Die Zwei-Klassen-Pandemiegesellschaft

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ThePioneer 

Guten Morgen,

herzlich willkommen zum Campaign Briefing aus der Hauptstadt – direkt von der Pioneer One.

Unsere Themen heute:

  • Die Zwei-Klassen-Gesellschaft von Geimpften und Getesteten kommt, ein internes Regierungspapier zeichnet den Weg vor.

  • 250.000 Fachkräfte fehlen ohnehin im Handwerk. Für die Umsetzung der Klimaschutzziele sind noch mehr notwendig. Der Verband schlägt Alarm.

  • Armin Laschet startet heute seine Wahlkampftour in Hessen und Baden-Württemberg. Im CDU-Bundesvorstand wächst die Nervosität.

  • Das Kabinett beschließt heute Erleichterungen für Firmen, die von der Flut betroffen sind. Wir kennen die Details.

Die Zwei-Klassen-Pandemiegesellschaft

Die Delta-Variante des Corona-Virus' breitet sich aus - doch wie reagiert die Politik darauf? Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat in einem Strategiepapier jetzt die Richtung vorgegeben. Es heißt Sicher durch Herbst und Winter – jetzt die Vorbereitungen treffen und liegt uns vor.

Strategiepapier des Gesundheitsministeriums © ThePioneer

Der wichtigste Punkt: Sollte es in Zukunft bei steigenden Inzidenzzahlen und Hospitalisierungen Einschränkungen geben, dann wohl vor allem für Nicht-Geimpfte.

Wörtlich schreiben Spahns Beamte:

Insbesondere für ungeimpfte Personen können somit abhängig von Impfquote, Inzidenz und der Hospitalisierungsrate ab bestimmten Grenzwerten erneut weitergehende Einschränkungen notwendig werden.

Dazu zählten insbesondere Kontaktbeschränkungen sowie die "Begrenzung der Teilnahme bzw. den Ausschluss von der Teilnahme" nicht-geimpfter Personen an Veranstaltungen und in der Gastronomie.

Aus 3G (Geimpft, Genesen, Getestet) wird 2G (Geimpft, Genesen).

Auch die Begründung liefert Spahn mit: "Generell können und müssen Geimpfte und Genesene aufgrund des deutlich reduzierten Risikos für sich und andere nicht mehr den gleichen Beschränkungen unterliegen wie nicht-geimpfte Personen", heißt es.

Jens Spahn © Anne Hufnagl

In weiteren Punkten wird in dem Strategiepapier ausgeführt, worauf im Herbst und Winter geachtet werden soll:

  • Impfen: Jugendliche sollen ein Impfangebot erhalten, Risikogruppen durch Auffrischungen geschützt werden.

  • Basis-Maßnahmen AHA+L: Die Notwendigkeit zum verpflichtenden Tragen einer medizinischen Schutzmaske bleibt bis ins Frühjahr 2022 erhalten - in Einzelhandel, Nahverkehr und auch für Geimpfte.

  • Quarantäne: Zum Unterbrechen von Infektionsketten ist weiter die Isolation von Infizierten sowie die Quarantäne von engen Kontaktpersonen und Einreisenden aus bestimmten Risikogebieten notwendig. Geimpfte und genesene Personen sind grundsätzlich von der Pflicht zur Quarantäne ausgenommen, dies gilt auch bei einer Infektion mit der Delta-Variante.

Platja de Muro in Spanien © dpa
  • Testen: Da mittlerweile allen Bürgerinnen und Bürgern ein unmittelbares Impfangebot gemacht werden kann, sollen die Kosten für alle Tests durch den Bund ab Mitte Oktober nicht mehr übernommen werden. Nur für Personen, die nicht geimpft werden können, wird es weiterhin die Möglichkeit zum kostenlosen Schnelltest geben.

  • Schutzmaßnahmen: Unabhängig von der Inzidenz soll ab Anfang/Mitte September 2021 die Teilnahme an bestimmten Veranstaltungen in ganz Deutschland generell nur unter Einhaltung der 3G-Regel möglich sein: Innengastronomie, Hotelübernachtungen, körpernahe Dienstleistungen, Sport im Innenbereich, Veranstaltungen im Innenraum sowie Großveranstaltungen drinnen und draußen.

Spahns klares Plädoyer für eine Unterscheidung im Ernstfall zwischen Geimpften und Getesteten unterstützt die bereits durch Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) vorgegebene Linie.

Und das Gesundheitsministerium distanziert sich damit unausgesprochen auch von dem, was Kanzlerkandidat Armin Laschet im ZDF-Sommerinterview gesagt hat: Dass nämlich kein zusätzlicher Druck auf nicht geimpfte Personen ausgeübt werden solle.

1. Handwerk beklagt Fachkräftemangel

Wenn Deutschland die Herausforderungen des Klimaschutzes und die dazugehörige Energiewende schaffen will, sind Hunderttausende Fachkräfte notwendig.

Darauf weist der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) hin. „Beruflich ausgebildete Fachkräfte werden in Zukunft noch mehr als schon jetzt gebraucht. Die Situation wird sich in dem Maße verschärfen, in dem die Aufgabenfelder etwa im Klimaschutz, bei der Sanierung und dem Wohnungsbau oder der E-Mobilität zunehmen", sagte uns ZDH-Präsident Hans-Peter Wollseifer.

Es sind Handwerkerinnen und Handwerker, die Häuser dämmen, Ladesäulen für E-Autos aufstellen, Solardächer installieren und altersgerechte Bäder bauen, die instand setzen und reparieren.

Handwerks-Präsident Hans-Peter Wollseifer © dpa

In diesen Gewerken seien "zwingend beruflich qualifizierte Fachkräfte nötig", allerdings würden sich gleichzeitig immer weniger junge Menschen für eine berufliche Ausbildung entscheiden, so Wollseifer.

Schon vor Corona fehlten rund 250.000 Fachkräfte im Handwerk, die neuen Beschlüsse der Bundesregierung für einen verschärften Klimaschutz bedeuten nun vor allem für das Bauhandwerk und die klimaschutzrelevanten Gewerke wie Heizung und Sanitär enormen Fachkräftebedarf.

Wollseifer mahnt die Politik zur Eile:

"Meiner Wahrnehmung nach hat die Politik bislang noch nicht die Brisanz erkannt, die das zu Wenig an beruflich qualifizierten Fachkräften für unsere Gesellschaft und Wirtschaft insgesamt bedeutet."

© imago images

Mehr Klimaschutz, mehr Energieeffizienz, mehr Nachhaltigkeit, mehr E-Mobilität, Smart Home oder E-Health - all das, so sagt es Wollseifer, könne es nur mit mehr Handwerkerinnen und Handwerkern geben.

Dabei wollten schon vor der Pandemie immer weniger junge Menschen eine Ausbildung im Handwerk machen. "Das ist fatal, weil das Gleichgewicht zwischen akademisch und beruflich Ausgebildeten aus dem Lot geraten ist", sagt Wollseifer, der selbst eine Lehre als Maler und Lackierer absolvierte und im Alter von 21 Jahren den elterlichen Betrieb in Hürth übernahm.

Die Bedeutung der beruflichen Ausbildung werde in den Wahlprogrammen der Parteien zu wenig bedacht, kritisiert der Handwerks-Präsident.

Sein Fazit: "Wir brauchen leistungsfähige Bildungsstätten, mehr digitale Bildungsangebote und eine echte Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung.“

2. Kabinett will von Flut betroffenen Firmen helfen

Das Bundeskabinett will heute die vorübergehende Aussetzung der Insolvenzpflicht für von der Flut betroffene Unternehmen beschließen.

Das geht aus einer Formulierungshilfe des Bundesjustizministeriums für ein Gesetz der Koalitionsfraktionen von Union und SPD hervor, die uns vorliegt.

Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet hatte sich vor einigen Tagen für die befristete Aussetzung ausgesprochen, um den Unternehmen, die angesichts der Flutschäden in ihrem Geschäft beeinträchtigt sind, Luft zu verschaffen. In der Corona-Krise war die Insolvenzantragspflicht ebenfalls ausgesetzt worden.

Auszug aus der Formulierungshilfe © ThePioneer

Bei einem gemeinsamen Termin mit Vizekanzler und Finanzminister Olaf Scholz in den Flutgebieten in NRW forderte Laschet eine "gemeinsame nationale Anstrengung".

SPD-Kanzlerkandidat Scholz betonte, dass finanzielle Mittel für den Wiederaufbau zur Verfügung gestellt würden und es nicht am Geld scheitern werde.

In der Bundesregierung geht man davon aus, dass die Schäden in NRW und Rheinland-Pfalz eine Summe von sechs Milliarden Euro übersteigen.

Diese Summe war 2013 für die Wiederaufbauarbeiten nach der letzten großen Hochwasserkatastrophe ausgegeben worden.

Bei der Ministerpräsidentenkonferenz am Dienstag soll eine politische Verständigung über den Wiederaufbaufonds erfolgen, das Kabinett könnte Ende August ein Sondergesetz beschließen, in dem die dauerhafte Finanzierung abgesichert wird. Am 7. September soll der Bundestag beschließen.

3. Teure Baustelle Bundestag

Der Bau eines zusätzlichen Gebäudes für den Bundestag kostete deutlich mehr als bislang bekannt, erfuhr unser Investigativreporter Christian Schweppe.

Wie das zuständige Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) uns gegenüber bestätigte, sind für den Erweiterungsbau des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses im Regierungsviertel bereits 256 Millionen Euro ausgegeben worden.

Insgesamt liegt der genehmigte Kostenrahmen inzwischen bei rund 332 Millionen Euro.

Elisabeth-Lüders-Haus im Regierungsviertel © Ole Neitzel

Zwar seien die Arbeiten nun „in der Endphase der Baudurchführung“, hieß es, die Fertigstellung werde aber erst frühestens 2022 erreicht – nicht mehr im Herbst. Teilbereiche wurden bereits übergeben. Finanziert wird das Projekt aus Bundesmitteln, benötigt wird der Platz vor allem für zusätzliche Büros von Parlamentariern.

Der Präsident des Bundes der Steuerzahler, Reiner Holznagel, sagte uns:

„Die jahrelangen Verzögerungen sind ein Trauerspiel. Die dringend benötigten Räume werden einfach nicht fertig – inzwischen wird schon seit mehr als einem Jahrzehnt daran gebaut.“ Dies führe längst zu neuen Problemen. An einem schon eingebauten Heizkraftwerk hätten wegen der Verzögerungen bereits wieder Änderungen vorgenommen werden müssen, die Technik sei schon wieder überholt. Nach BBR-Angaben kosteten allein diese Anpassungen vier Millionen Euro.

Ursprünglich hatte der Bau 2014 fertiggestellt sein sollen. Hintergrund der Verzögerungen waren auch bauliche Mängel, etwa die undichte Bodenplatte.

4. Weimarer Dreieck soll wiederbelebt werden

Das deutsch-französisch-polnische Gesprächsforum, das so genannte Weimarer Dreieck, soll am 10. September erstmals seit fast einem Jahr wieder stattfinden.

Entsprechende Gespräche zwischen den Außenministerien in Frankreich, Deutschland und Polen fänden derzeit statt, erfuhren wir aus Regierungskreisen.

Das Treffen der Außenminister soll in Weimar stattfinden und die fragilen Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich auf der einen und Polen auf der anderen Seite neu beleben.

Heiko Maas © imago

Das Verhältnis gilt durch die jüngsten Gesetze der rechtskonservativen polnischen Regierung als belastet, die Bundesregierung will aber unbedingt Polen als engen europäischen Partner behalten und eine mögliche Achse der Europa-Kritiker bestehend aus Polen und Ungarn aufbrechen.

Auch die Bundeskanzlerin werde in den kommenden Wochen ein Signal in Richtung einer engeren Partnerschaft zu Polen setzen, hieß es. Sie wolle noch vor der Wahl den polnischen Ministerpräsidenten treffen.

5. Security Briefing: Der Niedergang Libanons

Heute vor einem Jahr explodierten am Hafen von Beirut 2.750 Tonnen Ammoniumnitrat. 217 Menschen starben, tausende wurden verletzt. Die Katastrophe in der libanesischen Hauptstadt zählt zu den größten nicht-nuklearen Detonationen der Menschheitsgeschichte.

In der neuen Ausgabe des Security Briefing analysieren Marina Kormbaki und Gordon Repinski, wo der Libanon ein Jahr nach der Katastrophe steht - und weshalb es Deutschland so schwer fällt, Hilfe zu leisten.

Außerdem lesen Sie in unserem geopolitischen Newsletter, wie die Bundeswehr verwundeten ukrainischen Soldaten hilft, warum Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer ausschließlich ihre 15 Amtskolleginnen nach Berlin einlädt und weshalb sich die FDP im Bundestag freiwillig von Hackern angreifen lässt.

Der Newsletter erscheint jeden zweiten Mittwoch und ist für Pioneers hier verfügbar:

Wahlkreis 219 - München-Süd: Michael Kuffer vs. Jamila Schäfer

In 299 Wahlkreisen bewerben sich Kandidatinnen und Kandidaten für ein Direktmandat im Deutschen Bundestag. Von Flensburg-Schleswig, dem Wahlkreis 1, bis Homburg, der Nummer 299, geht es mal knapper und mal deutlicher, mal prominenter und mal unbekannter zu.

Bis zur Bundestagswahl stellen wir rund 40 Wahlkreise vor, auf die es sich zu achten lohnt. Weil es knapp ist, weil Prominente antreten oder ein Swing bevorsteht.

Heute werfen wir einen Blick in die bayerische Landeshauptstadt - in den Wahlkreis München-Süd.

© ThePioneer

Der Wahlkreis 219 umfasst den südlichen Teil Münchens und ist von den vier Stadt-Wahlkreisen der flächenmäßig kleinste. Rund 210.000 Wahlberechtigte leben hier. 2017 lag die Wahlbeteiligung bei 78,6 Prozent.

Bei der letzten Bundestagswahl gewann CSU-Kandidat Michael Kuffer das Direktmandat mit 33,0 Prozent der Erststimmen souverän gegen Sebastian Roloff von der SPD (23,5 Prozent). Die Grünen landeten mit 13,8 Prozent abgeschlagen auf dem dritten Platz.

Vier Jahre später haben sich die Vorzeichen etwas verändert. Zwar möchte Kuffer sein Mandat verteidigen und auch Roloff tritt erneut für die Sozialdemokraten an - die größte Herausforderin für den Mandatsinhaber dürfte dieses Mal jedoch Jamila Schäfer von den Grünen werden. Die stellvertretende Parteivorsitzende kandidiert mit dem Ziel, erstmals in der Geschichten einen Münchner Bundestagswahlkreis für Bündnis90/Die Grünen zu gewinnen.

CSU-Kandidat Michael Kuffer (links) und Jamila Schäfer von den Grünen haben die besten Chancen auf das Direktmandat im Wahlkreis München Süd. © ThePioneer

Nach aktuellen Prognosen von election.de ist der Ausgang der Wahl völlig offen. Die Webseite sieht die Chancen auf die meisten Erststimmen und somit das Direktmandat für die Kandidaten Kuffer und Schäfer bei ziemlich genau 50:50.

Michael Kuffer und Jamila Schäfer haben von uns jeweils identische Fragebögen erhalten. Hier sind die Antworten in unserem ThePioneer-Battleground.

Der Mandatsinhaber

Michael Kuffer, CSU-Kandidat im Wahlkreis München Süd.  © Michael Kuffer/Gilla Hof

Wer bin ich? Michael Kuffer, Rechtsanwalt und gelernter Rettungsassistent. Hobbies: Wandern, Segeln, Skifahren, Radeln und Schlauchbootfahren (am liebsten an/auf der Isar).

Wo wohne ich? In München Solln – einer der schönsten Fleckchen überhaupt und gleichzeitig mein Wahlkreis.

Was zeichnet mich aus? Ich bin geradlinig, direkt und entschlossen; wenn mir etwas nicht passt, bisweilen unbequem. Zudem bin ich immer offen für neue Perspektiven – wenn sie gut begründet sind.

Lieblingsort im Wahlkreis? Forstenrieder Park und die Isar – hier war ich schon als Kind oft und gerne.

Meine analoge Wahlkampf-Strategie? Mit den Menschen ins Gespräch kommen. Im Kommunalwahlkampf 2014 habe ich meine Bürgerbriefe selbst mit der Vespa ausgefahren.

Meine digitale Wahlkampf-Strategie? In dieser Legislaturperiode habe ich zu vielen Themen meine Positionen in Plenarreden deutlich machen können. Die Bürgerinnen und Bürger können sich auf YouTube und in der Mediathek des Bundestages so selbst ein Bild davon machen, wofür ich stehe.

Bestes Give-Away? Gummibärchen sind für mich nach wie vor das Beste! Ich persönlich esse immer noch gerne die guten, alten Gummibären. Dass wir in der CSU aber inzwischen unsere Give-Aways auf vegan und somit auf Nachhaltigkeit umgestellt haben, finde ich gut.

Mein politisches Thema? Mein Herzensthema ist und bleibt die Innen- und Sicherheitspolitik.

Als erstes ändere ich? All die Fragen im Katastrophen- und Bevölkerungsschutz, die mir in den vergangenen Wochen bei der Flutkatastrophe aufgezeigt wurden. Wir haben hier bereits wichtige Reformen auf den Weg gebracht, aber die Erlebnisse der letzten Tage haben deutlich gemacht, dass es hier noch viel zu tun gibt.

Wunsch-Koalition? Wenn die Kollegen von der CDU mit an Bord sind, wäre das schon mal eine super Sache. ;)

Mein Slogan? Politik braucht Typen.

Größte Stärke meiner Konkurrentin? Dass sie für eine Partei kandidiert, die in den letzten Monaten viele Vorschusslorbeeren erhalten hat.

Größte Schwäche meiner Konkurrentin? Dass sie für eine Partei kandiert, die Politik aus dem Debattierclub statt aus der Lebensrealität der Menschen macht.

Auf diesen Termin freue ich mich: Vergangene Woche habe ich mit unserer Digitalministerin Dorothee Bär Vertreter des Unternehmens Greenforce getroffen, die uns ihre Produkte vorgestellt und mit uns über Klimaschutz und Digitalisierung diskutiert haben. Es ist toll, dass es so viele innovative und klimabewusste Unternehmen in unserer Landeshauptstadt gibt.

Die Herausforderin

Jamila Schäfer, Grünen-Kandidatin im Wahlkreis München-Süd. © Elias Keilhauer

Wer bin ich? Jamila Schäfer, Mitglied im Grünen Bundesvorstand.

Wo wohne ich? München-Hadern.

Was zeichnet mich aus? Empathie.

Lieblingsort im Wahlkreis? Flaucher an der Isar.

Meine analoge Wahlkampf-Strategie? Direkte Gesprächsangebote an die Bürgerinnen und Bürger per Telefon-Sprechstunde.

Meine digitale Wahlkampf-Strategie? Dringliche Themen mit konkreten lösungsorientierten Maßnahmen verbinden.

Bestes Give-Away? Insektenhotel.

Mein politisches Thema? Menschenrechte.

Als erstes ändere ich? Dass die Hilfsbereitschaft der Kommunen bei der Aufnahme von Schutzsuchenden ignoriert wird.

Wunsch-Koalition? Eine, bei der die Union in der Opposition sitzt ;).

Mein Slogan? Bereit, weil ihr es seid!

Größte Stärke meines Konkurrenten? Erfahrung im Bundestag.

Größte Schwäche meines Konkurrenten? Transparenz.

Auf diesen Termin freue ich mich: Familienfreundliche Radtour durch den Wahlkreis.

Joe Chialo, Bundestagskandidat der CDU im Wahlkreis Spandau und Charlottenburg-Nord. © ThePioneer

Joe Chialo ist ein Kuriosum unter den Bundestagskandidaten der CDU. Der ehemalige Rocksänger und Musikmanager kennt die üblichen Karrierewege, etwa die Junge Union oder die Ochsentour durch die Gremien, nur vom Hörensagen.

Chialo ist erst seit Kurzem Mitglied der CDU, sein Werdegang außergewöhnlich.

Geboren in Bonn, Kind einer Diplomaten-Familie aus Tansania, Abitur an einer katholischen Ordensschule, Lehre als CNC-Fräser, Bandsänger, dann abgebrochenes Wirtschafts-Studium und schließlich erfolgreicher Musikmanager beim Branchenprimus Universal.

Nun tritt er für die CDU im Wahlkreis Spandau / Charlottenburg - Nord für den Bundestag an.

Joe Chialo, CDU-Kandidat aus Berlin.  © Anne Hufnagl

"Der Weg in die CDU führte für mich über die Werte. Das Christliche kam schon über das katholische Internat", sagt Chialo. "Der Glaube ist ein fester Bestandteil meines Lebens."

Später habe ihm der pragmatische Politikansatz, das Umsetzen-Wollen bei der CDU besonders gut gefallen, sagt der 51-Jährige:

Die ideologische Selbstschau anderer Parteien ist nicht meine Sache.

Erstmals in der Öffentlichkeit war Chialo 1992 als Gast in der Talkshow des jüngst verstorbenen Alfred Biolek. Kurz nach dem rechtsradikalen Brandanschlag in Mölln ging es um Rassismus.

Die Frage der Talkshow lautete: "Haben Sie Angst als Schwarzer in Deutschland zu leben?" Chialo gab ruhig und gelassen Auskunft über seine eigenen Erlebnisse, die Frage könnte man heute wieder stellen.

Aber Chialo will das Thema nicht dramatisieren: "Ich habe nie an Deutschland gezweifelt, auch wenn ich damals Gegenden in Ostdeutschland gemieden habe.”

Heute sei die Lage besser. Mit seiner Frau Carolin Dunkel, geboren im östlichsten Zipfel Brandenburgs, reist er heute auch durch Ostdeutschland.

Es gehe ihm bei seiner Kandidatur aber nicht darum, als erster Schwarzer für die CDU im Bundestag zu sitzen, sagt er. Er will Themen voranbringen, gestalten, anpacken. Vor allem will er sich im Bundestag für die Kultur- und Kreativwirtschaft engagieren und die Aufmerksamkeit für die Branche erhöhen.

"Die Kultur, die Bühnen, die Kinos, die Musik, das ist modernes Lagerfeuer. Hier kommen die Menschen zusammen. Das müssen wir ernster nehmen."

Könnte sein, dass Chialo dazu durchaus die Gelegenheit bekommt. 2017 gewann die SPD mit dem Bundestagsabgeordneten Swen Schulz nur hauchdünn das Direktmandat gegen den damaligen CDU-Kandidaten Kai Wegner. Chialo hat den Wahlkreis des CDU-Chefs in Berlin übernommen und liegt laut Prognosen knapp vorne.

Die FDP verlängert den Vertrag mit ihrer Wahlkampfagentur Heimat um ein weiteres Jahr. Die Agentur hatte für die FDP den erfolgreichen und ausgezeichneten 2017er-Bundestagswahlkampf umgesetzt (unter anderem Parteichef Christian Lindner im weißen Unterhemd) und betreut nun auch die FDP-Kampagnen in Berlin, Mecklenburg-Vorpommern und für die Bundestagswahl 2021. Mit der Agentur starten die Liberalen dann auch in die Landtagswahlkämpfe 2022, darunter im Frühjahr die Wahl in NRW.

Die Nervosität in der Union angesichts der sinkenden Umfragewerte für Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet wächst. Einige Mitglieder des Bundesvorstands wollen bei der Sitzung des Gremiums am Montag in einer Woche eine schärfere inhaltliche Profilierung des Kandidaten einfordern.

© dpa

Es müsse jetzt eine Mobilisierungsoffensive geben und der Kandidat eigene Akzente setzen, sagte uns ein Vorstandsmitglied. Von einem 100-Tage-Sofortprogramm für eine Unions-geführte Regierung und einem Expertenrat zur Bewältigung der Herausforderung des Klimaschutzes ist beispielsweise bei einem weiteren Vorstandsmitglied die Rede.

Ein CDU-Sprecher betonte, Laschet sei in den kommenden Tagen im Wahlkampf in Deutschland unterwegs. Es seien weitere Termine eingeplant.

Auf die Frage nach einem Expertenteam sagte er: "Über eine Besetzung einer Bundesregierung kann erst nach der Bundestagswahl gesprochen werden." Im Team von Laschet heißt es weiter, die richtige Mobilisierung beginne erst vier Wochen vor der Wahl. Man werde auch inhaltlich Akzente setzen und habe einen klaren Fahrplan.

Das grüne Spitzenkandidatenduo startet am Montag seine Wahlkampftour. Annalena Baerbock und Robert Habeck werden gemeinsam zum Wahlkampfauftakt im niedersächsischen Hildesheim sein.

Der Startpunkt der Tour ist bewusst fernab von Berlin gesetzt. Mit der Ortswahl wolle man zeigen, dass es der Partei "ums ganze Land" gehe, hören wir aus der Wahlkampfzentrale. Da könne man auch mal raus aus der Hauptstadt. Bis zum 26. September wollen Baerbock und Habeck bundesweit rund 100 Wahlkampfauftritte absolvieren.

Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet besucht am morgigen Donnerstag mit Bundestagskandidatin Bettina M. Wiesemann ein Boxcamp für Jugendliche in Frankfurt am Main. Anschließend geht es weiter nach Heidelberg zum Europäischen Laboratorium für Molekularbiologie. Am Abend ist ein Gespräch auf dem Weingut Müller in Leimen mit CDU-Bundestagskandidat Moritz Oppelt geplant.

Am Freitag ist der CDU-Chef auf einem Baumwipfelpfad in Bad Wildbad im Schwarzwald unterwegs, nachmittags trifft er mit CDU-Bundestagskandidatin Inge Gräßler auf dem Marktplatz in Schwäbisch Gmünd zusammen und ist am Abend in der Löwenbrauerei in Aalen zu Gast.

Am Samstag reist Laschet nach Baden-Württemberg zum Nippenburgfest in Schwieberdingen und besucht abends den Wahlkreis des CDU-Bundestagsabgeordneten Andreas Jung. Am Montag steht für Laschet eine Sondersitzung des NRW-Landtags auf dem Programm, wo auch der Flutopfer gedacht werden soll.

Heute Nachmittag macht FDP-Chef Christian Lindner im Rahmen seiner Sommertour Station in Bad Wiessee. An der Strandpromenade tritt er um 16:30 Uhr unter anderem mit dem Fraktionsvorsitzenden der FDP im Bayerischen Landtag, Martin Hagen, auf.

Morgen Abend um 22.25 Uhr sind der SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz und der Fraktionsvorsitzende der Union Ralph Brinkhaus zu Gast in der ZDF-Sendung Für & Wider. Sie diskutieren das Thema: "Angst vor dem Abstieg – Wie gerecht ist Deutschland?"

Grünen-Spitzenkandidat Robert Habeck hält am Donnerstag eine Rede auf dem "Nationalen Waldgipfel 2021 - Waldsterben 2.0" in Ahrweiler in Rheinland-Pfalz. Weitere Teilnehmende: Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) und Klimaschutzaktivistin Luisa Neubauer.

Die Grünen haben am Dienstag ein "Sofortprogramm" für mehr Klimaschutz vorgestellt. "Der Klimaschutz ist der Strohhalm, den die Grünen nach der Flutkatastrophe ergriffen haben", kommentiert Michael Bauchmüller in der SZ. "Nach all den Pannen im Wahlkampf soll er wieder Inhalte in den Vordergrund rücken, mit viel 'wir werden' und wenig 'wir wollen versuchen'. Nach Wochen der Defensive, in der sich vor allem Spitzenkandidatin Baerbock wiederfand, soll jetzt die Offensive beginnen", schreibt der SZ-Umweltexperte Bauchmüller. Hier geht es zu seinem analytischen Bericht.

Viel hat sich geändert in den USA seit Joe Biden das Erbe seines Vorgängers als US-Präsident antrat - "seine China-Politik unterscheidet sich jedoch so gut wie gar nicht von der Trumps", scheibt Theo Sommer in seiner wöchentlichen Kolumne bei Zeit Online. Der frühere Chefredakteur und Herausgeber der Zeit sieht die Beziehung zwischen den Vereinigten Staaten und China auf einem historischen Tiefpunkt: "Das chinesische Dominanzstreben stößt auf Washingtons zunehmende Entschlossenheit, Xi Jinpings Weltführungsambitionen Grenzen zu setzen." Warum es dem Westen - USA wie Europa - so schwer falle, Klarheit über seine Haltung zu China verschaffen, lesen sie hier.

Die Pioneer Polls ergeben sich durch den Mittelwert der aktuellen Umfragen der Institute Allensbach, Kantar, Forsa, Forschungsgruppe Wahlen, GMS, Infratest Dimap, Insa und YouGov.

Heute gratulieren wir:

Manja Schüle, SPD-Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur in Brandenburg, 45

Andrea Dombois, CDU-Vizepräsidentin des sächsischen Landtags, 63

Morgen gratulieren wir:

Thomas Kufen, CDU-Oberbürgermeister in Essen, 48

Johannes M. Fischer, Publizist, Chefredakteur Eßlinger Zeitung, 61

Doris Schröder-Köpf, SPD-Landtagsabgeordnete Niedersachsen, 58

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