Von Babys im Bundestag und einem persönlichen SPD-Rückblick

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© Privat

Guten Tag,

wie schön, dass Sie wieder dabei sind.

Heute möchte ich Ihnen von einer jungen FDP-Abgeordneten erzählen, die vom Bundestag erwartet, dass sie mit ihrem Baby den Plenarsaal betreten darf.

Außerdem geht es um den persönlichen Rückblick Hans-Peter Bartels' auf den historischen SPD-Wahlsieg 1998 und die Lehren für die Gegenwart sowie Christian Drosten, den es demnächst eventuell als Punk-Musiker auf der Bühne zu sehen gibt.

Im Gespräch mit Gyde Jensen © The Pioneer

Vor zweieinhalb Jahren habe ich ein Porträt über Gyde Jensen geschrieben. Ich hatte mein Volontariat bei den Kieler Nachrichten frisch abgeschlossen und war gerade Jungredakteurin geworden. Gyde Jensen indes war gerade in den Bundestag gewählt worden - als jüngste Abgeordnete. Uns beiden war damals nicht klar, dass sich unsere Wege nur wenige Jahre später in Berlin wieder kreuzen würden.

Als wir uns nun ein paar Mal in Berlin trafen - einmal besuchte sie mich an Bord der PioneerOne, ein anderes Mal besuchte ich sie in ihrem Abgeordnetenbüro im Paul-Löbe-Haus - traf ich nicht nur eine FDP-Politikerin wieder, sondern auch eine Mutter. Sie hatte in der Zwischenzeit eine kleine Tochter bekommen und je mehr sie über ihr neues Leben erzählte und davon, wie sie und ihr Mann versuchen, politisches Mandat und Familie zu vereinbaren, umso sicherer wusste ich: Das ist eine Geschichte.

Weil wir immer noch zu wenig über junge Frauen und Mütter in der Politik reden. Und weil Gyde Jensen ein Mensch ist, der Schubladen sprengt. Und so legt sie sich - die Feministin in der FDP, die für eine Frauenquote ist - auch mit althergebrachten Regeln an, wenn sie sie überholt findet - zum Beispiel jene Regel, dass Abgeordnete ihre Säuglinge nicht mit in den Plenarsaal nehmen dürfen.

„Das Parlament entscheidet über Fragen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und arbeitet dafür, dass die Menschen in diesem Land besser leben können", sagt Jensen und fordert die Regelhüter des parlamentarischen Betriebs auf, Fortschritt auch im Bundestag zuzulassen: "Der Ältestenrat des Bundestages muss sich mit dieser Sache erneut befassen." Die momentane Regelung mache einen traurigen Eindruck.

In deutschen Parlamenten gibt es für Abgeordnete keine Elternzeit. Deshalb braucht es aus ihrer Sicht andere Möglichkeiten für die Vereinbarkeit von Arbeit und Familie. "Ich will aus dem Plenarsaal keinen Kindergarten machen. Keine Abgeordnete würde auf die Idee kommen, ihr schreiendes oder krankes Kind mitzunehmen." Politikern werde oft vorgeworfen, sie hätten zu wenig Nähe zum „echten Leben“. Eine solche Regelung würde Nahbarkeit schaffen und „das spießig Strikte aufbrechen“, glaubt die 30-Jährige. Lesen sie hier den Artikel, in dem wir auch nach Thüringen und Neuseeland schauen.

© The Pioneer

Der SPD-Politiker und ehemalige Wehrbeauftragte Hans-Peter Bartels erinnert sich in einem persönlichen Rückblick an den historischen Wahlsieg 1998 - und fordert den Bruch der SPD mit den verlorenen letzten Jahren. "Ein Neuanfang ist nun genau das, was die Sozialdemokratische Partei in Deutschland heute so dringend braucht", schreibt Bartels. Der Claim "Die neue SPD" dürfe dann aber nicht ein bloßer PR-Slogan sein. "Die neue SPD muss mit der 'alten SPD' glaubwürdig brechen." Eine lesenswerte Reise durch die Jahre und Persönlichkeiten der SPD.

Der Finanzexperte Gerhard Schick fordert in seinem Gastbeitrag für ThePioneer einen Neustart der Bafin. Schick war von 2005 bis 2018 Mitglied des Bundestages für die Grünen. Seit Juli 2018 ist er Vorstand der „Bürgerbewegung Finanzwende“ für eine nachhaltige Finanzwirtschaft. Die Finanzaufsicht hat laut Schick in einer Reihe von Fällen versagt – nicht nur bei Wirecard. Vor allem drei Dinge müssten sich ändern. Lesen Sie seine spannenden Ideen!

© The Pioneer

Es steht wieder eine neue Überstunde an - diesmal mit Saskia Esken. Die 58-Jährige gehört zu den umstrittensten Politikerinnen im Land. Die SPD-Vorsitzende aus Stuttgart hat sich mit ihrem Partner Norbert Walter-Borjans für viele überraschend gegen Vizekanzler Olaf Scholz und Klara Geywitz als Vorsitzende durchgesetzt. Ihr linkes Profil bringt ihr viel Zustimmung bei Jusos und Antikapitalisten in der Partei, manch ein Pragmatiker aus der Bundestagsfraktion schüttelt den Kopf über ihre Positionen. Als Feministin und Frauenrechtlerin ist ihr Kurs konsequent, auch als Digitalpolitikerin hat sie sich in der Netzgemeinde einen Namen gemacht. Mit Marina Weisband und Michael Bröcker spricht die SPD-Chefin am Donnerstag, 30. Juli, ab 17 Uhr, an Bord der PioneerOne über "Emanzipation". Sichern Sie sich hier Tickets.

© The Pioneer

Die Berliner Punkband ZSK hat dem Virologen Christian Drosten einen eigenen Song gewidmet: Das Stück mit dem Titel „Ich habe Besseres zu tun" ist als Hommage an den Wissenschaftler gedacht, der in Deutschland in der Corona-Krise als einer der wichtigsten Experten gilt.

Jetzt kündigte die Band an, dass Drosten, der selbst Gitarre spiele, den Song gern mal persönlich live mit ihnen spielen würde. Das Lied will die Band auch als ein Zeichen der Solidarität mit Drosten verstanden wissen. Wir erinnern uns: Der Chef-Virologe der Berliner Charité hatte öffentlich gemacht, dass er Morddrohungen erhält. Das ist leider die gesellschaftliche Realität, in der wir leben: Wer in der Öffentlichkeit steht, wird nicht einfach nur kritisiert, nein, es gibt gleich Morddrohungen. Möge uns der Punk helfen, mit diesem Wahnsinn klarzukommen - bis wir als Gesellschaft es schaffen, Hass und Hetze auszumerzen.

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Ich wünsche Ihnen einen schönen - und Schubladen-freien - Start in den Tag!

Herzlichst, Ihre

Pioneer Editor, Stv. Chefredakteurin ThePioneer
  1. , Pioneer Editor, Stv. Chefredakteurin ThePioneer

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