Welches Land hat seine Hausaufgaben gemacht?

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Guten Morgen,

herzlich willkommen zum Campaign Briefing aus der Hauptstadt – direkt von der Pioneer One.

Unsere Themen heute:

  • Luftfilteranlagen in allen Schulen, Rückkehr zum Präsenzunterricht? Die Vorbereitungen in den Schulen sind dürftig, wie eine exklusive Umfrage zeigt.

  • Die Jüdisch-deutsche Werteinitiative legt eine Art Verhaltenskodex gegen sämtliche antisemitische Ressentiments vor. Die Mission des Vereins: Demokratie stärken.

  • Die SPD lästert in internen Wahlkampf-Papieren über den Koalitionspartner. Das Krisenmanagement von CDU-Minister Jens Spahn sei "zu langsam, zu teuer".

  • In den Pioneer Battlegrounds geht es heute um das Duell eines prominenten SPD-Linken gegen einen Gutsbesitzer und Landwirtschaftsexperten von der CDU.

Wie sich die Schulen für den Herbst wappnen

Die Infektionszahlen steigen wieder, die Politiker warnen davor, die Schulen nach der Sommerpause wieder in den Lockdown oder auch nur in den Wechselunterricht zu schicken.

Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet verspricht "Präsenzunterricht" und "möglichst viele Luftfilteranlagen" in den Schulen, um eine weitgehende Rückkehr zur Normalität zu ermöglichen.

Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock fordert gar Luftfilteranlagen für jeden Klassenraum in Deutschland.

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Doch wie sehen die Pläne in den Ländern konkret aus?

Unsere ThePioneer-Volontäre Alexander Gerst und Jonas Wengert haben in den Schulministerien aller 16 Bundesländer angefragt, wie die Strategien gegen einen Corona-bedingten Unterrichtsausfall im Herbst aussehen.

Das Ergebnis ist teilweise ernüchternd.

Bei der Anschaffung von Luftfilteranlagen, die Experten seit Monaten als besonders hilfreich bewerten, um das Infektionsrisiko in Klassenräumen zu senken, haben nahezu alle Bundesländer nur kleine Anschaffungen getätigt.

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In NRW wurden im vergangenen Schuljahr rund 5.500 Schulräume für einen "infektionsschutzgerechten Unterricht" präpariert - rund 3.500 durch mobile Lüftungsgeräte und rund 2.000 durch andere Instandsetzungsmaßnahmen.

Im Durchschnitt bedeutet das allerdings nur etwas mehr als ein infektionssicheres Klassenzimmer pro öffentlicher Schule in NRW.

Im Saarland sieht es nicht besser aus. Dort sind von 3.900 Klassenzimmern bisher 476 mit mobilen Luftreinigern ausgerüstet worden. Die flächendeckende Ausstattung mit Luftfiltern ist laut Kultusministerium "keine zwingende Voraussetzung für einen sicheren Präsenzunterricht." Man setze auf Antigen-Schnelltests.

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In Bremen sind knapp 50 Prozent der Klassenzimmer mit Luftfiltern ausgestattet. In Berlin wurden rund 7.800 solcher Anlagen an Schulen geliefert - damit verfügt immerhin knapp ein Drittel aller Klassenräume über einen mobilen Luftfilter.

Viele Kultusministerien können oder wollen auf unsere Anfrage hin nicht genau angeben, wie viel Prozent der Schulräume in ihrem Bundesland mit Filtern bestückt sind.

In Bayern hieß es, dass für 14.100 Klassenzimmer die entsprechende Förderung beantragt wurde. In Rheinland-Pfalz hätten 31 von 36 Kreisen und Städten Fördergelder für den Einbau von Luftfilteranlagen abgerufen.

In Baden-Württemberg verweist man darauf, dass 2020 und 2021 zwar insgesamt 100 Millionen Euro vom Land bereitgestellt wurden, um Schulen zu sanieren und corona-gerecht nachzurüsten - ob oder wie viele Luftfilteranlagen davon angeschafft wurden, darüber gebe es bisher aber keine Informationen.

Auch aus Sachsen, Niedersachsen, Hamburg und Thüringen gibt es keine konkreten Zahlen. Hamburg prüfe derzeit, wie viele Klassenzimmer einen Bedarf haben. Ein Sprecher des sächsischen Bildungsministeriums verweist darauf, dass Luftfilter nur dann sinnvoll sind, wenn die Klassenräume aus baulichen Gründen nicht ausreichend gelüftet werden können.

Eine Lehrerin einer NRW-Grundschule sammelt die Teststreifen nach dem Lolli-Test ein.  © imago

Viele Bundesländer setzen weiterhin auf eine Testpflicht der Schüler und des Lehrpersonals. NRW behält die Testpflicht bis zu den Herbstferien bei, mit zwei verpflichtenden Tests pro Woche. Grund- und Förderschulen sollen dabei auf die kindgerechten „Lolli“-Tests setzen.

Bei der Maskenpflicht bleibt es in den meisten Ländern dabei, dass in den Klassenzimmern und im Gebäude auch die Kleinsten Masken tragen müssen, etwa in NRW und Hamburg.

In Hessen gilt die Maskenpflicht im Unterricht nur für die ersten beiden Wochen nach Schulstart, um mögliche Infektionen durch Reiserückkehrer zu verhindern. Auch Schleswig-Holstein und Berlin arbeiten an einer 14-Tage-Frist. In Berlin berät der Hygienebeirat der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie am 2. August, eine Woche vor Schuljahresbeginn, erneut über das weitere Vorgehen.

In Rheinland-Pfalz und in Thüringen ist die Maskenpflicht im Unterricht aufgehoben, solange die Schüler am Platz sitzen. In Bayern entfällt die Maskenpflicht am Sitz- und Arbeitsplatz von Grundschulen. In Baden-Württemberg, Sachsen und Niedersachsen orientieren sich die Schulen an einer Inzidenz von 35. Wer darunter liegt, kann auf Masken verzichten.

In Sachsen wird das Tragen einer Maske bei einer Inzidenz unter 35 lediglich empfohlen. Im Saarland wollen die Verantwortlichen erst zwei Wochen vor Schulbeginn entscheiden.

Hier lesen sie die gesamte Recherche.

Wie gelingt der Start ins Schuljahr?

Welche Länder starten mit welcher Corona-Strategie ins neue Schuljahr?

Artikel lesen

Veröffentlicht von Alexander GerstJonas Wengert.

Artikel

1. Jüdisch-deutsche Initiative schlägt konkrete Maßnahmen gegen Antisemitismus vor

Deutschland feiert in diesem Jahr 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland. Doch die antisemitischen Demonstrationen und Angriffe in den vergangenen Jahren haben die Sorgen der jüdischen Bürger anwachsen lassen, einige haben das Land verlassen.

Der Verein Jüdisch-deutsche Werteinitiative und ihr Vorstandsvorsitzender Elio Adler hat nun konkrete Maßnahmen erarbeitet, die das Leben für die jüdische Minderheit besser und sicherer machen sollen und mit denen die Gesellschaft den Antisemitismus bekämpfen kann.

Dazu gehören:

  • Die Politik soll die Bedingungen für jüdische Religionspraxis verbessern (z.B. Einhaltung von Feiertagen, Kaschrut).

  • Der Rechtsstaat müsse einen "konkreten, umfassenden und funktionierenden rechtsstaatlichen Schutzschild gegen Antisemitismus" bieten.

  • Antisemitische Organisationen sollen konsequent verboten werden, Terrororganisationen wie die PFLP und die Hamas dürften in Deutschland keinen Rückzugsraum sehen.

Elio Adler, Vorstandsvorsitzender der Jüdisch-deutschen Werteinitiative.  © imago
  • Antisemitische Parteien wie Die Rechte und Der III. Weg sollten von der Parteienfinanzierung ausgeschlossen und gegebenenfalls verboten werden.

  • Die islamistische Einflussnahme der türkischen Regierung und des iranischen Regimes in Deutschland müsste zurückgedrängt werden. Konkret nennt der jüdische Verein die Verbände DITIB, Milli Görüs, IZH, IGS, ATIB, DMG.

  • Deutschland sollte die Hilfszahlungen an die UNRWA überprüfen. "Die Gelder werden unter anderem für die Verbreitung antisemitischer Indoktrination in Schulen und Lehrmaterialien missbraucht", heißt es in dem Positionspapier, das uns vorliegt.

  • Deutschland müsse bei der Zuwanderung genau hinschauen und bei Menschen, "die bei uns Schutz suchen oder bei uns leben wollen, eine Integration fordern, die den Kampf gegen Antisemitismus als wesentliche Säule behandelt".

2. Spahn wirbt für LGBTI-Initiativen im Gesundheitswesen

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat in einem Brief an alle Abgeordneten von CDU/CSU und SPD auf Gesetze und Initiativen aus seinem Ministerium hingewiesen, die Benachteiligungen für Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung im Gesundheitssystem abgebaut hätten.

Dazu gehören laut der dem Brief beiliegenden Aufstellung:

  • die Kostenübernahme für HIV-Prophylaxe

  • ein bundesweites Verbot der Konversionstherapie

  • Neuregelungen der Voraussetzungen zur Blutspende

  • Forschung und Projektförderung zu Intersexualität

Spahn bittet die Abgeordneten der Koalitionsfraktionen, diese Gesetze auch in einer neuen Legislaturperiode zu unterstützen.

3. Entwicklungsressort gibt 140 Millionen Euro für Rohingya

Das Bundesentwicklungsministerium hat seit 2017 rund 140 Millionen Euro zur Unterstützung der aus Myanmar gewaltsam vertriebenen Rohingya investiert. Das teilte uns eine Sprecherin von Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) auf Anfrage mit.

Die Mittel flossen nach Bangladesch, wohin die meisten Angehörigen der muslimischen Minderheit geflüchtet sind.

Bei den geförderten Projekten handelt es sich um Initiativen zur Unterstützung von Opfern sexueller Gewalt, zur Umsetzung berufsqualifizierender Maßnahmen für Jugendliche und junge Erwachsene sowie um Aufklärungs- und Hygienekampagnen im Zuge von Covid-19. Die Projekte sollen den Menschen „langfristige Perspektiven“ eröffnen, so die Sprecherin.

Rohingya-Flüchtlinge stehen in einer Schlange, um an Bord eines Marineschiffs zu gehen, das sie zur Insel Bhasan Char bringen soll.  © Imago

Mehr als 800.000 Rohingya leben derzeit in Bangladesch. Tausende von ihnen wurden seit Jahresbeginn von der Regierung in Dhaka auf eine abgelegene Insel im Golf von Bengalen umgesiedelt, trotz internationaler Proteste.

4. Hauptstadt-Podcast: Grüne blicken aufs Innenressort

Nach Ansicht von Grünen-Innenpolitiker Konstantin von Notz könnte seine Partei im Falle einer Regierungsbeteiligung das Innenministerium übernehmen.

"Wir haben in dem Bereich viel zu bieten", sagte uns der Fraktionsvize.

Er glaube, so von Notz, dass die gesellschaftspolitischen Aspekte von Innenpolitik "bisher sehr unterkomplex" ausgefüllt würden.

"Bestes Beispiel dafür ist der Heimat-Bereich, den ich persönlich ziemlich interessant finde", sagte uns von Notz. Auch bei der Inneren Sicherheit hätten die Grünen einiges vorzuweisen.

Noch aber sei nicht abzusehen, in welcher Konstellation Deutschland nach der Wahl regiert werden wird - "insofern sollte man sich mit dem Verteilen von und Spekulieren über Ministerien maximal zurückhalten", so der Grüne.

In der neuen Folge unseres Hauptstadt Podcasts sprechen wir mit von Notz auch über die Folgen der Flutkatastrophe für den Grünen-Wahlkampf.

Außerdem:

  • Wie die grüne Spitzenkandidatin für die Abgeordnetenhauswahl in Berlin, Bettina Jarasch, den Autobahnausbau in der Hauptstadt stoppen will.

  • Warum die FDP kaum zu hören ist und genau deswegen erfolgreich sein könnte.

  • Im kürzesten Interview "Ein Satz zu ..." erklärt die frühere Piraten-Politikerin und Publizistin Marina Weisband, was sie unter anderem von Armin Laschet, Angela Merkel, Twitter und Rollenspielen hält.

Der Klick aufs Bild führt Sie zum Podcast.  

5. Unterstützen Sie unsere Deutschland-Reise

Kurz vor der Bundestagswahl gehen wir gemeinsam mit Ihnen, den Pioneers, auf eine journalistische Expedition quer durch Deutschland.

Dabei wollen wir mit Ihnen Deutschland neu denken und diskutieren, wie sich das wohlstandsgewohnte Land in den kommenden Jahren bei zentralen Herausforderungen wie Bildungsaufbruch, Wettbewerbsfähigkeit und Digitalisierung vorankommen kann.

Am 11. September geht es in Ludwigshafen los; es folgen acht weitere Orte mit Live-Journalismus und prominenten Gästen.

Wenn Sie unsere Leidenschaft für einen politisch unabhängigen und werbefreien Journalismus unterstützen möchten, erfahren Sie hier mehr.

Klick aufs Bild führt zur Website 

Beförderung für den Markus-Söder-Biografen. Der SZ-Korrespondent Roman Deininger wird neuer Chefreporter der Süddeutschen Zeitung. Das wurde gestern in der Redaktion bekannt gegeben.

Roman Deininger, bisher politischer Reporter für die Seite 3, hat zusammen mit dem Kollegen Uwe Ritzer eine spannende und lesenswerte Biografie ("Politik und Provokation") über den CSU-Vorsitzenden und bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder geschrieben.

Der promovierte Politologe begann seine journalistische Laufbahn beim Donaukurier, arbeitete nach dem Studium der Politik- und Theaterwissenschaften in München, Wien und New Orleans und einem Volontariat bei der SZ zunächst als Korrespondent für Franken und in Baden-Württemberg.

Wahlkreis 7 - Pinneberg: Michael von Abercron vs. Ralf Stegner

In 299 Wahlkreisen bewerben sich Kandidatinnen und Kandidaten für ein Direktmandat im Deutschen Bundestag. Von Flensburg-Schleswig, dem Wahlkreis 1, bis Homburg, der Nummer 299, geht es mal knapper und mal deutlicher, mal prominenter und mal unbekannter zu.

Bis zur Bundestagswahl stellen wir rund 40 Wahlkreise vor, auf die es sich zu achten lohnt. Weil es knapp ist, weil Prominente antreten oder ein Swing bevorsteht.

Heute werfen wir einen Blick in den Norden der Republik nach Schleswig-Holstein - in den Wahlkreis Pinneberg.

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Der Wahlkreis 7 umfasst den Kreis Pinneberg von der Hamburger Stadtgrenze im Süden bis zur Gemeinde Osterhorn im Norden sowie die Insel Helgoland. Knapp 240.000 Wahlberechtigte leben hier. 2017 lag die Wahlbeteiligung bei 78,7 Prozent.

Bei der letzten Bundestagswahl gewann CDU-Politiker Michael von Abercron das Direktmandat mit 39,7 Prozent der Erststimmen gegen den Sozialdemokraten Ernst-Dieter Rossmann (30,3 Prozent). Dieses Mal tritt der frühere SPD-Vize und prominente Parteilinke Ralf Stegner gegen von Abercron an.

Stegner will den Wahlkreis zum ersten Mal seit 2002 wieder für die SPD gewinnen.

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Nach aktuellen Prognosen von election.de hat aber der CDU-Kandidat sehr gute Chancen, sein Direktmandat zu verteidigen. Michael von Abercron und Ralf Stegner haben von uns jeweils identische Fragebögen erhalten. Hier sind die Antworten in unserem ThePioneer-Battleground.

Die Mandatsinhaber

CDU-Kandidat Michael von Abercron. © imago

Wer bin ich? Michael von Abercron, promovierter Agraringenieur; in meiner Freizeit schraube ich gerne an alten Autos, gehe gern Angeln oder Wandern (zu Fuß, mit dem Rad oder dem Kanu).

Wo wohne ich? Wenn ich nicht gerade beruflich in Berlin bin, ist mein zu Hause natürlich in Schleswig-Holstein.

Was zeichnet mich aus? Eine gewisse Unabhängigkeit, die ich bei vielen in der Politik vermisse, weil es leider auch häufig um Karrieren und nicht um die Sache geht.

Lieblingsort im Wahlkreis: Sehr gern bin ich mit meinem Kanu auf den Nebenflüssen der Elbe wie der Krückau oder Pinnau unterwegs.

Meine analoge Wahlkampf-Strategie: Menschen im persönlichen Gespräch davon zu überzeugen, dass der Kreis Pinneberg mit mir eine starke, verlässliche und geradlinige Stimme im Bundestag hat.

Meine digitale Wahlkampf-Strategie: Die untrennbaren Werte der Union – Friede, Freiheit und Wohlstand bei Bewahrung der Schöpfung – in die neue Zeit zu übersetzen, ist für mich die große Herausforderung. Vielleicht gehe ich dabei auch wieder ungewöhnliche Wege wie schon vorher bei einer Landtagswahl im Jahre 2009.

Bestes Give-Away: Ein kleiner, aufblasbarer Wal. Dabei hat der Wal bei der Wahl für mich schon immer eine vielfältige symbolische Bedeutung u. a. als Wappentier in Elmshorn.

Meine politischen Themen: Eine verlässliche digitale und analoge Infrastruktur. Das fängt beim Breitbandausbau an und geht über das Schienennetz mit enger ÖPNV-Taktung hin zum Autobahnausbau. Ein anderes Thema ist die innere Sicherheit: wir brauchen die Verstärkung der Bundespolizei. Dazu kommt die Gestaltung der Energiewende ohne soziale und wirtschaftliche Schäden.

Als erstes ändere ich: Wenn es so leicht wäre, als einzelner Abgeordneter im Alleingang etwas zu ändern (was wohl zu unser aller Glück nicht so ist), würde ich eine allgemeine Dienstpflicht von einem Jahr einführen. Die Flutkatastrophe hat uns gezeigt, wie wichtig gut ausgestattete und ausgebildete Katastrophenschutzkräfte sind.

Wunsch-Koalition: Die Tigerente war schon immer mein Lieblingstier.

Mein Slogan: Erfahren - Verlässlich – Sturmerprobt

Größte Stärke meines Konkurrenten: Seine rhetorischen Fähigkeiten suchen gewiss ihres Gleichen.

Größte Schwäche meines Konkurrenten: Seine allgemeinen Beliebtheitswerte und das Wahlprogramm der SPD.

Auf diesen Termin freue ich mich: In wenigen Tagen habe ich die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Gitta Connemann zu Gast. Mit ihr werden wir über eine zukunftsfähige Landwirtschaft diskutieren, wie wir bei der Produktion der "Mittel zum Leben" Umwelt, Qualität, Tierwohl aber auch Wirtschaftlichkeit so vereinen können, dass Verbraucher wie Landwirte damit gut umgehen bzw. arbeiten können.

Der Herausforderer

SPD-Kandidat Ralf Stegner. © Fotowerker Ganzer I Berg

Wer bin ich? Ralf Stegner, 61, Politikwissenschaftler und Verwaltungsprofi, neben Musik und Lesen zählt meine Fußballleidenschaft für den HSV zu meinen Hobbys - außerdem besitze ich alle über 1150 Tatort-Folgen auf DVDs.

Wo wohne ich? In Bordesholm, seit 1994. Hier haben wir ein Einfamilienhaus gebaut.

Was zeichnet mich aus? Erfahrung und Kampfkraft, Leidenschaft und Verlässlichkeit - selbst in der Sicht meiner Gegner. Bei mir steht nicht nur SPD drauf, da ist auch immer 100 % SPD drin.

Lieblingsort im Wahlkreis: Rellingen, wo ich mit meiner Familie gewohnt und die ersten kommunalpolitischen Erfahrungen in der SPD gesammelt habe.

Meine analoge Wahlkampf-Strategie: Ein niedrigschwelliger, bürgernaher Wahlkampf, den ich mit meinem roten Bus in alle(!) Gemeinden und Städte im Wahlkreis bringe (nur nach Helgoland geht es zu Wasser)

Meine digitale Wahlkampf-Strategie: Ein virtuelles Tagebuch meiner Tour, außerdem das Gesprächsformat „Stegner trifft…“, erst vergangenen Dienstag mit Stephan Weil.

Bestes Give-Away: eine Stofftasche mit 😉 auf den Inhalt kommt es an

Meine politischen Themen: Ein sozialverträglicher ökologischer Umbau der Industriegesellschaft, handlungsfähiger solidarischer Sozialstaat, gute Arbeit in der digitalen Wirtschaft, Steuergerechtigkeit und ein gemeinsam handelndes soziales und friedliches Europa will ich mich um globale Gerechtigkeitsfragen, Friedenspolitik und den Kampf gegen die rechten Demokratiefeinde kümmern.

Als erstes ändere ich: …, dass es das Wort „Kinderarmut“ noch im deutschen politischen Wortschatz geben muss!

Wunsch-Koalition: Eine sozialdemokratisch geführte progressive Regierungskoalition diesseits der Union.

Mein Slogan: Wer kämpft kann verlieren - wer nicht kämpft hat schon verloren.

Größte Stärke meines Konkurrenten: Seine parlamentarische Erfahrung.

Größte Schwäche meines Konkurrenten: Seine Verortung am äußeren rechten Rand der Union

Auf diesen Termin freue ich mich: Ich freue mich auf jeden Wahlkampftermin – mir macht Wahlkampf Spaß, es heißt zurecht Wahlkampf nicht Wahlspaziergang – aber besonders freue ich mich auf Termine mit Malu Dreyer, Peter Tschentscher und Olaf Scholz.

SPD lästert über Spahn: Zu langsam, zu teuer

In einem internen Memo der SPD-Zentrale nimmt die SPD die Gesundheitspolitik von CDU-Minister Spahn unter Feuer und rechnet mit seiner Pandemie-Politik ab.

So lange der CDU-Minister die sozialdemokratischen Projekte in seinem Ministerium abgearbeitet habe (der "rote Faden der Gesundheitspolitik ist in dieser Wahlperiode ein sozialdemokratischer") sei alles gut gewesen.

"Schwierig wurde es erst, als sich Minister Spahn bei der Bewältigung der Corona- Pandemie nicht mehr auf die Vorgaben der SPD aus dem Koalitionsvertrag stützen konnte", heißt es.

Die Ankündigungen des CDU-Ministers seien oft unabgestimmt und nicht zu Ende gedacht gewesen, etwa bei den Schnelltests.

Beim Impfen und Testen habe Spahn "hektisch eine Panne nach der anderen" produziert. Mit seinem Vorgehen habe er viel Vertrauen verspielt und "Betrügereien Tür und Tor geöffnet", heißt es in dem als Non-Paper deklarierten vertraulichen Thesenpapier für die SPD-Wahlkämpfer. Das Corona-Krisenmanagement sei "langsam und teuer" gewesen, die Impfungen habe das Ministerium verschleppt.

In der Grünen-Parteizentrale basteln sie zurzeit am Terminkalender von Spitzenkandidatin Annalena Baerbock für die neun Wochen bis zur Bundestagswahl. Was die Tourplanung knifflig macht: Baerbock lehnt Inlandsflüge zu Wahlkampfterminen ab; dadurch verlängern sich die Anfahrtswege.

Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock. © Imago

In der kommenden Woche wird Baerbock beim Wahlkampfauftakt der baden-württembergischen Grünen sein und mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann auftreten. Ein abermaliger Besuch in den Hochwassergebieten ist unseren Informationen zufolge vorerst nicht geplant.

© Charline Kappes

Die FDP könnte ab September um eine Rarität im Bundestag bereichert werden: Charline Kappes ist eine junge Frau aus einer Arbeiterfamilie - und entspricht damit gar nicht dem gängigen Bild liberaler Nachwuchspolitiker.

Warum sie sich in der FDP wohl fühlt?

Ich möchte mit den Liberalen das Aufstiegsversprechen erneuern. Den Aufstieg muss jeder in eigenen Händen halten können.

Kappes kommt nicht nur aus dem Arbeitermilieu: Die Tochter eines ehemaligen Stahlarbeiters und einer Bürokauffrau ist studierte Wirtschaftswissenschaftlerin, arbeitet heute in einem IT-Sicherheitsunternehmen und hat schon eine Beratungsagentur gegründet - mit 27 Jahren.

Das Aufstiegsversprechen ist Kern ihres politischen Engagements. Sie wirbt für ein Midlife-Bafög, dass auch Erwachsenen die Weiter- oder Umbildung finanziell ermöglicht. Deutschlandweit sollen die Schulabschlüsse vergleichbarer werden. Die Bildungsoffensive muss durch hohe Investitionen ermöglicht werden, findet sie.

Heute blickt sie mit Stolz und Respekt auf die Leistung ihre Eltern, die sich ihr Leben durch eigene Arbeit aufgebaut haben. Besonders ärgert Kappes die Infantilisierung von Nicht-Akademikern - häufig aus dem linken Lager: Die Formulierung „kleine Leute“ für hart arbeitende Menschen wie ihre Eltern macht sie wütend, wie sie uns erzählt.

Nach politischen Ämtern bei den Julis und im Bundesfachausschuss Arbeit und Soziales der FDP ist sie nun Direktkandidatin im Wahlkreis Duisburg I und steht auf der NRW-Landesliste auf einem guten Platz 24. Die Aufstiegsstory von Charline Kappes scheint noch nicht zu Ende.

Am Sonntag ist der FDP-Partei- und Fraktionsvorsitzende Christian Lindner zu Gast im ARD-Sommerinterview. Die Moderation übernimmt Matthias Deiß, stellvertretender Leiter des Hauptstadtstudios.

Im Sommerinterview des ZDF ist am Sonntagabend der Kanzlerkandidat der Union, Armin Laschet, zu Gast. Er stellt sich den Fragen von Theo Koll, Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios. Im Gegensatz zu früheren Interviews findet das Gespräch angesichts der Hochwasserflut in Düsseldorf statt, nicht wie ursprünglich geplant am Urlaubsort. Laschet hat seinen Urlaub am Bodensee bis auf Weiteres verschoben.

Sie haben die Sommerpressekonferenz der Bundeskanzlerin verpasst? N-TV-Autor Roland Peters hat hier eine gute Zusammenfassung der fast eineinhalbstündigen Befragung aufgeschrieben. Sein Fazit: "Die kompletteste Merkel, die es je gab."

Pascal Beucker von der tageszeitung legt den Schwerpunkt in seiner Analyse der Pressekonferenz auf die Versäumnisse der Kanzlerin, die sie durchaus selbstkritisch einräumt, und nennt den Lernprozess, den die Regierungschefin etwa bei der Klimapolitik durchlaufen habe. Lesenswert!

Der Nord Stream 2-Konflikt zwischen Europa und den USA scheint beigelegt, ein Kompromiss ist erreicht. Ein Kompromiss aber, der viele Verlierer kennt: Joe Biden, der sich gegen Deutschland nicht durchsetzen konnte; Angela Merkel, deren Hartnäckigkeit der Beziehung zu den USA geschadet hat; Osteuropäische Staaten, die Russland gegenüber nun noch machtloser sind. Wie taz-Redakteur Malte Kreutzfeldt in seiner Analyse aber erklärt, gibt es auch einen Gewinner: Russlands Präsident Wladimir Putin.

Die Pioneer Polls ergeben sich durch den Mittelwert der aktuellen Umfragen der Institute Allensbach, Kantar, Forsa, Forschungsgruppe Wahlen, GMS, Infratest Dimap, Insa und YouGov.

Heute gratulieren wir herzlich zum Geburtstag

Peter Bleser, CDU-Bundestagsabgeordneter, 69

Wolfgang Büchner, Ex-Spiegel und RND-Chefredakteur, Berater bei der MSL Group, 55

Silvia Breher, CDU-Bundestagsabgeordnete, 48

Falko Mohrs, SPD-Bundestagsabgeordneter, 37

Martin Patzelt, CDU-Bundestagsabgeordneter, 74

Morgen gratulieren wir:

Axel Müller, CDU-Bundestagsabgeordneter, 58

Andreas Tyrock, Chefredakteur der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung, 58

Christian von Stetten, CDU-Bundestagsabgeordneter, 51

Burkhard Balz, Vorstand der Deutschen Bank, Ex-MdEP, CDU, 52

Am Sonntag gratulieren wir:

Susanne Mittag, SPD-Bundestagsabgeordnete, 63

Jürgen Trittin, Grünen-Bundestagsabgeordneter, 67

Ihre Informationen für uns © Media Pioneer

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Herzlichst, Ihre

Pioneer Editor, Gründungs-Chefredakteur The Pioneer
Pioneer Editor, Ex-Stellvertretender Chefredakteur The Pioneer
  1. , Pioneer Editor, Gründungs-Chefredakteur The Pioneer
  2. , Pioneer Editor, Ex-Stellvertretender Chefredakteur The Pioneer

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