herzlich willkommen zur neuen Ausgabe unseres Wochenend-Updates aus dem Hauptstadt-Team.
Wir berichten an dieser Stelle über das Wichtigste aus der Berliner Republik und empfehlen Ihnen wieder frische Texte und Töne aus unserer journalistischen Pioneer-Familie.
Los geht's!
Wege entstehen dadurch, dass man sie geht, sagt Franz Kafka.
Übersetzt in den Journalismus, könnte man auch sagen: Wer verstehen will, muss erleben.
In den aufgeregten Debatten über das Für und Wider der militärischen Hilfe für die Ukraine könnte es also nicht schaden, zu erfahren, wie die Lage in der Ukraine derzeit ist und was die Menschen vor Ort denken.
Ich habe mich deshalb Anfang der Woche in den Zug gesetzt und bin losgefahren. Nach Kiew, Butscha und Irpin. Ich wollte wissen, ob ein Alltag im Krieg möglich ist. Und welchen welchen Ausweg die politisch Verantwortlichen sehen.
Ich wollte sehen und zuhören.
Eines weiß ich nach drei Tagen in der Ukraine sicher: Die theoretische Debatte in offenen Briefen deutscher Intellektueller haben mit der Lebensrealität der Ukrainerinnen und Ukrainer wenig zu tun.
Larissa, eine Mutter aus Irpin, schilderte mir mit Tränen in den Augen ihren Alltag in ihrem zerstörten Wohnhaus.
Kein Wasser, kein Strom, kein Job. Keine Fensterscheiben.
Ihr Leben wurde zerstört von russischen Raketen. Von heute auf morgen.
Larissa, eine Frau aus Irpin, vor ihrer zerstörten Wohnung. © Michael BröckerIn Butscha, einem 35.000 Einwohner Städtchen im Nordwesten Kiews, trauern Hunderte Einwohner um ihre Mütter, Väter und Kinder, die der brutalen Tötungsmaschine der russischen Besatzer zum Opfer fielen.
Vergewaltigte Frauen und traumatisierte Kinder müssen dort zurück finden in ihr Leben.
Und in Deutschland warnen Schriftstellerinnen und Kabarettisten vor Eskalation?
In Kiew, dieser einst so multikulturellen, lebensfrohen und vitalen Metropole mit ihren kulturellen und architektonischen Schätzen, dominieren heute Betonsperren, Sandsäcke und Soldaten das öffentliche Bild.
Abends herrscht Ausgangssperre.
Fast zwei Millionen Einwohner haben die Stadt verlassen.
Menschenleer: Der Unabhängigkeitsplatz, der Maidan, im Herzen Kiews am Abend. © Michael Bröcker
Und unser Bundeskanzler will nicht reisen, weil Ukraines Präsident mit der früheren Russland-Politik unseres Bundespräsidenten hadert? Ja, und?
Sicher, Deutschland engagiert sich finanziell, humanitär und auch militärisch.
In meinen Gesprächen mit den Abgeordneten des ukrainischen Parlaments habe ich trotzdem kein Verständnis für die Ukraine-Politik der Bundesregierung gehört.
Der Frust sitzt tief, weil Deutschland bei den Themen zögert, zaudert und bremst, auf die es - aus Sicht der Ukraine - ankommt: beim Energie-Embargo gegen Russland und bei der Lieferung von schweren Waffen.
Die Abgeordnete und Ko-Vorsitzende der deutsch-ukrainischen Parlamentariergruppe, Halyna Yanchenko, hat es im Gespräch mit mir so zusammengefasst:
Unser Land will so sein wie ihr, freiheitlich, demokratisch und europäisch. Und genau das ist es, was Putin verhindern will. Warum helft ihr uns also nicht mehr?
Meine Reportage aus der Ukraine lesen Sie hier.
In der aktuellen Folge unseres Hauptstadt Podcasts diskutieren wir natürlich über die Debatte der Woche, ob Olaf Scholz nun nach Kiew fahren soll oder nicht und was die Reise von Oppositionsführer Friedrich Merz am Ende gebracht hat.
Außerdem:
Im Interview der Woche spricht Gordon Repinski mit Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) über die Auswirkungen des Krieges auf die deutsche Wirtschaft und die Integration der ukrainischen Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt.
Bei What's left geht es im Gespräch mit Marina Kormbaki um die Grünen in Schleswig-Holstein und bei What's right analysiert Rasmus Buchsteiner die Turbulenzen in der CSU.
In der beliebten Rubrik "Ein Satz zu", sagt uns heute Angelika Hellemann, Korrespondentin der Bild am Sonntag, was sie von den wichtigsten Protagonisten der Berliner Republik hält.
Hier geht es zum aktuellen Podcast:
Banges Warten auf Putins „Tag des Sieges“
Im Westen hält sich das Gerücht, Russlands Präsident Wladimir Putin könnte bei der Feier zum „Tag des Sieges“ am 9. Mai mit der Anordnung einer Generalmobilmachung den Ukraine-Krieg eskalieren.
Im politischen Berlin ist man nervös.
Sowohl im Außen- als auch im Verteidigungsministerium rätseln viele über Putins Pläne für kommenden Montag - ebenso wie im Parlament.
Michael Roth (SPD), Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses, sagte uns:
Proben für die Militärparade am "Tag des Sieges". © ImagoWir sollten niemals etwas definitiv ausschließen, was Putin tun könnte. Es wäre ein Fehler, ihn mit unseren Maßstäben zu bewerten.
Der Grünen-Außenpolitiker Robin Wagener betont: "Eine russische Generalmobilmachung wäre vor allem das Eingeständnis des Angriffskrieges, den Putin bislang zu verschleiern versuchte."
Wie Roth und Wagener rechnet auch Unionsfraktionsvize Johann Wadephul (CDU) nicht fest mit der Generalmobilmachung.
Aber:
Putin ist schwer unter Druck. Irgendwas wird kommen.
Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), betonte im Gespräch mit uns:
"Es gehört zur Kriegsführung des Wladimir Putin, uns solche Szenarien vor Augen zu führen, um uns psychologisch unter Druck zu setzen."
Meine Kollegin Marina Kormbaki beleuchtet die Hintergründe einer möglichen offiziellen Kriegserklärung aus Moskau.
Geflüchtete Ärzte und Pflegekräfte aus der Ukraine sollen schnell arbeiten können
Flüchtlinge aus der Ukraine, die vorher im Gesundheitswesen gearbeitet haben, sollen in Deutschland rasch arbeiten dürfen.
„Viele Flüchtlinge sind verletzt und traumatisiert aus der Ukraine zu uns gekommen. Aber unter den Flüchtlingen sind auch viele Ärzte und viele Pflegefachkräfte“, sagte Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen meinem Kollegen Rasmus Buchsteiner.
„Wir wollen, dass Ukrainer Ukrainer hier bei uns in Deutschland helfen und behandeln können.“
Janosch Dahmen © imagoMit ihrem zuletzt im Bundestag beschlossenen Ukraine-Antrag hatten SPD, Grüne, FDP und Union die Regierung aufgefordert, Vorschläge dazu auszuarbeiten.
„Wir arbeiten daran, dass qualifiziertes Personal aus der Ukraine vorübergehend bei uns in Krankenhäusern und in der gesundheitlichen Versorgung von Flüchtlingen tätig werden kann“, sagte Dahmen. Das sei mit großem Erfolg auch 2015/2016 geschehen, als Hunderttausende aus Syrien nach Deutschland kamen.
„Damals gab es dazu einen Passus im Asylbewerberleistungsgesetz“, so der Grünen-Politiker weiter. „Daran könnte man nun beispielsweise anknüpfen.“
Er ist einer der renommiertesten deutschen Kriegs- und Krisenreporter. Und er arbeitet seit mehr als 15 Jahren für einen der größten Nachrichtensender der Welt, CNN.
Frederik Pleitgen, der Sohn des früheren WDR-Intendanten Fritz Pleitgen, berichtete bereits aus dem Irak, aus Afghanistan und Syrien und jetzt auch aus der Ukraine.
Mit Pioneer-Herausgeber Gabor Steingart spricht der Kölner in einem Pioneer-Podcast Spezial über das journalistische Leben zwischen den Fronten und den außergewöhnlichen Widerstand der ukrainischen Truppen im Krieg gegen Russland.
Frederik Pleitgen © Frederik PleitgenDas ganze Gespräch mit Pleitgen können Sie sich hier anhören.
Ein Glückwunsch an dieser Stelle: Hans-Peter Bartels, ehemaliger Wehrbeauftragter des Bundestags und Pioneer-Expert, feiert heute nicht nur seinen 61. Geburtstag: Bartels wurde zugleich zum neuen Präsidenten der Gesellschaft für Sicherheitspolitik auserkoren. Seine Vorgängerinnen und Vorgänger waren unter anderem Generalleutnant a.D. Jürgen Höche, Prof. Johannes Varwick, die Ex-Verteidigungsausschuss-Vorsitzende Ulrike Merten und die ehemalige Wehrbeauftragte Claire Marienfeld. Herzlichen Glückwunsch vom gesamten Pioneer-Team!
Der Kalte Krieg ist zurück in Europa – und das nicht erst seit Kriegsbeginn am 24. Februar.
Schon seit der Annexion der Krim 2014 existiere die europäische Friedensordnung nur noch auf dem Papier, schreibt Ex-Außenminister Joschka Fischer in seinem Gastbeitrag.
Wie der Krieg auch enden mag – mit dem Sieg Russlands, einem Waffenstillstand oder dem Erfolg der Ukraine, die russische Aggression zu stoppen – Europa stehen eisige Zeiten bevor.
Lesen Sie die ganze Analyse hier:
Gegen die sicherheitspolitische "Zeitenwende", die von der Bundesregierung ausgerufen wurde, formiert sich außerparlamentarisch Widerstand und auch innerhalb der Parteien und Fraktionen bröckelt die Zustimmung.
"Wir müssen reden", schreibt der ehemalige Wehrbeauftragte des Bundestages Hans-Peter Bartels.
Warum, lesen Sie hier:
Wenn es um Krieg geht, ist meist nur die Rede von Panzern und anderen militärischen Waffen. Doch auch "geistige Waffen" wie die Presse- und Meinungsfreiheit, Religion oder Kultur stellen eine Bedrohung für Diktatoren dar.
Wie wir den Ukrainern und Ukrainerinnen helfen können, ihre Kultur vor Putins Zerstörung zu schützen, beschreibt Elisabeth Motschmann in ihrer Kolumne:
Heute gratulieren wir herzlich:
Bengt Bergt, SPD-Bundestagsabgeordneter, 40
Michael Kretschmer (CDU), Ministerpräsident von Sachsen, 47
Hans-Peter Bartels, ehemaliger Wehrbeauftragter des Bundestags, 61
Am Sonntag gratulieren wir herzlich:
Michael Kellner (Grüne), Staatssekretär beim Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz und MdB, 45
Carsten Müller, CDU-Bundestagsabgeordneter, 52
Krypto ist der neue Kult an den Finanzmärkten. Der neue Krypto-Podcast unserer New Yorker Börsenkorrespondentin Anne Schwedt war deshalb überfällig und er kommt bei Ihnen, den Hörerinnen und Hörern, gut an.
Am vergangenen Dienstagabend lud Anne mit Pioneer-Herausgeber Gabor Steingart erstmals zu einem Krypto-Diskussionsabend in unser Studio an der Bleibtreustraße ein.
Was sind Bitcoins & Co. genau und lohnt es sich wirklich, in die neuen Digitalwährungen zu investieren? Darum ging es in der interaktiven Diskussion mit den Pioneers.
Unsere aktuelle Folge des Podcasts hören Sie hier, ein paar Eindrücke des Abends zeigen wir hier.
Anne Schwedt © Lisa-Marie Lehner© Lisa-Marie Lehner© Lisa-Marie LehnerIch wünsche Ihnen ein erholsames Wochenende.
Herzlichst,
Ihr