herzlich willkommen zum Briefing aus der Hauptstadt – direkt von der Pioneer One.
Unsere Themen heute:
Die Szenarien für den Wahlabend werden in den Parteizentralen diskutiert. Die Äußerungen von CSU-Chef Markus Söder werden in der CDU mit Sorge erwartet. Die SPD setzt auf die Ampel und Christian Lindner.
Die Kohl-Witwe Maike Kohl-Richter hat ihre eigene Stiftung zu Ehren des Altkanzlers gegründet und bereitet eine Klage gegen den Bund vor. Wir kennen die Details.
Die Deutsche Bank warnt in einer Analyse vor einem Niedergang des Finanzplatzes Deutschland und mahnt die Politik zu schnellen Reformen.
Ein Wirtschaftsberater des Unions-Kanzlerkandidaten Armin Laschet, Evonik-CEO Christian Kullmann, wird neuer Aufsichtsratschef von Borussia Dortmund.
Nach der Wahl ist vor der Partnerwahl
Der wohl spannendste Bundestags-Wahlkampf seit 16 Jahren endet an diesem Sonntag.
Und was ab 18.00 Uhr folgen könnte, wenn die erste Prognose über die Bildschirme läuft, ist eine nicht weniger spannende Regierungsbildung.
Viele Spieler, unterschiedliche Verhandlungssituationen. Für Spieltheoretiker ein Genuss.
Fünf Parteien dürften nach aktuellen Umfragen eine Rolle spielen. SPD, Union, FDP, Grüne und Linkspartei.
Entscheidend für die Deutungshoheit und die ersten Sondierungsgespräche wird sein, wer mit seiner Partei vorne liegt: SPD-Mann Olaf Scholz oder CDU-Kandidat Armin Laschet.
Das Triell: Olaf Scholz, Annalena Baerbock und Armin Laschet © dpaEine aktuelle Insa-Umfrage sieht die SPD mit 25 Prozentpunkten vor der Union mit 22 Prozentpunkten, die Union wächst etwas (+1,5), die SPD verliert leicht (-1).
Wir haben uns in den Parteizentralen und im Umfeld der Kanzlerkandidaten umgehört, wie der Abend verlaufen könnte.
SPD - Alles auf die Ampel
In der SPD stehen die Zeichen auf Ampel - und ab dem Wahlabend ist jedes Gespräch darauf ausgerichtet, wie das Ziel erreicht werden kann.
Dabei gibt es zwei grundsätzlich unterschiedliche Theorien unter denen, die es zu entscheiden haben. Einig sind sich die Seiten, dass zunächst mit den Grünen und der FDP eine Koalition sondiert werden soll. Allerdings heißen diese Gespräche dann nicht Sondierungen, sondern einfach "Gespräche" - das Wort Sondierung gilt nach den Erfahrungen von 2017 als negativ besetzt.
Saskia Esken und Olaf Scholz. © dpaUnterschiedliche Auffassungen gibt es für das weitere Vorgehen, sollte nach den ersten Gesprächen mit Grünen und FDP eine Poker-Situation entstehen - die FDP flirtet auch mit Jamaika. Eine relevante Anzahl SPD-Größen aus verschiedenen Ebenen der Partei sind deshalb auch für Gespräche mit der Linkspartei. Diese könnten nach den ersten Runden mit Grünen und der FDP stattfinden.
Danach könnte man erklären, dass man nun mit Grünen und FDP über eine Koalition verhandeln will. So würde auf die FDP Druck ausgeübt werden, in ernsthafte Verhandlungen einzutreten.
Auf der Seite derer, die sich nicht der Parteilinken zuordnen, überwiegt ein Szenario, in dem man mit der Linkspartei keine Gespräche führen muss und so FDP-Chef Christian Lindner nicht herausfordert. Die Frage ist in der SPD noch nicht abschließend geklärt.
Union - alle schauen auf Söder
In der Union hoffen die Laschet-Berater auf den Last-Minute-Swing durch die bürgerlichen Stammwähler. Sollte Armin Laschet und die Union am Ende knapp vorne liegen, will Laschet ein Jamaika-Bündnis schmieden und zunächst mit seinem Lieblingspartner, FDP-Chef Christian Lindner reden.
Laschets Hoffnung: Sollte ein rot-grün-rotes Bündnis keine Mehrheit haben, hätte auch SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz kaum Drohpotential, um Lindners Liberale in ein Bündnis zu locken.
Ob die Grünen über ein Jamaika-Bündnis mit geschrumpften Konservativen reden wollen, ist dann eine spannende Frage.
In der CDU kursieren Ministerien und Themen, die man den Grünen anbieten wolle, dazu gehören weitreichende Kompetenzen in der Umwelt-, Sozial- und Verkehrspolitik. Für die Grünen könnte ein Jamaika-Bündnis attraktiv sein, weil sie nur dort die strategische Position der linken Mitte besetzen können, hofft mancher in der CDU.
Armin Laschet und Markus Söder © dpaEin Jamaika-Bündnis will Laschet selbst dann versuchen, wenn die Union knapp hinter Scholz liegt, aber eine Mehrheit möglich ist.
Er sei fest entschlossen, jede Chance auf das Kanzleramt zu nutzen, heißt es in seinem Team. Es sei alles drin, soll Laschet in der Präsidiumsschalte am Montag gesagt haben. Am Dienstag nach der Wahl will sich Laschet zum neuen Vorsitzenden der Fraktion wählen lassen, wenn eine realistische Chance auf eine Regierung besteht und die Union vorne oder nur minimal hinter der SPD liegt. Vor allem die bewährte Achse aus Hessen, NRW und Niedersachsen könnte Laschet helfen.
Entscheidend wird sein, ob die CSU Laschet stützt oder stürzt. CSU-Chef Markus Söder hat deutlich gemacht, dass er nur einen Regierungsauftrag für die Union sieht, wenn die Union vorne liegt. Eine harte Ansage, die viele in der CDU verärgert. Söder wird am Sonntag nach Berlin kommen, so kann er jederzeit vor die Kameras treten und eingreifen.
Sicher ist, dass CSU-Spitzenkandidat Alexander Dobrindt im Fernsehstudio bereits um kurz nach 18 Uhr das Wort ergreifen wird. Seine Deutung wird er mit Söder abstimmen, es könnte für Laschets Ambitionen entscheidend sein.
Am Nachmittag kommt das Präsidium der CDU im Adenauer-Haus zusammen, die Exit-Polls aus den Umfrageinstituten werden einlaufen, an den ersten Formulierungen gefeilt.
Angesichts des zu erwartenden Absturzes der Union im Vergleich zum 2017er Ergebnis, erwartet ein CDU-Regierungsmitglied keine Hängepartie:
"Vorne oder nicht, das wird über Armins Zukunft entscheiden."
FDP - Abwarten und kommen lassen
Bei den Liberalen kann Parteichef Christian Lindner den Wahlabend entspannt abwarten. Er dürfte so oder so gefragt und gebraucht werden.
Gesprächen mit Union und SPD würde man sich weder verweigern wollen noch verweigern können, heißt es. Dass sich Lindner schon am Nachmittag bilateral und vertraulich mit seinem NRW-Partner Laschet besprechen wird, gilt aber als sicher.
Christian Lindner und Armin Laschet bei der Unterzeichnung des schwarz-gelben Koalitionsvertrages Ende Juni 2017 in Düsseldorf. © ImagoMit Spannung wird bei der FDP erwartet, welches Signal von Scholz am Wahlabend kommt. FDP-Kreisen zufolge wird erwogen, am Montag nach der Wahl überraschend zunächst Gespräche mit den Grünen anzukündigen, nicht aber mit Union und SPD.
Grüne - am liebsten mit der SPD
Die Grünen betonen in den letzten Tagen vor der Wahl ihren Willen zur Zusammenarbeit mit der SPD. Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock äußerte wiederholt, dass die Union in die Opposition gehöre. Die Parteispitze will dies aber nicht als Absage an ein Jamaika-Bündnis verstanden wissen.
Von der Eindeutigkeit des Wahlausgangs werde abhängen, wie klar sich Baerbock und Co-Parteichef Robert Habeck Richtung Ampel oder Jamaika äußern werden. Fürs Erste wollen sich die Grünen in Zurückhaltung üben, um sich nicht vorzeitig Optionen zu verbauen.
Klar ist: Im Gegensatz zu 2017 soll ein kleinerer Kreis um Baerbock und Habeck Sondierungsgespräche führen. An den Jamaika-Runden von 2017 nahmen 14 Grüne teil, die sich ständig mit weiteren Funktionären in Bund und Ländern rückkoppeln mussten.
Fazit: Es könnte ein langer Abend werden. Und das Endergebnis erst kurz vor Mitternacht feststehen. Am Abend fließen immer mehr Briefwahl-Ergebnisse ein, die Zahl der Briefwähler war dieses Mal besonders hoch.
1. Kohl-Witwe gründet eigene Kohl-Stiftung
Maike Kohl-Richter, die Witwe des 2017 verstorbenen Altkanzlers, hat nach Informationen unseres Chefkorrespondenten Rasmus Buchsteiner eine eigene Helmut-Kohl-Stiftung gegründet und will nun rechtlich gegen die des Bundes vorgehen. „Die Helmut-Kohl-Stiftung geht von Dr. Helmut Kohls Leben und Wirken aus, aber nähert sich ihm behutsam, mit der gebotenen Demut und Distanz“, heißt es in der Satzung der von Kohl-Richter gegründeten Stiftung, die ihren Sitz in Oggersheim haben soll.
Die Stiftung ist Ende Juni gegründet worden und seit dem 10. September beim Amtsgericht Ludwigshafen im Vereinsregister eingetragen.
„Sie vermeidet, ihm zu nahe zu treten und über ihn für fremde - persönliche oder politische - Zielsetzungen zu verfügen. So widersteht die Stiftung jeder (zeitgeistigen) Versuchung, ihn zu vereinnahmen und in seinem Namen Aussagen zu treffen, wie Dr. Helmut Kohl etwa in dieser oder jener Situation gehandelt hätte und heute oder in Zukunft handeln würde“, heißt es in dem Dokument, das uns vorliegt.
Maike Kohl-Richter neben einer Fotografie des verstorbenen Altkanzlers. © dpaKohls Leben und Wirken hätten „in anderer Zeit unter anderen Bedingungen“ stattgefunden. Nur er selbst könne sagen, „wie er in dieser oder jener Situation gehandelt hätte oder heute oder in Zukunft denken oder handeln würde“.
Die Stiftung soll zunächst von Kohl-Richter als „Gründungsvorstand“ selbst geführt werden. Zu den Gründungsmitgliedern zählen unter anderem der Unternehmer Hans Peter Stihl, die Rechtsanwältin Nicole Hermann und der CDU-Politiker Michael Preusch.
Die Stiftung solle unter anderem dazu beitragen, dass Helmut Kohls „Leben und Wirken hochgehalten wird, sein politisches Lebenswerk seriös, quellengestützt und vorurteilsfrei aufgearbeitet wird“.
Kohl-Richter bereitet zudem eine Klage gegen die Stiftung des Bundes vor. Hier lesen Sie die ganze Geschichte.
2. Deutsche Bank sieht Niedergang des Finanzplatzes
Die Deutsche Bank hat eine Reformagenda für den Finanzplatz Deutschland vorgestellt und auf die hohe Steuerbelastung für Kapitalgesellschaften im internationalen Vergleich hingewiesen.
Es gebe eine "Politik der strukturellen Sklerose" und dem langjährigen Niedergang des Finanzplatzes werde nur zugesehen, heißt es in dem Deutschland-Monitor.
Deutschland hat seine Unternehmensbesteuerung seit über einem Jahrzehnt nicht reformiert, während quasi im Rest der Welt die Steuern gesenkt wurden.
Die Gewinne von Kapitalgesellschaften würden hierzulande mit 30 Prozent besteuert (Körperschaftsteuer, Soli, Gewerbesteuer), im internationalen Durchschnitt nur mit 22 Prozent, heißt es.
"Das ist ein erheblicher Standortnachteil auch für Finanzinstitute."
Durch eine fehlende Reform des Kapitalmarkts, das antiquierte Drei-Säulen-Modell und die Defizite bei den Aufsichtsstrukturen sei der Finanzplatz Deutschland weiter zurückgefallen. Die aktuellen Regierungsprogramme der Parteien würden dieses Problem nicht adressieren, heißt es in der Analyse.
In einer Grafik stellt die Deutsche Bank Research die Steuerbelastung im Vergleich dar.
Eine Infografik mit dem Titel: So hoch sind die Gewinnsteuern
Gewinnbesteuerung bei Kapitalgesellschaften 2020, in Prozent
3. Pfiffe bei Merkel-Kundgebung für Laschet
Merkel und Laschet in Stralsund © dpaAm Samstag kommt die Kanzlerin nach Aachen, wo Armin Laschet lebt, am Dienstagabend war der Kanzlerkandidat der Union zu Gast in der politischen Heimat von Angela Merkel - auf dem Alten Markt von Stralsund. Schöne Bilder von der Kundgebung in Stralsund sollte Laschet in den verbleibenden Wahlkampf-Tagen haben. Das jedoch ging gründlich schief.
Der Auftritt der Kanzlerin in der Hansestadt wurde von lautstarken Pfiffen und Schmährufen begleitet. Sie kamen unter anderem von Anhängern der Partei Die Basis, die Anstoß an Merkels Corona-Politik nimmt.
Die CDU-Politikerin war in ihrem Wahlkreis, den sie acht Mal direkt gewonnen hatte, bereits im Bundestagswahlkampf 2017 mit Pfiffen und Protest empfangen worden. „Merkel muss weg“, war auch jetzt in Stralsund aus der Menge zu hören.
Merkel ging darauf in ihrer Rede mit keinem Wort ein. Sie warb für Laschet, der als Ministerpräsident in Nordrhein-Westfalen um jeden Arbeitsplatz kämpfe und dies auch als Kanzler tun werde. Laschet forderte, man müsse einander zuhören und dürfe sich nicht niederbrüllen: „Seien Sie stolz auf diese Abgeordnete, diese Bundeskanzlerin. Wir tun alles, um ihr Werk fortzusetzen.“
4. Parlamentarisches Kontrollgremium tagt öffentlich
Das Parlamentarische Kontrollgremium des Bundestags (PKGr) wird Ende Oktober die drei Leiterinnen und Leiter der größten nationalen Nachrichtendienste zu einer öffentlichen Anhörung in Berlin vorladen.
Nach unseren Informationen ist der 27. Oktober (11 Uhr) für die Sitzung des ansonsten ausschließlich geheim tagenden Gremiums vorgesehen.
Das Kontrollgremium überwacht die Arbeit der Geheimdienste.
Eine öffentliche Tagung ist gesetzlich einmal im Jahr vorgesehen. Teilnehmen wird auch der Chef des für die Auslandsaufklärung zuständigen Bundesnachrichtendienstes (BND), Bruno Kahl. Die Arbeit des BND provozierte im August eine Sondersitzung der Geheimdienstkontrolleure: Darin sollte geklärt werden, warum deutsche und ausländische Geheimdienste noch während des Siegeszugs der Taliban in Afghanistan dessen Ausmaß und Tempo unterschätzten. Die Kommunikation zwischen BND und Bundeskanzleramt wird deshalb weiter parlamentarisch hinterfragt.
Heute nimmt Bundeskanzlerin Angela Merkel am Rückkehrer-Appell der militärischen Evakuierung teil und trifft auf Fallschirmjäger des Heeres, die in Kabul eingesetzt waren.
BND-Chef Bruno Kahl in der Berliner Geheimdienstzentrale. © dpaAuch bei diesem Termin wird es um die Aufarbeitung des Abzugs aus Afghanistan gehen.
Für die Präsidentin des Militärischen Abschirmdienstes (MAD), Martina Rosenberg, ist es die erste Sitzung dieser Art. Sie ist seit November im Amt.
Zuletzt hat sich nach Informationen unseres Reporters Christian Schweppe die Veröffentlichung eines schon länger erwarteten MAD-Reports verzögert, dieser liegt weiterhin beim Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) zur Prüfung und Freigabe.
Der Bericht enthält üblicherweise aktuelle Zahlen zu Extremismusfällen innerhalb der Bundeswehr.
Einer von Armin Laschets wichtigsten Beratern aus der Wirtschaft, Evonik-Chef Christian Kullmann, soll neuer Aufsichtsratschef des börsennotierten Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund werden. Das erfuhren wir aus dem Umfeld des Managers.
Der 52-jährige Energiemanager folgt auf den ausscheidenden Gerd Pieper und war zuletzt als stellvertretender Vorsitzender im Aufsichtsrat des Vereins. Der Spezialchemiekonzern Evonik ist Hauptsponsor des BVB.
Armin Laschet und Christian Kullmann. © dpaSchlussspurt auf unserer Deutschlandreise. Nach einer fast zehnstündigen Fahrt über den Mittellandkanal und durch mehrere Schleusen legten wir gestern Abend in Wolfsburg direkt vor dem VW-Werk an, um den Vorstandsvorsitzenden von Europas größtem Autobauer, Herbert Diess, an Bord zu holen.
Herbert Diess im Gespräch mit Gabor Steingart. © Anne HufnaglDiess hat im Gespräch mit Gabor Steingart weitreichende politische Entscheidungen im Kampf gegen den Klimawandel gefordert.
Ich glaube, dass die breite Öffentlichkeit will, dass wir etwas gegen den Klimawandel tun.
Deutschland trage besondere Verantwortung. "Ich glaube schon, dass wir mit unserer Vorbildrolle einen immens großen Beitrag leisten können", sagte er.
Das Gespräch hören Sie im Morning Briefing Podcast.
CEO Ingo Rieper im Bug unseres Medienschiffes, das durch die Hindenburgschleuse nahe Hannover fährt. © ThePioneerPioneer One in einer Schleuse auf dem Mittellandkanal. © ThePioneerDie nächsten Programmpunkte stehen schon vor uns: Am Freitag sprechen wir mit der Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock über ihre Vorstellung einer grünen Außenpolitik, und zum Abschluss unserer Tour ist am Samstag SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz an Bord unseres Medienschiffes in seinem Wahlkreis in Potsdam.
Die SPD erwartet bei ihrer Abschlusskundgebung am Freitag in Köln einen großen Teil der Führungsmannschaft und zahlreiche Prominente zur Unterstützung.
Neben Kanzlerkandidat Olaf Scholz und den beiden Parteivorsitzenden Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans sind unter anderem Justizministerin Christine Lambrecht, Arbeitsminister Hubertus Heil, Umweltministerin Svenja Schulze, Fraktionschef Rolf Mützenich sowie die ersten Bürgermeister aus Bremen und Hamburg, Andreas Bovenschulte und Peter Tschentscher anwesend.
Prominente Unterstützer sind ebenfalls in Köln dabei: Comedian Ingo Appelt wird kommen, Schriftstellerin Renan Demirkan sowie der DGB-Koordinator für den Dax, Jupp Bednarski, und Hermann Soggeberg, Konzernbetriebsratschef bei Unilever.
Die Grünen machen die Mobilitätswende zu einem Schwerpunkt ihrer Schlusskampagne - und wählen ungewöhnliche Orte. So leuchten digitale Wahlplakate der Partei an der Avus, der einstigen Autorennstrecke im Südwesten Berlins, wo am Freitag eine Feier zum 100. Jahrestag ihrer Inbetriebnahme stattfindet.
Der Claim auf den Plakaten lautet „Vorsprung durch Klimaschutz“, eine Anspielung auf den Audi-Spruch "Vorsprung durch Technik“.
Die Grünen werben auf der Avus für sich - Traditionsschauplatz des Automobilstandorts Deutschland.Auch am Autozubringer zum Audi-Werk in Ingolstadt haben die Grünen ein 100 Quadratmeter großes Poster mit dem abgewandelten Audi-Claim angebracht. Die Grünen wollen ihre Kernbotschaften zuspitzen. Dazu gehört die Forderung nach einem Ende der Zulassungen für Verbrennermotoren ab 2030 und ein Tempolimit von 130 km/h.
Die prominenten Vertreter der Mittelstandsunion, der Vorsitzende Carsten Linnemann und Präsidiumsmitglied Friedrich Merz, warnen in einer E-Mail an die 25.000 Mitglieder des Verbands vor einer "Entscheidung mit dramatischen Auswirkungen".
Eine rot-grün geführte Koalition wäre ein "Systemwechsel", schreiben die CDU-Politiker. "Alle drei wollen Steuererhöhungen, eine Vermögenssteuer, eine Beibehaltung des Soli, einen vom Gesetzgeber politisch festgesetzten Mindestlohn, die Abschaffung von Sanktionen bei Hartz IV, Verbote in der Klimapolitik, eine europäische Arbeitslosenversicherung sowie eine signifikante Ausweitung der Schuldenpolitik in Deutschland und in Europa."
Friedrich Merz, Carsten Linnemann, Armin Laschet © ThePioneerDie Wirtschaftspolitiker warnen ihre Mitglieder vor einer Stimme an die FDP. "Wenn die Union nicht stärkste Kraft wird, ist eine rot-grüne Regierung wahrscheinlich – wenn die Mehrheit reicht, mit der Linken, ansonsten mit der FDP. Das heißt: Wer FDP wählt, könnte am Ende mit SPD und Grünen aufwachen."
In der CDU-Parteizentrale wird im Schlussspurt ebenfalls voll auf die Stammwähler und die Angst vor einem Linksbündnis gesetzt, selbst bei jenen, die mit dem Kandidaten hadern.
Oder man könnte die Botschaft auch so zusammenfassen: Augen zu, CDU!
Unsere Grafiker haben dazu das passende Wahlplakat konstruiert, selbstverständlich ist dies nur eine humorvolle Montage von uns und keine offizielle Kampagne.
© Montage: ThePioneerWahlkreis 129 - Münster: Svenja Schulze vs. Stefan Nacke
In 299 Wahlkreisen bewerben sich Kandidatinnen und Kandidaten für ein Direktmandat im Deutschen Bundestag. Von Flensburg-Schleswig, dem Wahlkreis 1, bis Homburg, der Nummer 299, geht es mal knapper und mal deutlicher, mal prominenter und mal unbekannter zu.
Bis zur Bundestagswahl stellen wir rund 40 Wahlkreise vor, auf die es zu achten lohnt. Weil es knapp ist, weil Prominente antreten oder ein Swing bevorsteht.
Heute werfen wir einen Blick in eine der größten Universitätsstädte Deutschlands - in den Wahlkreis Münster.
© ThePioneerDer Wahlkreis 129 umfasst die freie Kreisstadt Münster. Rund 230.000 Wahlberechtigte leben hier. 2017 lag die Wahlbeteiligung bei 82,3 Prozent.
Bei der letzten Bundestagswahl gewann CDU-Kandidatin Sybille Benning das Direktmandat mit 37,2 Prozent der Erststimmen recht souverän gegen Robert von Olberg von der SPD (28,9 Prozent).
Benning tritt nach acht Jahren im Bundestag aus gesundheitlichen Gründen nicht erneut zur Wahl an. Stattdessen will der bisherige Landtagsabgeordnete Stefan Nacke das Direktmandat für die CDU verteidigen. Für die SPD tritt gegen ihn an: Bundesgesundheitsministerin Svenja Schulze.
Bewerben sich um das Direktmandat im Wahlkreis Münster: CDU-Kandidat Stefan Nacke (links) und Svenja Schulze von der SPD. © ThePioneerNach aktuellen Prognosen von election.de hat Schulze gute Chancen, das Direktmandat im Wahlkreis Münster erstmals seit 2005 wieder für die SPD zu gewinnen. Aber auch Nacke darf sich laut der Webseite noch Hoffnungen machen mit den meisten Erststimmen ins Parlament einzuziehen.
Stefan Nacke und Svenja Schulze haben von uns jeweils identische Fragebögen erhalten. Hier sind die Antworten in unserem ThePioneer-Battleground.
Der CDU-Kandidat
Stefan Nacke möchte das Direktmandat in Münster für die CDU verteidigen. © stefan-nacke.nrwWer bin ich? Dr. Stefan Nacke, 45 Jahre, Landtagsabgeordneter, Hobbys: Wandern und Handwerken.
Wo wohne ich? In Münster-Hiltrup .
Was zeichnet mich aus? Mein klarer Wertekompass.
Lieblingsort im Wahlkreis: Mein Fahrradsattel.
Meine analoge Wahlkampf-Strategie: Auf Menschen zugehen, viele persönliche Begegnungen und Gespräche an den Haustüren.
Meine digitale Wahlkampf-Strategie: Filme und Reels für meine Social Media-Kanäle, um meine politischen Inhalte noch lebendiger zu vermitteln.
Bestes Give-Away: Im Münsterland gerösteter Fairtrade Kaffee – stark und schwarz, mit meinem Logo #starkschwarzstefan.
Mein politisches Thema: Generationengerechtigkeit.
Als erstes ändere ich: Ich möchte verantwortlich daran mitwirken, die Rente zukunftsfest und generationengerecht zu machen.
Wunsch-Koalition: Eine starke, unionsgeführte Koalition.
Mein Slogan: Zukunft.Gerecht.Machen
Größte Stärke meiner Konkurrentin: Sympathisches Auftreten.
Größte Schwäche meiner Konkurrentin: Ich konzentriere mich lieber auf meine eigenen Stärken als darauf, andere zu beurteilen.
Auf diesen Termin freue ich mich: Auf den Wahlabend!
Die SPD-Kandidatin
Svenja Schulze © Christoph SteinwegWer bin ich? Mein Name ist Svenja Schulze, ich bin 52 Jahre alt und Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit. Als Münsteranerin fahre ich in meiner freien Zeit gerne Rad und lese.
Wo wohne ich? Ich wohne in Münsters Südviertel.
Was zeichnet mich aus? Als Politikerin ist Beharrlichkeit eine meiner Stärken. Unabhängig davon bin ich eine Frohnatur.
Lieblingsort im Wahlkreis: Münster hat so viel zu bieten. Besonders gerne bin ich zum Beispiel in den Rieselfeldern - ein wunderbarer Ort der Artenvielfalt und Erholung!
Meine analoge Wahlkampf-Strategie: Unser Wahlkampf lebt vom Einsatz jedes und jeder Einzelnen. In der SPD kommen Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen zusammen, die tief in der Stadt verwurzelt sind. In unseren Wohnvierteln kommen wir auch außerhalb von Wahlkämpfen mit den Menschen ins Gespräch über Klimaschutz, bezahlbaren Wohnraum und faire Löhne und Arbeitsbedingungen. Das zahlt sich aktuell aus.
Meine digitale Wahlkampf-Strategie: Mit unserem modernen digitalen Wahlkampf schaffen wir es in jeden Newsfeed. Stories, Reels, Instagram-Lives und vieles mehr – wir zeigen, wie vielseitig Online-Wahlkampf sein kann.
Bestes Give-Away: Unsere beliebtesten Give-Aways sind kleine Insektenhotels, mit denen wir alle einen Beitrag zum Artenschutz leisten können.
Mein politisches Thema: Klimaschutz, bezahlbarer Wohnraum und faire Löhne liegen mir besonders am Herzen und sind in Münster sehr wichtige Themen.
Als erstes ändere ich: Ich möchte an meine Arbeit als Bundesumweltministerin anknüpfen und den Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland weiter vorantreiben.
Wunsch-Koalition: Ich werbe für einen klaren Regierungsauftrag für Olaf Scholz. Dafür muss man sein Kreuz bei der SPD setzen. Die Union sollte die nächste Legislaturperiode in der Opposition sitzen.
Mein Slogan: Kompetenz aus Münster. Für Dich in Berlin.
Größte Stärke meines Konkurrenten: Stefan Nacke grenzt sich klar gegen Rechts ab – das machen in der CDU leider nicht alle und das schätze ich daher an ihm.
Größte Schwäche meines Konkurrenten: Ich rede prinzipiell nicht schlecht über die politische Konkurrenz. Die Positionen der SPD und meine Erfahrung sind überzeugend genug.
Auf diesen Termin freue ich mich: Zwei Tage vor der Wahl, am Freitag, 24. September 2021, kommt Olaf Scholz nach Münster. Ab 11:00 Uhr spreche ich mit ihm und weiteren Kandidat:innen aus dem Münsterland auf der Stubengasse.
Will für die Linke in Nordrhein-Westfalen in den Deutschen Bundestag: Christian Leye. © ThePioneerFür Christian Leye sind die Anschläge vom 11. September 2001 der Beginn seines politischen Lebens. Der Krieg in Afghanistan hätte ihn dazu gebracht sich in Friedensbewegungen zu engagieren. “Gegen Kriege, die keinen Frieden bringen”, wie Leye am Telefon erzählt. Für ihn sei immer klar, dass die Linkspartei die Partei ist, mit der er sich identifizieren kann. 2010 tritt er bei, heute kandidiert er auf Listenplatz 6 für die Linken in NRW. Nach aktuellen Umfragen wird er am 26. September in den Bundestag einziehen.
Das Parlament wäre für den 40-Jährigen kein Neuland. Christian Leye hat bereits für die Abgeordneten Sevim Dagdelen und Sahra Wagenknecht hinter den Kulissen im Bundestag gearbeitet. Zwischenzeitlich war er als politischer Jugendberater in der Dortmunder Nordstadt angestellt. Jetzt will Leye aber selbst mitgestalten. “Für mich ist das der nächste logische Schritt, nachdem ich ohnehin schon so lange in der Politik aktiv bin”, sagt der Direktkandidat im Wahlkreis Duisburg 2.
Im Bundestag würde er gerne Steuer- und Wirtschaftspolitik machen, sagt Leye, der einen Master in Volkswirtschaftslehre absolviert hat. Wo genau er sich als Abgeordneter einbringen möchte, sei aber noch unklar. Leye sagt:
Politik ist Teamsport. Wir spielen hier Fußball und kein Tennis. Ich gehe dahin, wo ich gebraucht werde.
Die Wahlkampftour von Olaf Scholz geht heute weiter in Nordrhein-Westfalen. Nachmittags spricht der SPD-Kanzlerkandidat bei einer Kundgebung in Köln, abends zusammen mit der Juso-Vorsitzenden Jessica Rosenthal bei einem Termin in Bonn.
In Bonn und Köln ist heute auch Robert Habeck - nur in anderer Reihenfolge, mittags in der ehemaligen Hauptstadt, abends in der Domstadt. Die Kanzlerkandidatin der Grünen, Annalena Baerbock, macht heute Wahlkampf in Karlsruhe und Würzburg.
CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet ist heute auf einer Kundgebung in Rheinland-Pfalz. Die Veranstaltung in Landau beginnt um 14 Uhr.
Christian Linder, Spitzenkandidat der FDP ist heute in Baden-Württemberg unterwegs. Zusammen mit Michael Theurer spricht der Parteichef nachmittags bei einer Veranstaltung in Stuttgart sowie abends bei einem Termin in Karlsruhe.
Der Spitzenkandidat der Linken, Dietmar Bartsch, wirbt heute nacheinander in den sächsischen Städten Bautzen, Frohburg und Chemnitz für sich und seine Partei. Derweil macht Sahra Wagenknecht Wahlkampf in Bergisch Gladbach und Wuppertal.
Bei ProSieben läuft heute Abend um 20.15 Uhr die "Bundestagswahl-Show". Dieses Mal sprechen Bürgerinnen und Bürger darüber, wie sie aktuell das Land sehen und was sie von der Politik erwarten. Im Publikum nehmen zehn Spitzenpolitikerinnen und Politiker aus allen Fraktionen Platz und dürfen Fragen stellen. Mit dabei Philipp Amthor und Wiebke Winter (CDU), Saskia Esken und Lars Klingbeil (SPD), Katrin Göring-Eckardt und Ricarda Lang (Grüne), Wolfgang Kubicki und Konstantin Kuhle (FDP), Janine Wissler und Amira Mohamed Ali (Die Linken) sowie Jörg Meuthen und Joana Cotar (AfD).
In der ARD-Talkshow "maischberger.die woche" kommt es heute Abend um 22.50 Uhr zum Wahlkampfduell zwischen dem ehemaligen CDU-Fraktionsvorsitzenden Friedrich Merz und SPD-Arbeitsminister Hubertus Heil.
Die Deutschen sind wohlhabender geworden, mehr Frauen haben Jobs gefunden und die Arbeitslosigkeit ist auf einem Rekordtief. Die 16 Jahre Kanzlerin Angela Merkel waren gute Jahre, aber bei der Digitalisierung, beim Klimaschutz und bei der Bildung bleiben erhebliche Defizite. Der Economist hat die Ära Merkel in 16 spannende Grafiken zusammengefasst. Anschaulich!
In einer Umfrage des Spiegel zur Bundestagswahl zeigt sich, dass die Deutschen ein neues Top-Thema im Wahlkampf haben. Während im April und Mai noch die Ungleichheit bei Einkommen und Vermögen höchste Priorität hatte, ist das wichtigste Thema heute Altersvorsorge und Rente. Außerdem bemerkenswert: Fast die Hälfte aller Befragten halten den SPD-Kanzlerkandidaten Olaf Scholz für sehr/eher kompetent im Bereich Wirtschaft. Armin Laschet liegt nur bei 34 Prozent. Ihm schreiben 55 Prozent sogar wenig bis keine Wirtschaftskompetenz zu. Weitere Ergebnisse der Umfrage finden Sie hier in dem Artikel von Florian Diekmann.
Die Pioneer Polls ergeben sich durch den Mittelwert der aktuellen Umfragen der Institute Allensbach, Kantar, Forsa, Forschungsgruppe Wahlen, GMS, Infratest Dimap, Insa und YouGov.
Heute gratulieren wir herzlich:
Christine Aschenberg-Dugnus, FDP-Bundestagsabgeordnete, 62
Herbert Gogel, deutscher Sportjournalist, 67
Klaas Heufer-Umlauf, deutscher Fernsehmoderator, 38
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