereitelt.
Es sei eine sehr "ernste und konkrete Gefahrenlage" gewesen, hieß es gestern in Ermittlerkreisen. Man habe Tatzeit und Tatort gekannt.
Im Verdacht ist ein 16-jähriger Syrer, der gestern in Hagen in der Wohnung seines Vaters festgenommen wurde. Die Wohnung wurde durchsucht und auch ein Auto sichergestellt. Es gehe jetzt um die Datenauswertung.
Hinweis vom britischen Geheimdienst
Der Hinweis an die Sicherheitsbehörden ist nach unseren Informationen aus Ermittlerkreisen vom britischen Geheimdienst gekommen, der offenbar einen Chat des Verdächtigen belauschte, in dem es um einen Sprengstoffanschlag ging.
Anlass des möglichen Attentats soll der Beginn des höchsten jüdischen Feiertages Jom Kippur gewesen sein.
Die Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf ermittelt gegen den Jugendlichen wegen des Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat.
Seit den frühen Abendstunden erwacht die Erinnerung an den Anschlagsversuch auf eine Synagoge in Halle 2019.
Das Thema Terror gerät nun in den Wahlkampf neun Tage vor der Bundestagswahl.
Der Londoner Terrorexperte Peter Neumann, der im Zukunftsteam von Armin Laschet Mitglied ist, sagte uns:
Peter Neumann, Terrorismusexperte © ImagoDer Vorgang bestätigt den Trend zu Einzeltätern, die zum Teil sehr jung und im Internet aktiv sind
Politisch müssten vor allem drei Konsequenzen gezogen werden, so Neumann:
Die Kooperation zwischen den Diensten müsse ausgebaut werden, auch die Vernetzung verbessert werden. So könne man im Austausch der Informationen auch besser vorankommen und mehr anbieten.
Jüdische Einrichtungen seien immer wieder erste Ziele unterschiedlicher Terrorgruppen - sie müssten besonders geschützt werden.
Mit gezielter Aufklärungsarbeit in Bildungseinrichtungen solle vermittelt werden, welche Bedeutung der Schutz jüdischen Lebens in der deutschen Gesellschaft hat.
Stephan Mayer (CSU), Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesinnenministerium, ergänzte im Gespräch mit uns:
Es ist ein großer Erfolg der Sicherheitsbehörden, dass es gelungen ist, die mutmaßlichen Täter rechtzeitig ausfindig zu machen und aufzubringen.
Das zeige, wie wichtig ein gut funktionierender Verfassungsschutz sei. "Der geplante Anschlag zeigt, dass wir in Hinblick auf Anschläge in Deutschland - insbesondere durch islamistische Terroristen - nach wie vor sehr achtsam und wachsam sein müssen", so Mayer.
1. Erst Corona, jetzt Grippe: Regierung startet neue Impf-Offensive
Gerade läuft noch die Corona-Impfaktionswoche, da ruft die Bundesregierung auch schon zur nächsten Impfung auf - gegen die saisonale Grippe.
Jens Spahn © picture alliance/dpa„Wegen der anhaltenden pandemischen Lage ist es in diesem Herbst sinnvoll und notwendig, verstärkt auf die Bedeutung der Influenza-Impfung hinzuweisen, um im Herbst und im Winterhalbjahr eine gleichzeitig hohe Krankheitslast durch die Influenza und COVID-19 zu vermeiden“, sagte uns ein Sprecher von Gesundheitsministerium Jens Spahn (CDU).
Geplant ist eine Kampagne, um insbesondere bei Älteren, chronisch Kranken, Schwangeren und medizinischem Personal für Grippeimpfungen zu werben.
Insgesamt stehen mehr als 27 Millionen Dosen zur Verfügung.
Knapp die Hälfte davon sind bereits vom Paul-Ehrlich-Institut freigegeben worden. Erstmals überhaupt soll es für Über-60-Jährige einen Hochdosis-Impfstoff geben.
Den Angaben zufolge wird er „zeitnah“ erhältlich sein.
Die Ständige Impfkommission hatte zuletzt erklärt, es gebe keine Hinweise darauf, dass bei einer gleichzeitigen Impfung gegen Corona und Influenza einer der beiden Impfstoffe nicht mehr wirke. Grippeimpfungen sind der Kommission zufolge in diesem Jahr besonders nötig - insbesondere, wenn weniger häufig Masken getragen würden.
2. Mini-Aufschwung für CDU im Deutschlandtrend
Im Deutschlandtrend von Infratest Dimap für die ARD kann die CDU zwei Prozentpunkte zulegen und kommt auf 22 Prozent.
Weiter vorne liegt allerdings die SPD mit Kanzlerkandidat Olaf Scholz und 26 Prozentpunkten, die sich ebenfalls um einen Punkt verbesserte.
Auf Platz drei kommen die Grünen mit 15 Prozentpunkten (-1) vor der FDP und der AfD (beide 11 Prozentpunkte).
3. Investor Frank Thelen warnt vor Linksbündnis
Der Investor, FDP-Spender und früheres Jury-Mitglied der TV-Show Höhle der Löwen, Frank Thelen, hat bei einem Besuch der Pioneer One vor einem Linksbündnis in Deutschland gewarnt.
"Meine größte Sorge ist ein Linksbündnis, das wäre eine Katastrophe. Als Nächstes mache ich mir Sorgen vor einer neuen großen Koalition, die kein Innovationsbündnis wäre."
Der Bonner Investor, der mit neun weiteren Start-Up-Unternehmern 500.000 Euro an die FDP gespendet hat, fordert eine echte Digitalisierungsoffensive nach der Wahl.
Bei dem Thema sieht er die Liberalen besonders vorne.
Die FDP hat das beste Digitalprogramm. Armin Laschet ist kein Digitalexperte.
Thelen lobt den CDU-Start-up-Beauftragten Thomas Jarzombek für seine digitale Kompetenz, auch SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz sei ein "seriöser Typ", aber die Partei dahinter bereite ihm Sorgen.
Er habe der FDP Geld gespendet, weil dort aus seiner Sicht die digitale Kompetenz am meisten verbreitet ist. "Ich knüpfe mit dem Geld aber keine Erwartungshaltung an Bündnisse."
Thelen wünscht sich mehr Unternehmergeist und weniger bürokratische Bräsigkeit. "Dieses Land ist ins Scheitern verliebt, das muss sich ändern", so Thelen.
Frank Thelen an Bord der Pioneer One © Anne HufnaglFür die Start-ups im Land müsse eine neue Bundesregierung sehr schnell bei den Themen Finanzierung, Fachkräftebedarf (Stichwort: Mitarbeiterbeteiligung) und Bürokratie eine Politik für mehr Dynamik und Wachstum vorlegen.
Die nächste Welle der digitalen Revolution, Biotech, 3D-Druck, Quantencomputing, vernetzte Industrie, Robotik, habe gerade erst begonnen.
Sind wir dabei oder verpennen wir die auch noch? Dann werden wir Entwicklungsland.
4. Mali: Obleute von Linken und Grünen fordern Klarheit
Außenminister Heiko Maas (SPD) und Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) wollen am heutigen Freitagmittag die Obleute des Auswärtigen und des Verteidigungsausschusses über die Lage im westafrikanischen Mali informieren.
Nachdem Kramp-Karrenbauer die deutsche Beteiligung an der UN-geführten Stabilisierungsmission Minusma und an der EU-Ausbildungsmission EUTM am Mittwoch via Twitter infrage gestellt hatte, ist der Informationsbedarf in allen Fraktionen groß.
Linken-Politikerin Sevim Dağdelen © imago„Ministerin Kramp-Karrenbauer stellt das Ende des Mali-Einsatzes in Aussicht - dabei hat nicht das Verteidigungsministerium, sondern das Auswärtige Amt die Federführung“, sagte Sevim Dagdelen, Linken-Obfrau im Auswärtigen Ausschuss, im Gespräch mit unserer Kollegin Marina Kormbaki.
Kramp-Karrenbauer hatte ihre Zweifel mit Berichten über einen bevorstehenden Deal der malischen Putschistenregierung mit der russischen Söldnertruppe Wagner begründet. „Bizarr“ nennt Dagdelen diese Begründung, Malis Militärherrscher seien schon lange keine verlässlichen Partner.
Dagdelen warnte:
Außenminister Heiko Maas darf nicht wie in Afghanistan die Lage in Mali verschlafen.
Auch Tobias Lindner, Obmann der Grünen im Ausschuss, fordert von Maas und Kramp-Karrenbauer Klarheit: „Die Bundesregierung muss klar sagen, was die Konsequenzen einer möglichen Zusammenarbeit Malis mit Russland wären“, sagte uns Lindner.
5. Heckler & Koch-Spende für Flutopfer abgelehnt
Die Aktion Deutschland hilft zur Unterstützung von Flutopfern aus Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz hat eine Spende von Kleinwaffenhersteller Heckler & Koch “aus ethischen Gründen” abgelehnt.
In einem Brief an Schirmherr Horst Köhler und Kuratoriumschef Heiko Maas erläutert die Firma aus Oberndorf in Baden-Württemberg den Vorgang.
Demnach sei das Unternehmen dem Aufruf gefolgt und habe im Unternehmen “innerhalb weniger Tage” 7.500 Euro Spenden gesammelt und diese dann firmenseitig verdoppelt.
Brief Heckler und Koch © ThePioneerAm 4. August habe die Firma dann 15.000 Euro überwiesen. Einen Monat später informierte der Verein in einer E-Mail darüber, dass “durch einen Vorstandsbeschluss entschieden” worden sei, die Spende aus ethischen Gründen nicht anzunehmen.
Heckler & Koch äußerte sich “bestürzt” über die Entscheidung. Die Spende überwies das Unternehmen je zur Hälfte an die besonders betroffene Gemeinde Dernau und an das Technische Hilfswerk.
6. Hauptstadt Podcast mit Müntefering und Vogel
Die FDP dürfte nach den aktuellen Umfragen zufolge das Zünglein an der Waage bei der Regierungsbildung nach der Bundestagswahl sein.
Deutschlandkoalition, Ampel, Jamaika-Bündnis - es könnte von FDP-Chef Christian Lindner abhängen, ob Olaf Scholz oder Armin Laschet ins Kanzleramt einziehen.
Im aktuellen Hauptstadt Podcast diskutieren wir über die Optionen vor dem Bundesparteitag der Liberalen an diesem Sonntag.
Wir analysieren den Wahlaufruf der FDP mit Hilfe des langjährigen Schatzmeisters Hermann Otto Solms und sprechen im Interview mit FDP-Vize Johannes Vogel über Bedingungen und Eventualitäten.
Außerdem geht es in der Rubrik What's right um die Magdeburger Deutschland-Koalition und bei What's left treffen wir auf einen alten, weisen Mann der SPD: Franz Müntefering.
Der Ex-SPD-Chef hatte 2005 vergeblich versucht ein Ampel-Bündnis zu schmieden. Im Interview mit Chefkorrespondent Rasmus Buchsteiner gibt er einen Einblick in seine Sicht auf den aktuellen Wahlkampf.
Der Klick aufs Bild führt zu Hauptstadt - Das BriefingIm Bundestagswahlkampf sind die Fronten zwischen CDU und SPD verhärtet, auf unserer Expeditionsreise durch Deutschland ist die Tonlage indes versöhnlicher.
So wie bei der CDU-Bundestagskandidatin und NRW-Integrations-Staatssekretärin Serap Güler und dem früheren SPD-Wirtschaftsminister Garrelt Duin, die in Köln am Rande des Besuchs von Kanzlerkandidat Armin Laschet aufeinander trafen.
"Wir kennen und schätzen uns", lautete die knappe Botschaft der beiden.
Serap Güler und Garrelt Duin an Bord der Pioneer One © Anne HufnaglGestern Vormittag traf unsere 40 Meter lange Pioneer One dann am Steiger 1 am Rheinufer in Düsseldorf ein.
In der Landeshauptstadt lautet das Motto nicht nur Deutschland neu denken, sondern vor allem: Deutschland digital denken.
Der Bonner Investor Frank Thelen kam vormittags zum Talk mit Tech Briefing-Host Lena Waltle und 30 Pioneers an Bord und wetterte gegen den Papierwust in den Behörden und die Ambitionslosigkeit in den Digitalprogrammen der Parteien.
Frank Thelen, Lena Waltle und Michael Bröcker (v.l.) © Jette FrobergDas anschließende Gespräch Thelens mit ThePioneer-Herausgeber Gabor Steingart hören Sie hier.
Am Abend lud das Tech Briefing-Duo Lena Waltle und Christoph Keese fünf Vertreter von jungen Unternehmen zum Start-up-Pitch, ins Rennen gingen Sebastian Kreft vom Metallhändlerportal Metals Hub, Nico Peters, der Gründer und CEO der führenden Finanzierungsplattform für den Mittelstand, Compeon, Christian Schwarz, Co-Founder der Biotech-Firma Numafern, Niklas Hellemann, CEO der Cybersecurity-Firma SoSafe und Anna Lukasson-Herzig von der visuellen Suchmaschinenfirma Nyris.
Christian Schwarz, Niklas Hellemann, Anna Lukasson-Herzig, Nico Peters und Sebastian Kreft (v.l.). © Anne HufnaglDie Pioneers an Bord wählten schließlich Metals Hub zu ihrem Sieger.
In der Diskussion danach ging es um ein Update für Deutschland.
Stepstone-CEO Sebastian Dettmers forderte eine "Erwerbszuwanderung", um den dramatischen Fachkräftemangel zu beheben. "Wie schaffen wir es höherwertige Jobprofile zu schaffen?", fragte er in der Diskussionsrunde mit Christoph Keese und erzählte, dass bei Facebook jeder Mitarbeiter für rechnerisch 1,8 Millionen Euro Umsatz pro Jahr zuständig sei.
Einer der frühen Facebook-Investoren ist der Investor, Unternehmer und ThePioneer-Aktionär Klaus Hommels. Der in Zürich lebende Niederrheiner warb in seinem leidenschaftlichen Beitrag für ein digitales Umdenken in der Politik.
Während neue Technologien die Wirtschaft revolutionierten, würde hierzulande diskutiert und erst Jahre unternehmerisch reagiert, monierte er.
"Eine Schrecksekunde dauert bei uns fünf Jahre."
Investor Klaus Hommels: Europas Innovationen mit Europas Geld © Scanderberg Sauer / LakestarUnter den Gästen an Bord waren unter anderem auch der von einigen Teilnehmer auf dem Podium gelobte Start-up-Beauftragte und Raumfahrtkoordinator der Bundesregierung, Thomas Jarzombek (CDU), am Nachmittag waren auch FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann und der CDU-Fraktionschef im nordrhein-westfälischen Landtag, Bodo Löttgen, an Bord gekommen, um mit der Redaktion über den Wahlkampf zu diskutieren.
Löttgen zeigte sich zuversichtlich, dass Laschet den Wahlkampf noch drehen kann, immerhin wüssten sehr viele noch nicht, wen sie wählen sollen. Seine Prognose:
"Wir liegen am Ende mit 27 Prozent vor der SPD mit 25 Prozent."
Klaus Hommels, Thomas Jarzombek und Bodo Löttgen. © ThePioneerJeder kämpft für sich auf den letzten Wahlkampf-Metern. In der FDP wird gelästert, die Union wolle mit einer „Mitleidskampagne“ versuchen, noch den einen oder anderen Wähler hinüberziehen. Leihstimmen für die Union werde es nicht geben, heißt es aus dem Parteipräsidium.
Längst laufen auch bei den Liberalen die Vorbereitungen für die ersten Tage nach der Wahl. In der FDP-Spitze wird davon ausgegangen, dass Spitzenkandidaten und Parteichefs noch am Wahlabend Möglichkeiten für gegenseitige Sondierungsgespräche ausloten werden.
Christian Lindner soll schon am nächsten Tag zum Fraktionschef gewählt werden und die Verhandlungen anführen. In ihrem „Wahlaufruf", der bei dem Parteitag am Sonntag in Berlin beschlossen werden soll, hält die FDP die Tür für eine Ampel-Koalition offen, betont aber inhaltliche Unterschiede zu SPD und Grünen.
Die Grünen wollen bei ihrem Parteitag am Sonntag in Berlin unterstreichen, dass sie keine Ein-Thema-Partei sind. Die Parteichefs Annalena Baerbock und Robert Habeck wollen in ihren Reden betonen, dass Klimaschutz auch eine Chance für Deutschlands Wirtschaft und den gesellschaftlichen Zusammenhalt im Land sei, hören wir. Rund 100 Delegierte werden vor Ort sein.
Claudia Roth und Annalena Baerbock bei einem Wahlkampfauftritt in Augsburg. © ImagoFür Spitzenkandidatin Baerbock wird es ein fordernder Tag: Nach dem Parteitag wird sie sich auf den Weg nach Berlin-Adlershof machen, wo das dritte Triell der Kanzlerkandidaten stattfindet (ProSieben). Als Unterstützerinnen vor Ort haben sich unter anderem Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth und Aminata Touré angekündigt, Vizepräsidentin im Kieler Landtag.
Wahlkreis 217 - München Nord: Bernhard Loos vs. Doris Wagner vs. Florian Post
In 299 Wahlkreisen bewerben sich Kandidatinnen und Kandidaten für ein Direktmandat im Deutschen Bundestag. Von Flensburg-Schleswig, dem Wahlkreis 1, bis Homburg, der Nummer 299, geht es mal knapper und mal deutlicher, mal prominenter und mal unbekannter zu.
Bis zur Bundestagswahl stellen wir rund 40 Wahlkreise vor, auf die es zu achten lohnt. Weil es knapp ist, weil Prominente antreten oder ein Swing bevorsteht.
Heute werfen wir einen Blick in die bayerische Landeshauptstadt - in den Wahlkreis München-Nord.
© ThePioneerDer Wahlkreis 217 umfasst den nördlichsten der vier Münchner Wahlkreise. Rund 225.000 Wahlberechtigte leben hier. 2017 lag die Wahlbeteiligung bei 76,7 Prozent.
Bei der letzten Bundestagswahl gewann CSU-Kandidat Bernhard Loos das Direktmandat mit 32,4 Prozent der Stimmen gegen Florian Post von der SPD (26,0 Prozent). Die Bewerberin der Grünen Doris Wagner landete mit 13,1 Prozent auf dem dritten Platz.
Personell sieht die Lage vier Jahre später unverändert aus - alle drei Parteien schicken dieselben Kandidaten ins Rennen. Was das Ergebnis anbelangt, bleibt womöglich nicht alles beim Alten.
Bewerben sich um das Direktmandat im Wahlkreis München-Nord: CSU-Kandidat Bernhard Loos, Doris Wagner von den Grünen und Sozialdemokrat Florian Post (von links). © ThePioneerNach aktuellen Prognosen von election.de hat Sozialdemokrat Post die besten Chancen, den Wahlkreis München-Nord für sich zu entscheiden. CSU-Kandidat Loos und Wagner von den Grünen liegen dahinter.
Bernhard Loos, Doris Wagner und Florian Post haben von uns jeweils identische Fragebögen erhalten. Hier sind die Antworten in unserem ThePioneer-Battleground.
Der Mandatsinhaber
Möchte sein Direktmandat für die CSU im Wahlkreis München-Nord verteidigen: Bernhard Loos. © CSUWer bin ich? Bernhard Loos, 66 Jahre, langjähriger Unternehmer im Bereich der beruflichen Bildung, Bundestagsabgeordneter seit 2017, Radfahrer und Familienmensch.
Wo wohne ich? München-Maxvorstadt.
Was zeichnet mich aus? Ich höre den Bürgerinnen und Bürgern zu und vor allem genau hin. Für mich sind Bodenständigkeit, Aufrichtigkeit und Geradlinigkeit wichtig. Ich komme aus der Mitte und stehe für die Mitte der Gesellschaft.
Lieblingsort im Wahlkreis: Unsere vielen Parks wie der Olympiapark mit seinen vielen Möglichkeiten für Sport und Freizeit, der Englische Garten mit Natur pur und den Biergärten sowie der Luitpoldpark im nördlichen Schwabing als kleine Oase der Ruhe.
Meine analoge Wahlkampf-Strategie: Möglichst viele persönliche Kontakte und Gespräche an der U-Bahn oder vor Betrieben, auf Wochenmärkten und im Haustürwahlkampf. Zudem natürlich die Info-Stände der CSU-Ortsverbände, Biergarten-Veranstaltungen und viele Podiumsdiskussionen vom Seniorenbeirat bis zu den Familienunternehmern.
Meine digitale Wahlkampf-Strategie: Neben Social Media und Homepage gab es öffentliche Online-Formate z.B. mit Staatsministerin Dorothee Bär zum Thema "Digitalisierung" oder mit Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner zum Thema "Gesunde Ernährung, Öko-Siegel und Tierwohl".
Bestes Give-Away: Kugelschreiber, Gummi-Bärchen - je nach Altersgruppe.
Mein politisches Thema: Wir müssen die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Folgen der Coronakrise bewältigen, ohne den Bundeshaushalt zu stark zu belasten. Zugleich müssen wir investieren: In den Erhalt unseres wirtschaftlichen Wohlstands und in nachhaltige Lösungen der Umwelt- und Klimaprobleme für die nächsten Generationen. Dazu kommen die gerechte Sicherung unserer Sozialsysteme sowie die Modernisierung des Landes.
Als erstes ändere ich: Im Münchner Norden: Bau des S-Bahn-Nordrings und Förderung von kreativem, genossenschaftlichem und sozialgerechtem Wohnbau. Im Bund: Bürokratieabbau, Steuerentlastungen und Modernisierung der Infrastruktur.
Wunsch-Koalition: Union und FDP - eine bürgerliche Mehrheit der Mitte.
Mein Slogan: Einer von uns.
Größte Stärke meiner Konkurrenz: Das muss die Wählerin und der Wähler entscheiden. Klar ist jedoch, dass zu einem solchen Wahlkampf viel Ausdauer und persönlicher Einsatz gehört.
Größte Schwäche meiner Konkurrenz: Ich möchte keine Negativ-Bewertung meiner Mitbewerberin und meines Mitbewerbers abgeben.
Auf diesen Termin freue ich mich: Die Besuche auf den Wochenmärkten und natürlich die traditionelle Abschluss-Kundgebung der CSU auf den Nockherberg.
Die Herausforderin der Grünen
Doris Wagner möchte erstmals ein Bundestagsdirektmandat für die Grünen in München gewinnen. © Doris WagnerWer bin ich? Doris Wagner, 58 Jahre alt, ausgebildete Dolmetscherin und Leiterin Stabsabteilung Direktion der Messe München. Ich gehe gerne wandern, koche und lese gerne.
Wo wohne ich? In der schönen bayerischen Landeshauptstadt München, in Schwabing.
Was zeichnet mich aus? Ich bin ausgesprochen verlässlich und nehme meine Verantwortlichkeiten sehr ernst. Wenn wir uns heute für nächstes Jahr zu einem Rückblick auf die erste Zeit der Legislatur verabreden, bin ich in 12 Monaten zur Stelle.
Lieblingsort im Wahlkreis: Im äußersten Zipfel meines Wahlkreises liegt die Olympia-Regattastrecke, eines meiner Lieblingsziele für Radtouren am Wochenende.
Meine analoge Wahlkampf-Strategie: Selbstverständlich mache ich Haustürwahlkampf, gehe an Infostände und stelle mich den Fragen der Menschen auf der Straße. Aber ich besuche auch – ganz ohne große Öffentlichkeit - soziale Einrichtungen in meinem Wahlkreis, um zu hören, wo der Schuh drückt.
Meine digitale Wahlkampf-Strategie: Zu den Veranstaltungen, die wir im Wahlkampf machen und die plakatiert werden, gibt es natürlich Bilder und Einladungen auch online. Ich setze auf Bilder von Veranstaltungen, Sharepics zu den wichtigsten Themen und einen Teil meines Wahlkampfbudgets investiere ich für Online-Werbung.
Bestes Give-Away: Ganz vorne liegen grüne Windräder. Da wo die Eltern gern ein Kurzwahlprogramm und meinen persönlichen Flyer nehmen, reißen die Kleinen uns die Windräder aus den Händen.
Mein politisches Thema: Vor dem Hintergrund meiner persönlichen Biographie ist mir Chancengerechtigkeit besonders wichtig. Und in Berlin würde ich gerne wieder Sicherheits- und Verteidigungspolitik machen, wie schon in der Legislaturperiode von 2013 – 2017.
Als erstes ändere ich: Ich möchte ein wirkliches Rüstungskontrollexportgesetz auf den Weg bringen. Wir Grünen haben schon mehrfach den Versuch unternommen gesetzlich zu verhindern, dass deutsche Kriegswaffen in Krisen- und Kriegsgebiete exportiert werden.
Wunsch-Koalition: Mein Ziel ist eine Regierung mit so viel Grün wie möglich. Nur mit Grünen werden wir wirksame Klimaschutzpolitik bekommen.
Mein Slogan: Schützen, was uns erhält.
Größte Stärke meiner Konkurrenz: Sie sind amtierende Abgeordnete.
Größte Schwäche meiner Konkurrenz: Sie sind nicht Doris Wagner.
Auf diesen Termin freue ich mich: Den 26. September!
Der Herausforderer der SPD
Sozialdemokrat Florian Post bewirbt sich um das Direktmandat im Wahlkreis München Nord. © Florian PostWer bin ich? Florian Post, 40 Jahre, seit 2013 Bundestagsabgeordneter, Studium der Betriebswirtschaftslehre, Hobby: Bergwandern.
Wo wohne ich? Im Münchner Stadtbezirk Maxvorstadt.
Was zeichnet mich aus? Bei mir gilt ein Handschlag noch was.
Lieblingsort im Wahlkreis: Der kleine Biergarten am Elisabethmarkt.
Meine analoge Wahlkampf-Strategie: Briefe an die Bürgerinnen und Bürger, Bürgersprechstunden (aber nicht nur zur Wahlkampfzeit), regelmäßige Kolumnen in den Stadtteilzeitungen
Meine digitale Wahlkampf-Strategie: Online-Werbung auf Facebook und Instagram.
Bestes Give-Away: Kuli und Feuerzeug.
Mein politisches Thema: Bezahlbares Wohnen; aktuell aber auch meine Verfassungsbeschwerde gegen das Infektionsschutzgesetz, das meiner Meinung die Grundrechte in einem unzulässigen Automatismus unverhältnismäßig stark einschränkt.
Als erstes ändere ich: Alleine ändert man in der Politik gar nichts.
Wunsch-Koalition: Ich rede nicht über Koalitionen, sondern kämpfe nur für eine starke SPD. Dann schauen wir – und zwar genau in dieser Reihenfolge – a) was geht rechnerisch und b) was geht inhaltlich zusammen
Mein Slogan: Post für Sie – Selbständig Politisch Denken.
Größte Stärke meiner Konkurrenz: Sie sind beide keine unsympathischen Zeitgenossen.
Größte Schwäche meiner Konkurrenz: Mich als politischen Mitbewerber zu haben.
Auf diesen Termin freue ich mich: Ich darf am Samstag bei der Wirtshaus-Wiesn im Franziskaner das Bierfass anzapfen.
Jessica Heller möchte für die sächsische CDU in den Deutschen Bundestag. © Jessica HellerIn der Pflege arbeitet sie, Intensiv-Krankenschwester ist sie. Jessica Heller will für die CDU in den Deutschen Bundestag. Die 31-Jährige tritt im Wahlkreis Leipzig II an. Und ihre Kandidatur ist gleich in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert.
Bemerkenswert, weil sie sich vorgenommen hat, der Linkspartei ihr bisher einziges Direktmandat in Sachsen abzuluchsen, das 2017 der Abgeordnete Sören Pellmann gewonnen hatte. Bemerkenswert, weil Frauen mit ihrem Profil - gewerkschaftlich organisiert, berufliche Erfahrung in der Pflege - in der CDU fehlen.
Und bemerkenswert ist die Kandidatur auch, weil Heller schwanger ist. Anfang Januar ist Geburtstermin. Kurz vor Weihnachten geht sie vorübergehend in Mutterschutz. Sie sagt:
Danach nimmt mein Freund Elternzeit.
In der heißen Phase geht Heller hohes Tempo. „Natürlich mache ich Haustürwahlkampf“, berichtet sie. Stadträtin in Leipzig ist sie. An ihrem Bekanntheitsgrad arbeitet sie noch.
Selbst wenn Heller das Direktmandat nicht holen sollte: Der Einzug über die sächsische CDU-Landesliste - dort steht sie auf Platz Sechs - ist möglich. Schafft Heller es in den Bundestag, möchte sie in den Gesundheitsausschuss. Vor allem, um sich beim Thema Pflege einzubringen.
Eine Zeit lang hat die Leipziger CDU-Kandidatin in England gearbeitet: „Die Pflege hat in Großbritannien ein ganz anderes Standing. Da werden Krankenhäuser geschlossen, wenn nicht genügend Pflegekräfte da sind.“ Dafür will sich Heller auch im Bundestag einsetzen.
Eine Woche vor der Bundestagswahl kommt es am Sonntagabend bei ProSieben, SAT.1 und Kabel Eins zum letzten direkten Aufeinandertreffen der Kanzlerkandidaten. Ab 20.15 Uhr treten Olaf Scholz (SPD), Armin Laschet (CDU) und Annalena Baerbock im sogenannten Triell gegeneinander an. Moderiert wird die Sendung von den Journalistinnen Linda Zervakis und Claudia von Brauchitsch.
SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil ist heute in Freiburg und in Emmendingen auf Wahlkampftour. Morgen wird Olaf Scholz an gleich vier Orten in Bayern auftreten. Los geht es morgens in München, dann geht es weiter nach Regensburg, Weiden in der Oberpfalz und am Abend nach Hof.
Für die CDU macht Bundesgesundheitsminister Jens Spahn heute Wahlkampf in Essen. Morgen wird der Kanzlerkandidat der Union, Armin Laschet, in seinem Heimatbundesland NRW erst in Delbrück-Steinhorst, dann in Warendorf und zum Schluss in Neuss auftreten.
Annalena Baerbock wird heute in Chemnitz für die Grünen werben. Später wird sie gemeinsam mit Robert Habeck auch in Leipzig sprechen. Habeck hat dann zuvor schon einen Stopp in Dresden eingelegt.
In Dresden, Chemnitz und Leipzig wird heute auch Christian Lindner um Stimmen für die FDP werben. Begleitet wird er von dem FDP-Bundestagsabgeordneten Frank Müller-Rosentritt. Am Sonntag ist Lindner auf dem Bundesparteitag der FDP in Berlin und spricht später in Pankow und Mitte.
Für die Linkspartei tritt Dietmar Bartsch heute in Reutlingen auf. Zusammen mit Janine Wissler und Gregor Gysi kommt Bartsch am Abend nach München. Wissler wird ihre Wahlkampftour morgen in Nürnberg fortsetzen, während Gysi weiter nach Berlin reist, um dort am Abend in Lichtenberg zu sprechen.
Der Wahlkampf 2021 hätte optisch so schön sein können, meint unsere Fotografin und Bildstrategin Anne Hufnagl. Wenn die zwei Kanzlerkandidaten und die Kanzlerkandidatin überhaupt eine Bildstrategie gehabt hätten.
Wie man die Image-Kampagnen der drei hätte richtig fahren können, verrät sie in ihrem neusten Showroom-Video, das Sie hier sehen können.
Reiner Haseloff ist gestern erst im zweiten Wahlgang erneut zum Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt gewählt worden. Eigentlich hätte seine Koalition aus CDU, SPD und FDP eine Mehrheit im Landtag. Acht Abgeordnete seiner Koalition verweigern Haseloff im ersten Wahlgang ihre Stimme. Wer genau, ist unklar. Der Spiegel-Journalist Timo Lehmann analysiert hier zwei Gründe, die die Abweichler angetrieben haben könnten. Im Zentrum steht der ehemalige Innenminister Holger Stahlknecht von der CDU und die SPD.
Im Podcast “Bühne” von Zeit Online ist Christian Lindner zu Gast. Im Gespräch mit Tina Hildebrandt und Roman Pletter sagt er: “Es ist meine ganze Leidenschaft, Parlamentarier zu sein”. Die FDP trete nur in eine Regierung der politischen Mitte ein, die bei der Beantwortung der großen Herausforderungen der Zeit auf Marktwirtschaft, Rechtsstaat und Europa vertraut. Wenn Sie außerdem wissen wollen, welchen Berufswunsch Lindner als Vierjähriger hatte, können Sie hier den ganzen Podcast anhören.
Die Pioneer Polls ergeben sich durch den Mittelwert der aktuellen Umfragen der Institute Allensbach, Kantar, Forsa, Forschungsgruppe Wahlen, GMS, Infratest Dimap, Insa und YouGov.
Heute gratulieren wir herzlich:
Norbert Walter-Borjans, Co-Parteichef der SPD, 69
Pia Zimmermann, Bundestagsabgeordnete für Die Linke, 65
Reinhold Messner, italienischer Bergsteiger, 77
Morgen gratulieren wir:
Esther Dilcher, SPD-Bundestagsabgeordnete, 56
Wolfgang Schäuble, Bundestagspräsident und CDU-Bundestagsabgeordneter, 79
Johanna Uekermann, ehem. Bundesvorsitzende der Jusos, 34
Am Sonntag gratulieren wir:
Jens Beeck, FDP-Bundestagsabgeordneter, 52
Carina Konrad, FDP-Bundestagsabgeordnete, 39
Heiko Maas, Bundesaußenminister der SPD, 55
Lisa Paus, Bundestagsabgeordnete der Grünen, 53
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