Von Bienen und vier Frauen für Joe

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© The Pioneer / Henning Schmitter

Guten Tag,

wie schön, dass Sie wieder dabei sind.

Heute möchte ich mit Ihnen einen Blick über den Atlantik wagen. Dass die Demokraten Joe Biden ins Rennen um das Präsidentenamt schicken, ist klar - doch wer wird seine Running Mate? Es ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen talentierter und aussichtsreicher Politikerinnen.

Außerdem geht es heute um Bienen im Bundestag und Juli Zeh auf der Pioneer One.

Bundeskanzlerin Angela Merkel ist noch im Urlaub, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ermahnt "verantwortungslose" Demonstranten, Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet ist es im Flüchtlingslager Moria zu unsicher und Finanzminister Olaf Scholz schlägt sich mit dem Wirecard-Skandal herum, der sich längst in einen Bafin-Skandal verwandelt hat.

Das alles ist für eine Sommerpause nicht wenig, doch wer mal wieder bei einem echten personalpolitischen Showdown mitfiebern will, schaut derzeit in die USA. Dort liefern sich einige aussichtsreiche Politikerinnen ein Kopf-an-Kopf-Rennen um ein Amt, das es in vergleichbarer Form in Deutschland nicht gibt. Es wird gesucht: Eine "Running Mate" für Joe Biden.

Bidens sogenannte Running Mate wäre im Fall eines Wahlsiegs Vize-Präsidentin. Ein Amt, das zwar formal dem einer Vizekanzlerin nahe kommt, aber inhaltlich und in Kompetenzfragen in den USA eine völlig andere Bedeutung hat.

Die Vizepräsidentin der USA wäre Stellvertreterin des amerikanischen Präsidenten und damit Inhaberin des zweithöchsten Amtes in den Vereinigten Staaten. Sie wäre in der Nachfolge des Präsidenten die erste Person, die im Falle des Todes, des Rücktritts oder der Amtsenthebung des Präsidenten dessen Amt übernimmt. Gleichzeitig wäre die Vizepräsidentin auch Präsidentin des Senats und könnte dort bei einem Patt die entscheidende Stimme abgeben.

Seit 1933 nehmen Vizepräsidenten regelmäßig an Kabinettssitzungen teil und haben seit 1961 auch ein Büro im Weißen Haus. Vizepräsidenten gelten in der Regel als die wichtigsten Berater des Präsidenten.

Man möge sich dieses Verhältnis nun vorstellen und auf unsere beiden Regierungsspitzen übertragen - Bundeskanzlerin Angela Merkel und Vizekanzler Olaf Scholz. Er ihr Berater? Mit einem eigenen Büro im Kanzleramt? Undenkbar.

In unserer Demokratie der Koalitionen liegt es in der Natur der Sache, dass die kleinere Partei, der Juniorpartner, den Vizekanzler stellt. Das Verhältnis von Kanzler und Vizekanzler kann dem von Präsident und Vizepräsident gar nicht ähneln.

Was übrigens nicht heißt, dass über die Wahl der richtigen Running Mates nur persönliche Sympathie, passende Chemie oder gar Freundschaft entscheiden würden. Running Mates, heißt es, haben selten einen signifikanten positiven Einfluss auf den Wahlkampf. Was sie aber sehr wohl haben können, ist ein negativer Effekt. Heißt: Mit der Wahl der Running Mates können Präsidentschaftskandidaten wenig richtig und vieles falsch machen.

Man denke bloß an das Desaster um Sarah Palin. Der damals 71-jährige republikanische Präsidentschaftskandidat John McCain hatte die bundespolitisch unerfahrene Gouverneurin von Alaska zu seiner Running Mate gekürt - und es dauerte nicht lange, bis die 44-jährige Palin mit Aussetzern und außenpolitischem Unwissen zum Symbol des Scheiterns der McCain-Kampagne wurde. Sein Konterpart Barack Obama hatte indes auf einen etablierten, eher unaufregenden Politiker gesetzt – Joe Biden. Und genau dieser steht jetzt selbst vor der Aufgabe, sich eine Partnerin zu suchen. In den kommenden Tagen will der designierte Präsidentschaftskandidat der US-Demokraten seine Stellvertreterin für den Fall eines Wahlsiegs auswählen. Bereits im März hatte er angekündigt, dass es eine Frau werden soll.

Mein Kollege Stefan Lischka und ich haben uns die aussichtsreichsten Kandidatinnen angeschaut. Was sind ihre Stärken, wie stehen sie zu Joe Biden - und worüber könnten Sie stolpern? Lesen Sie hier unsere Analyse.

Am 5. November 2019 sprach Finanzstaatssekretär Jörg Kukies den damaligen Wirecard-Chef Markus Braun - ausgerechnet an dessen 50. Geburtstag. Und genau dieses Treffen steht in der Affäre um den inzwischen insolventen Finanzdienstleister im Fokus, denn Kukies ist Aufsichtsratschef der Aufsichtsbehörde Bafin. Wie jetzt eingeräumt wird, weiß Finanzminister Olaf Scholz (SPD) von dem brisanten Treffen erst seit Kurzem. Das geht aus dem Protokoll der Sitzung des Finanzausschusses hervor, das mein Kollege und Pioneer-Chefkorrespondent Rasmus Buchsteiner einsehen konnte. Lesen Sie hier seinen Artikel mit den spannenden Details.

In seinem Beitrag "Hochrisikogruppe Lehrer?" befasst sich Pioneer-Expert Heiner Barz mit der Lage der Pädagogen an Schulen während Corona. Darin erklärt er, warum es schwierig werde in Deutschland den regulären Schulbetrieb wieder aufzunehmen und warum man das auch schon vorher hätte wissen müssen. Barz leitet die Abteilung für Bildungsforschung an der Universität Düsseldorf. Er hat empirische Studien unter anderem zu Jugend und Religion, zu Bildungsmarketing und -controlling und zu Waldorf- und Montessorischulen durchgeführt. Lesen Sie hier seine Gedanken zu Schulpolitik während Corona.

Es gibt wieder eine neue Überstunde - und was für eine! Im The Pioneer-Talkformat begrüßen Chefredakteur Michael Bröcker und die frühere Piratengeschäftsführerin Marina Weisband am Dienstag, 11. August, Juli Zeh - eine Wanderin zwischen den Welten und eine der einflussreichsten Intellektuellen in diesem Land. Zeh ist Richterin am Landesverfassungsgericht in Potsdam, aber die 46-Jährige ist vor allem als Autorin bekannt. Mit ihrem 2016 veröffentlichten und inzwischen verfilmten Bestseller-Roman „Unterleuten“ gelang der gebürtigen Bonnerin, die in Brandenburg lebt, eine dichte Milieustudie der ostdeutschen Provinz, in der Kapitalismus auf DDR-Nostalgie und Eigenbrötlertum auf städtische Neubürgerarroganz trifft. Im Gespräch geht es um „Kontrolle“. Einstieg ist ab 15.30 Uhr, Abfahrt ist pünktlich um 16 Uhr. Hier gibt es noch Tickets.

Und wenn Sie mögen, können Sie nach dem Talk auch gleich an Bord bleiben und beim Politischen Sightseeing einzigartige Perspektiven, aktuelle Einblicke und unbekannte Geschichten über das politische Berlin erleben. Ab 17 Uhr führt sie mein Kollege Stefan Rupp durch das Berliner Regierungsviertel. Der ausgezeichnete frühere Moderator von Radio Eins mit dem Motto "Antennen ausfahren und immer auf Empfang!" ist nach über einem Vierteljahrhundert vor dem Mikrofon zu uns gewechselt und leitet den Morning Briefing Podcast. Tickets gibt es hier.

Und übrigens: Für Dienstag sind 31 Grad und strahlender Sonnenschein angesagt. Wann wenn nicht dann, den Nachmittag bei uns auf dem Freideck verbringen? Ich verspreche Ihnen, es lohnt sich!

Wie sehen wir Politiker? Wir Journalisten, aber wie wollen Politiker eigentlich gesehen werden? Darüber spricht mein Kollege und Vize-Chefredakteur von The Pioneer, Gordon Repinski, mit Top-Fotografin Anne Hufnagl. Es geht um den Blick durch die Linse, den richtigen Moment und wie Bilder unsere Sichtweisen prägen. Was ist das perfekte Politiker-Motiv, welche überraschenden Perspektiven hat sie bereits eingenommen und welche Eitelkeiten der Hauptstadt kennengelernt? Dazu gibt es eine exklusive Preview in ihr aktuelles Fotoprojekt, das an Bord der Pioneer One ausgestellt wird. Seien Sie dabei - es gibt noch Tickets.

© The Pioneer

Angela oder Greta? Roberta oder Wilde Hilde? Oder doch lieber gleich zum Thema kommen und die kleinen Hautflügler Sabiene, Maja, Beeyoncé oder Brummhilde nennen? Ja, es geht um Bienen. Genauer: Es geht um die Bundestagsbienen, die die die Grünen vor vier Jahren am Bundestag ansiedelten. Und es geht um die drängende Frage: Wie sollen die vier neuen Königinnen heißen?

In der parlamentarischen Sommerpause hatten die Büro-Mitarbeiter des Fraktionsvizes der Grünen, Oliver Krischer, endlich Zeit sich um die wirklich wesentlichen Dinge des Lebens und der Politik zu kümmern: die Taufe der vier neuen Bienen-Königinnen. In den letzten beiden Jahren seien neue Völker hinzugekommen, die noch ein royales Namensschild an ihrem Kasten brauchen.

Ein kleiner auserlesener Kreis durfte nun an der Abstimmung teilnehmen. Und schon die Vorauswahl an möglichen Namen sei ein Politikum gewesen. Die Grünen verzichteten darauf, prägnante Vornamen von aktiven grünen Politikerinnen zu nehmen. Vor dem Namen der aktiven Bundeskanzlerin hatten sie anscheinend keine Berührungsängste. Spitzenreiter war bei Redaktionsschluss übrigens Brummhilde - für Angela hatte kaum jemand abgestimmt.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Start in den Tag!

Herzlichst, Ihre

Pioneer Editor, Stv. Chefredakteurin ThePioneer
  1. , Pioneer Editor, Stv. Chefredakteurin ThePioneer

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